Heute ist weißer Sonntag, oder, wie er jetzt seit ein paar Jahren heißt, "Barmherzigkeitssonntag". Für mich bleibt es aber der weiße Sonntag. 1994, also vor 15 Jahren, am weißen Sonntag, da war ich eines von 32 Kindern, die in meiner Gemeinde das erste Mal die Heilige Kommunion empfangen durften.
Ich hatte ein wunderschönes, edles weißes Samtkleid mit kurzen Puffärmeln an, das meine Mutter nach meinen Vorstellungen genäht hat. Es hängt noch immer in meinem Kleiderschrank in meinem Zimmer bei meinen Eltern. Dieses Kleid drückte für mich aus, dass tatsächlich ein großes Fest war: Zum ersten Mal in meinem Leben sollte ich Jesus bei mir empfangen dürfen, und dafür war ich so schön wie möglich. Und durch die Beichte vorher war ich auch innen so glänzend weiß geworden, wie mein Kleid von außen. (Naja, bis zehn Minuten nach der Beichte - dann hatte ich wieder irgendwas Böses gedacht.) Ich war damals noch in der glücklichen Situation, dass ich mehr als einen Streit mit meiner Freundin oder ein nicht aufgeräumtes Kinderzimmer nicht zu beichten hatte, und so war ich dann recht zuversichtlich, dass es trotz kleiner neuer Makel immer noch reichen würde. Jesus wusste ja eh, dass ich mich immer streite und nie aufräume.
Wir hatten uns ein Jahr lang jede Woche zum Unterricht getroffen, damit wir auch wussten, was das bedeutet, und wir sangen an diesem Tag eines der Lieder, die wir das ganze Jahr hindurch immer wieder gesungen hatten. Aber dieses eine, das war an diesem Tag unser Motto: Gottes Liebe ist wie die Sonne. Ich weiß noch, wir wir im Kreis um den Altar standen und vom Pfarrer Christus gereicht bekamen. (Wir praktizierten alle die Handkommunion, obwohl wir im Kommunionunterricht auch erklärt bekommen hatten, wie Mundkommunion funktioniert.) Ich stand direkt links vom Pfarrer im Kreis, und ich bekam Christus als erstes. Uns war vorher eingeschärft worden, dass wir die Zeit, bis alle den Leib Christi erhalten hätten, zum Anbeten nutzen sollten. Aber so richtig wusste ich damals nicht, was das heißt "Anbeten". Also schaute ich nur auf diese Hostie in meiner Hand und genoss es, dass mir Jesus so nahe war wie noch nie. Und dann, als alle die Kommunion gereicht bekommen hatten, führten wir gleichzeitig die Hostie zum Mund, und dann war Jesus in mir. Die Sonnenwärme breitete sich in mir aus, und ich fand es komisch, dass sie es vom Herzen aus tat, wo doch Jesus in meinem Magen war ... Während dann die Gemeinde zur Kommunion prozessierte, wurden meine Freundin, neben der ich saß, und ich von einem Vater angemacht, weil wir nicht innig genug beteten. Dumme Sache, die Sonne war weg aus mir. Aber sie war dagewesen, und ich wusste, sie würde wiederkommen.
Jetzt ist das 15 Jahre her, und ich empfange die Kommunion sehr regelmäßig, beinahe täglich. Nicht immer bin ich so gut vorbereitet wie damals, und die Sonnenwärme spüre ich schon länger nicht mehr. Aber ich glaube, dass Jesus mich nicht weniger liebt, nur weil ich jetzt erwachsen bin. Und ich verlange nach Seiner Gegenwart in meinem Leben. Deshalb hält mich auch nichts und niemand von der Heiligen Messe fern. Und am weißen Sonntag denke ich manchmal voll Dankbarkeit an diese Sonnenwärme meiner Kindheit zurück, die Gottes Liebe spürbar machte.
Laute und leise Höhepunkte des Christkönigssonntags
vor 3 Stunden
2 Kommentare:
Die Sonnenwärme kann meiner Erfahrung nach durchaus auch wiederkommen...
Denk dran, wie das Lied weitergeht (vorausgesetzt wir meinen das gleiche)
Gottes Liebe ist wie die Sonne,
sie ist immer und überall da.
Und dann kommt noch ein Teil der lautet:
"streck Dich ihr entgegen".
Also- viel Spaß beim Sonnen! ;-)
Kommentar veröffentlichen