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Freitag, 23. Januar 2009

Die Firmbewerber und die liebe Beichte

Ich hab mal eine Frage an meine Leser zum Thema Firmbewerber und Beichte:

Wie würdet Ihr heute anraten, vor der Firmung mit dem Thema der Beichte umzugehen?

Einerseits ist es klar: Eigentlich sollen die Firmbewerber vor der Firmung beichten. Das ist der ausdrückliche Wunsch der Kirche, und zwar nicht ohne Grund. Die Wirkung des Sakraments kann sich nur dann richtig entfalten, wenn der Empfänger zum Zeitpunkt des Empfangs im Stand der Gnade ist. Soweit klar.

Auf der anderen Seite steht aber unsere pastorale Realität. Die meisten Firmbewerber waren heutzutage seit ihrer Erstkommunion nicht mehr in der Kirche. Wenige schaffen es mal während der Zeit des Firmkurses, sich eigenständig in die Sonntagsmesse zu bewegen. An die Beichte vor der Erstkommunion haben die allermeisten schlechte Erinnerungen, außerdem ist die schon ewig lange her. Wenn man Glück und eine gute Firmvorbereitung hat, ist ein Teil von ihnen zum Firmtermin dann soweit, sich irgendwie für diesen "Gott" da draußen ein bisschen zu interessieren, aber zumeist ist das ein junges Pflänzchen, das man hegen und pflegen muss, um es nicht sofort wieder zu zerstören. Wenn man Jugendliche, die sich ja dazu noch in einer schwierigen Phase ihres Lebens befinden, denn das Erwachsenwerden ist nunmal eine Herausforderung, wie sie noch keine zu meistern hatten, nun gegen ihren Willen zur Beichte zwingt, gehen sie garantiert so schnell nicht wieder. Und es ist wahrscheinlich, dass man auch das zarte Pflänzchen Glauben dadurch gleich wieder zertrampelt.

Was folgern wir nun daraus? Wir bringen unsere Jugendlichen vorsichtig mit dem Thema "Schuld, Versagen, Gewissen" in Berührung. Dann bieten wir ihnen die Beichte an, als Möglichkeit. Die meisten nehmen diese Möglichkeit nicht an. Irgendwie sagt mir dieser Umgang damit nicht zu, denn wie gesagt: Die Kirche wünscht, dass die Firmbewerber vor dem Empfang des Firmsakraments beichten, um in den Stand der Gnade zu gelangen und dem Sakrament die Möglichkeit der vollen Entfaltung zu geben. Ich bin nicht glücklich mit unserer Lösung. Aber wer kennt eine bessere?

Donnerstag, 24. April 2008

Du denkst, Du bist nicht berufen? II

Ab und zu gibt es in meinem Blog Kommentare, die ich so ausführlich beantworten möchte, dass sich dafür ein eigener Artikel lohnt. Hier ist einer davon:

Im letzten Jahr hast Du in einem Kommentar angekündigt oder zumindest die Option offen gehalten, dass Du auf das Buch von Veronika Peters " Was in zwei Koffer passt" noch einmal etwas schreiben würdest, hast aber schon vorweg genommen, dass Dir ihre Motivation zweifelhaft vorkommt. Leider ist es bis heute nicht dazu gekommen. Ich selbst empfinde es immer schwierig, über Berufungen anderer Menschen zu befinden oder gar zu urteilen, denn diese ist sicher für jeden Einzelnen selbst eine Gnade, ein Geschenk, die er selbst kaum zu fassen vermag. Für mich ist es daher kaum vorstellbar, wie man dieses höchstsensible Thema u.a. am Flipchart abhandeln kann. Für eine genauere Erläuterung wäre ich Dir daher sehr dankbar! Herberta

Hallo Herberta,
ja, es stimmt, Veronika Peters ist mir irgendwie durch die Lappen gegangen. Das hängt unter anderem mit persönlichen Schwierigkeiten, Dürrephasen, Durchhängern, Dunkelheiten - wie man es auch immer bezeichnen will - zusammen, die mich etwas gefangen genommen haben. Da es nun aber schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe, und es 480 km von mir entfernt auf einer Kommode liegt und ich nicht eben nochmal nachlesen kann, werde ich auch in den nächsten Tagen und Wochen das Versäumte sicher nicht nachholen. Zur Motivation von Frau Peters spontan nur soviel: Sie beschreibt ja relativ genau die Gründe, die sie zum Eintritt bewegt haben. Insofern habe ich natürlich auch einen gewissen Einblick in das Innere der Protagonistin, wobei ich auf bewusste Abwandelungen der Geschichte zu Anonymitätszwecken o.ä. selbstverständlich nicht eingehen kann. Aber was sie beschrieb, klang für mich sehr deutlich nach einem: Weltflucht. Und gerade Weltflucht sollte keine Motivation sein, in einen Orden einzutreten, denn sie ist gerade das Gegenteil von "einer Berufung folgen": Davonlaufen.

Nun aber zum anderen Punkt. Ich habe überhaupt nichts am Flipchart "abgehandelt"; so eine abwertende Behauptung darf ich mir von jemandem, der nicht dabei war, dann doch verbitten. Aber es war ein Informationsabend über Berufungen, an dem ich im wesentlichen auf drei Punkte eingegangen bin:
1. Was ist eine Berufung?
2. Welche Arten von Berufung gibt es?
3. Wie erkenne ich eine Berufung?
Zumindest für die ersten beiden Punkte war es sehr hilfreich, einfach als Gedächtnisstütze für die Zuhörer ein paar Symbole und Schlagwörter durch Pfeile miteinander zu verknüpfen. Ich habe nicht den Anspruch an mich gestellt, innerhalb von eineinhalb Stunden meine Zuhörer zur Erkenntnis ihrer Berufung zu führen - das wäre lächerlich. Ich wollte lediglich ein paar Denkansätze geben und strukturelle Informationen vermitteln. Im dritten Punkt gab es dann ein paar Starthilfen für die persönliche Suche. Die jedoch muss dann im einzelnen woanders stattfinden, ich kann sie niemandem abnehmen. Aber sensibilisieren für das Thema konnte ich, und die Zuhörer zeigten mit ihren Reaktionen, dass ich da einem vorhandenen Bedürfnis entgegegengekommen bin.

Samstag, 10. November 2007

frauliche Sinnlichkeit durch Sonntagskleidung

Liebe Amica,

ich freue mich aufrichtig über Deine Freundschaften und die Menschen, die Dir versichern, wie sehr sie Dich mögen, vielleicht sogar bewundern. Ich wünsche Dir allerdings noch etwas mehr Gelassenheit und Freude am Genuss in den alltägliche Dingen des Lebens. Dazu gehören sogar so profane Dinge wie die Sonntagssachen, eigentlich nur "FÜR GUT", auch mal im Alltag zu tragen, mal etwas Besonderes wagen und Fraulichkeit, sogar Sinnlichkeit zu empfinden. Ich, übrigens Katholikin, sehe darin in gar keiner Weise eine Diskrepanz in meinem Glaubensverständnis, sondern genieße mein Frausein, was sich auch im Kleidungsstil ausdrückt, jeden Tag.

Deine Unterteilungen in katholisch, evangelisch, orthodox empfinde ich als starr und kategorisch. Wir alle glauben an den Einen Gott, der uns alle gleichermaßen liebt.


Meine liebe anonyme Kommentatorin,

vielen Dank für Deine Nachricht. Es ehrt mich, dass Du Dir so viele Gedanken über mich machst und mir helfen möchtest. Du kritisierst zwei Punkte: Zum einen, dass ich meine Sonntagssachen nur an Sonn- und Feiertagen trage, zum anderen, dass ich in meinem Text eine Unterteilung vornehme in katholisch, evangelisch und orthodox. Jedoch muss ich sagen:

"Etwas wagen", das tue ich nicht, indem ich die Sonntagskleidung alltags trage. Was sollte daran auch Wagnis sein? Es ist heute nicht mal mehr so, dass meine Mutter dann schimpfen würde, denn sie lebt mehrere hundert Kilometer entfernt von mir und bekommt das gar nicht mit. Als Kind bekam ich manchmal einen kritischen Kommentar, wenn ich die guten Sachen mitten in der Woche tragen wollte. Das hat sich natürlich irgendwie schon eingeprägt, und vor vier Jahren, nachdem ich zuhause ausgezogen war, beschloss ich auch prompt, diese Trennung in Kleidungssachen aufzuheben. Recht bald aber stellte ich dann fest: Wenn man das Besondere nicht besonders hält, dann kann man sich auch nicht mehr an der Besonderheit freuen. Oder, wie es mir eine Freundin ins Poesiealbum schrieb:
"Wer jeden Tag nur Kuchen ißt
und Keks und Schokolade,
der weiß ja nicht, wann Sonntag ist;
und das wär wirklich schade."

Recht hatte sie, diese Freundin, mit ihrer kleinen Weisheit - und das schon im Grundschulalter. Als erwachsene Frau beeindruckt mich das. Für mich gehört das Aufsparen der "besseren" Kleidung heute dazu zum Sonntag wie der Besuch der Sonntagsmesse, das Nicht-Einkaufengehen trotz geöffneter Geschäfte, das Nicht-Putzen meiner Wohnung am Sonntag und das Nicht-Lernen trotz geöffneter Bibliothek. All das könnte ich tun, doch würde ich dadurch für mein Empfinden den Sonntag entweihen. Den Feiertag heiligen. Drittes Gebot. Ihn für den HERRN, der an diesem Tag auferstanden ist, besonders halten - feiern. Wenn ich etwas wagen will, dann tu ich das wirklich auf andere Weise. Aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.

Auch Dein Argument, ich würde dadurch an Fraulichkeit und Sinnlichkeit gewinnen, leuchtet mir nicht ganz ein. Weil meine Alltagskleidung ja nicht hässlich ist, auch ist sie nicht schmutzig oder kaputt, sondern eben nur nicht mehr brandneu. Darin sehe ich aber keinen Nachteil. Oder trägst Du all Deine Kleidung immer nur eine einzige Saison? Und: Fraulicher soll ich werden und an Sinnlichkeit gewinnen. Muss ich denn das? Bin ich nicht "fraulich" und "sinnlich" genug, wie ich bin? Soll Leute geben, die das finden. Aber auch diese Leute sind nicht entscheidend. Ich selbst will gar nicht mehr in dieser Richtung fortschreiten. Ich bin Frau, ich bin gerne Frau, und manchmal bin ich sogar "typisch Frau". Und Sinnlichkeit ist ein Wert, den ich als Selbstzweck ziemlich zweifelhaft finde. Ich strebe nicht nach einem Mehr an "Fraulichkeit" und "Sinnlichkeit". Aber selbst wenn ich es täte, müsste ich dazu nicht die Sonntagskleidung am Werktag tragen. In diesem Sinne ist die Kleidung nämlich egal, sie ist eine äußere Hülle. Fraulich und sinnlich bin ich - Amica - in einem mir angemessen erscheinenden Maße immer, egal was ich trage.

Nun aber endlich zu dem anderen Kritikpunkt. Unterteilung in Katholiken, Protestanten und Orthodoxe. Du findest das "starr" und "kategorisch". Und ich empfinde es als abwertend und traurig, wenn man immer alles gleich macht. Ich lade Dich ein, nochmal den Ausgangsartikel nachzulesen. Darin wirst Du feststellen, dass Ilina und ich darüber diskutierten, ob wir am Reformationstag gemeinsam lernen. Und ich sehe einfach keinen Grund, der dagegen spräche. In unseren Konfessionen feiert man keinen Reformationstag. Wir haben aber auch unsere protestantischen Freunde nicht in ihrer Feier gestört. Wir trafen uns lediglich in Ilinas Wohnung, um dort einige Stunden miteinander den Allgemeinen Teil des BGB auseinanderzunehmen. Für mich persönlich wäre es unangenehmer gewesen, dies einen Tag später zu tun - da hatte ich dann nämlich Feiertag, wenn auch dieser in Brandenburg kein staatlicher ist. Schlimm fände ich es, wenn man ohne Unterschied einfach alle Christen gleichsetzen würde. Ich möchte keinen Reformationstag feiern, genau wie ich Protestanten kenne, die mit Fronleichnam so ganz und gar nichts anfangen können, weil sie eben ein komplett anderes Abendmahlsverständnis haben. Soll ich ihnen das aufzwingen? Es geht hier nicht darum, jemanden abzuwerten. Das würde ich eher durch Gleichmacherei tun, denn dann würde ich die Eigenheiten des einzelnen nicht mehr respektieren.
Denk doch noch mal darüber nach, ich lade Dich ein.