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Montag, 21. April 2008

andere Länder, andere Sitten

Ich bin zurück aus Poznań. Wieder einmal fiel mir auf, dass der Katholizismus dort drüben auf der anderen Seite von dem Fluss, der keine 50 Meter von meinem Wohnhaus entfernt fließt, ein ganz anderer ist als der hiesige. Einmal wurde mir das bewusst, als in der Heiligen Messe, die ich am Sonnabend früh besuchte, in den Fürbitten auch für diejenigen gebetet wurde, die die Osterbeichte noch nicht abgelegt und die Osterkommunion noch nicht empfangen haben, dass sie vom Heiligen Geist in ihren Herzen bewegt werden und diese Pflicht noch rechtzeitig erfüllen. Das sollte bei uns mal einer wagen; so eine Fürbitte zöge sicher eine Kriegserklärung nach sich. Leider.

Zum anderen heute, als ich auf der Website der Kathedrale zu Poznań gestöbert habe, die wir auch zweimal besucht haben (einmal zur Besichtigung und dann nochmal zur Sonntagsmesse). Dort in der Kathedralgemeinde gibt es eine Firmkatechese, die sich über drei Jahre erstreckt, außerdem müssen die Firmbewerber in dieser Zeit regelmäßig die Sonntagsmesse besuchen und monatlich beichten. Sehr restriktiv, wobei die Sonntagsmesse meiner Meinung nach das geringere Problem ist - aber eine monatliche Beichtpflicht? Das geht ja weit über das hinaus, was die Kirche von jedem Katholiken fordert ...

Ich will das jetzt gar nicht werten, denn in Deutschland ist auch nicht immer alles das Gelbe vom Ei in der Kirche. In Polen läuft manches anders als bei uns. Dass alles besser ist oder alles schlechter, das bezweifle ich. Aber es ist anders.

Freitag, 18. April 2008

do Poznania

Und schon wieder muss ich mich von meinen Lesern verabschieden, aber diesmal nur kurz. Übers Wochenende fahren wir Studenten - wie gehabt - ökumenisch und international nach Poznań (Posen). Ich freue mich schon sehr auf diese Fahrt, denn obwohl die Fahrtzeit selbst mit der Bummelbahn nur drei Stunden beträgt, war ich dort seit meinem dreiwöchigen Sprachkursaufenthalt zu Beginn meines Gastschuljahres nicht mehr. Das wiederum ist mittlerweile beinahe acht Jahre her, und so bin ich sehr gespannt auf alte neue Eindrücke aus dieser Stadt. Und natürlich werden wir auch am morgen stattfindenden Taizé-Treffen teilnehmen.

(Bild: Rathaus von Poznań aus der Wikipedia)

Freitag, 25. Januar 2008

Parakletos

Gestern abend hab ich endlich das gemacht, was ich schon viel früher hätte tun sollen. Aber ich musste wohl erst ans Ende des neunten Semesters kommen, um einmal mit zur polnischen Studentengemeinde zu gehen. Hier an der Viadrina gibt es nämlich nicht nur unsere kleine Studentengemeinde und die Ökumenische Studentenarbeit (die sich seit einiger Zeit als Ökumenische Universitätsgemeinde bezeichnet *räusper*), sondern auf polnischer Seite, in Słubice, gibt es ebenfalls eine katholische Studentengemeinde. Sie nennt sich "Parakletos". Einige Mitglieder waren mit auf der Fahrt nach Wrocław vor zwei Wochen, und da sprach ich mit zwei Polen darüber, dass ich ab und an Donnerstags in Polen zur Gemeindemesse gehe, weil die einzige Messe am Donnerstag in Frankfurt für mich nur sehr schwer erreichbar ist und meinen Tagesablauf auf unzumutbare Weise zerklüften würde. Und da kam dann die Frage, warum ich denn nicht mit zur Studentenmesse von Parakletos käme und zugleich eine herzliche Einladung. Letzte Woche war ich krank (und wäre ich nicht krank gewesen, hätte ich beim PGR gesessen), aber gestern traf ich mich dann an der Stadtbrücke mit Agnieszka, die sowieso hinging, und wir gingen zusammen. Ich muss sagen, es hat mir sehr gut gefallen. Wir kamen im Gemeindezentrum von Parakletos in eine kleine Kapelle, die modern, aber durchaus schön eingerichtet ist. Hat mir eigentlich ziemlich gut gefallen, obwohl ich sonst nicht so auf experimentelle Kunst in Kirchen stehe. Aber hier war überall noch etwas erkennbar; das stilisierte Kreuz aus verschiedensten Materialien ist mit einem fast klassischen Corpus versehen, und die Fenster sind bunt bemalt mit biblischen Motiven. Die Messe war sehr lebendig, mit schönen, schwungvollen und jugendlichen Liedern, die mir inhaltlich auch nicht platt vorkamen. Die Kommunion wurde unter beiden Gestalten ausgeteilt (per Intinctio durch den Studentenpfarrer). Die Atmosphäre war sehr würdig. Und hinterher saßen wir bei einer Tasse Tee zusammen und sangen Weihnachtslieder und unterhielten uns. Durch unsere Wrocław-Fahrt kannte ich über die Hälfte der anwesenden Studenten, und so fühlte ich mich auch nicht fremd. Irgendwann nach zehn machte sich eine kleine Truppe von fünf Personen auf den Weg zurück nach Deutschland, wo sich dann an der Grenze unsere Wege trennten. Einziger Kritikpunkt: Der Regen auf dem Rückweg hätte nicht sein müssen.

Fazit: Da bin ich jetzt öfter. :)

Freitag, 12. Januar 2007

6000 Existenzen abgebrannt

Als Frankfurter Studentin habe ich manchmal den Eindruck, dass die meisten Touristen, die in unsere Oderstadt kommen, gar nicht wirklich zu uns wollen, sondern nach "nebenan" zu unseren Nachbarn. Große Reisebusse karren die Menschen zu Hunderten aus ganz Deutschland heran, "Tagestour zum Polenmarkt" steht auf den Zetteln, die hinter den Windschutzscheiben der überall in Odernähe parkenden Vehikel kleben.
Das alles wird sich jetzt schlagartig ändern: Der "Bazar", wie ihn die Polen nennen, in Słubice ist in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar den Flammen zum Opfer gefallen. Kurze Notizen fand man auch in den deutschen Zeitungen, aber das Interesse ist schon verflogen, bevor überhaupt auch nur die Ursache der Katastrophe bekannt wurde: Die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" berichtet, an einer der Buden habe es im Zuge einer Renovierung Schweißarbeiten gegeben, durch die wohl ein Stand gegen 21 Uhr Feuer gefangen habe. Einige Personen versuchten, den Brand selbst zu löschen, doch die Sicherheitskräfte des Marktes mussten schon sehr bald die Feuerwehr benachrichtigen. Auch die Słubicer Feuerwehr kam allein nicht weiter, denn zum Markt gehörte auch eine Tankstelle, die sie allein nicht sichern konnte. So wurden die Frankfurter Feuerwehren zur Hilfe gerufen, die mit 12 Löschfahrzeugen und 95 Feuerwehrleuten ausrückte. Das Feuer brannte bis in den Morgen; die Tankstelle konnte gesichert werden, dem Herrn sei's gedankt. Erschwert wurden die Löscharbeiten dadurch, dass die Hydranten in Bazarnähe nicht funktionierten und die Löschwagen zum Teil bis nach Frankfurt (etwa anderthalb Kilometer) pendeln mussten, um Wasser zu holen. Außerdem hatten viele Händler in ihren Buden kleine Gasflaschen, so dass es immer wieder Explosionen gab.
Das Ausmaß der Schäden ist enorm. Zwar wurde niemand verletzt, aber fast alle der 1200 Buden sind zerstört. Die 650 Händler und häufig ihre Familienmitglieder sind nun arbeitslos. Aber auch die Taxifahrer, die die deutschen Kunden von der Grenzbrücke zum Bazar brachten und auch die Betreiber der Warendepots haben keine Lebensgrundlage mehr. Insgesamt hätten 6000 Menschen ihre Existenz verloren, so die "Gazeta". (Zum Vergleich: Słubice hat etwa 17000 Einwohner.) Der Schaden wird auf mehrere Millionen Złoty geschätzt; etwa vier Złoty sind ein Euro. Der Markt machte jährlich etwa zwei Millionen Złoty Umsatz.
So viele Menschen stehen vor dem Nichts; die meisten Händler waren nicht versichert. Wie wird es weitergehen? Der Słubicer Bürgermeister Ryszard Bodziacki kündigte an, den Markt wieder aufzubauen - aber wie lange dauert das? Und wer wird es bezahlen? Vielleicht kann ja der eine oder andere Leser dieser Zeilen Zeit für ein fürbittendes Gebet erübrigen für die vielen, die jetzt nicht wissen, wovon sie Nahrung, Kleidung und Miete bezahlen sollen. Vergelt's Gott!

Donnerstag, 30. November 2006

Andrzejki

Heute ist das Fest des Heiligen Andreas. Welche Bedeutung dieser Apostel für unsere orthodoxen Brüder und Schwestern hat, haben wir in den letzten Tagen im Zusammenhang mit dem Besuch des Heiligen Vaters in der Türkei aus der Presse ausführlich erfahren können. Aber dieser Tag hat auch für unsere polnischen Nachbarn eine besondere Bedeutung, und als Ost-Bloggerin (der Kaplanweist ja ausdrücklich darauf hin) muss ich darauf natürlich eingehen.

"Andrzejki" (sprich: [An'dschäjki]) wurde ursprünglich nur von den Jungfrauen (im standestechnischen Sinne natürlich) begangen - für die jungen Männer gab es entsprechend "Katarzynki", also den Tag der Hl. Katharina von Alexandrien; heute wird Andrzejki aber von Jugendlichen beiderlei Geschlechts gefeiert. Die Ursprünge des Festes kommen aus Schottland, wo man des Heiligen Andreas an diesem Tag mit gutem Essen und Trinken gedachte. In Polen hat sich der Brauch gehalten, an diesem Tag mit Bleigießen die Zukunft vorauszusagen. Ein anderer Brauch betrifft nur die unverheirateten Mädchen: Die Teilnehmerinnen stellen ihre Schuhe dicht hintereinander, wobei immer der letzte dann an den Anfang der Reihe gestellt wird. Dabei nähert man sich immer mehr der Ausgangstür. Man sagt, dass die Besitzerin des Schuhs, der als erstes die Schwelle übertritt, auch als erste der Anwesenden heiraten wird.

(Ich will jetzt gar nicht erwähnen, dass Andrzejki-Parties meiner Erfahrung nach zumeist auch mit geistreichen Getränken verbunden sind.)

Die Informationen über Andrzejki-Bräuche habe ich - bis auf den letzten Satz - woanders entliehen.