Donnerstag, 9. April 2009

diözesaner WJT 2009 in Berlin

2011 lädt der Papst die Jugend der Welt nach Madrid ein. Damit uns die Zeit nicht so lang wird, gibt es in den Jahren bis dahin Weltjugendtage jeweils auf diözesaner Ebene. Und - palim, palim - dieses Jahr gab es auch erstmals einen in Berlin! Vergangenen Samstag (ja, ich weiß, mein Bericht kommt spät) - am Samstag vor Palmsonntag - war es so weit.

Natürlich war ich dabei. Morgens musste ich zwar recht früh los, aber das schreckte mich nicht. Schon in der U-Bahn traf ich zwei WJT-Pilger aus Postdam-Babelsberg, mit denen ich mich auch gleich ein wenig anfreundete. Wir begegneten uns den Tag über immer wieder und sprachen oft miteinander. Das ist das schöne an diesen Tagen: Das gemeinsame Ziel "Weltjugendtag" hebt die übliche Anonymität der Großstadt auf; man fragt sich gegenseitig: "Wo kommst du her?", "Was machst du so?" - und geht ein Stück Weges zusammen.

Die Kirche St. Bonifatius an der Yorckstraße war leicht zu finden und nicht zu übersehen. Davor stand bereits bei unserer Ankunft ein gecharterter BVG-Doppeldeckerbus, in dem die Anmeldung in die ewigen Listen der kirchlichen Jugendarbeit stattfand, und nur mit Anmeldung gab es einen Stempel, der auch zum Essen berechtigte. Das ist natürlich verständlich, denn für jeden Eintrag auf diesen Listen gibt es Zuschüsse, und irgendwer musste das Essen ja auch bezahlen - wir jedenfalls nicht. Auch für einen ersten Workshop meldete ich mich bereits zu dieser Zeit an. Ich wählte das Thema "Berufen zur Heiligkeit".

Aber erstmal kam natürlich die Messe. Als ich die Kirche betrat, wurde ich gleich von einem mir wohlbekannten Domvikar begrüßt und informiert, dass noch jemand für die Lesung gesucht werde. Kein Problem, lesen kann ich ja und tu es auch gern. Nachdem ich mir die Lesung am Ambo durchgelesen und mich mit dem scheidenden Weihbischof - dem Hauptzelebranten - auf die Höheneinstellung für das Mikro verständigt hatte, ging auch schon die Einstimmung los: Das Lobpreiskombinat St. Bartholomäus aus Halle übte mit denen, die schon da waren, die Lieder ein. Das schien mir auch gut, denn ich kannte kein einziges. So konnten wenigstens wir wenigen, die schon eine halbe Stunde vor Beginn der Messe da waren, nachher mitsingen. Aber durch die Lautsprecheranlage, mit der der Gesang der Leadsängerin übertragen wurde, war das gar nicht unbedingt notwendig.

Das Pontifikalamt war insgesamt einfach klasse: Nicht nur die verschiedenen Fahnenabordnungen, die zeigten, was für ein buntes Völkchen Gott Sein eigenes nennt, sondern auch die recht gut gefüllte Kirche und die Ministranten, die das Geheimnis der Wandlung durch eine beeindruckende Weihrauchwolke betonten, trugen dazu bei. Und es zeigte sich, dass man sehr wohl eine "klassische" Messe, die den liturgischen Bestimmungen gerecht wird, feiern kann, ohne dass sie an Modernität und Zeitgemäßheit verliert. Dazu trug natürlich insbesondere die Auswahl der Lieder bei.

Nach der Messe gab es Mittagessen für die ca. 500 Anwesende, und das in reichhaltiger Auswahl. Erbsensuppe, ein Sauerkrauttopf und noch ein drittes Gericht, das ich schon vergessen hatte, konnte man wählen. Dazu nahm man sich noch einen Joghurt oder Pudding zum Nachtisch. Dann setzte man sich, wo man Platz fand (ich saß auf der Bühne) und kam ins Gespräch mit alten Bekannten und neuen Freunden. Dazwischen gab es immer wieder organisatorische Ansagen, die dann gegen 13:30 auch drängten, nun die erste Runde der Workshops aufzusuchen. Das taten wir dann auch, und mein erster Workshop "Berufen zur Heiligkeit" war sehr interessant. Ein irischer Priester, der früher erst als Hippie und dann als Soldat durch die Welt gegangen war, erzählte uns verschiedene Geschichten aus seinem Leben, die uns zeigten, dass Heiligkeit im Prinzip Liebe ist und dass jeder von uns dazu berufen ist. Ein Teil seiner Botschaft an uns war, dass wir das "Fürchte dich nicht" Gottes als Gebot annehmen sollen, nach dem wir unser Leben ausrichten. Das war ein sehr interessanter Gedanke, den ich auch mitgenommen habe. "Es gibt zwei Tage in der Woche, um die wir uns nicht zu sorgen brauchen: den gestrigen und den morgigen." Der gestrige Tag ist vergangen und nicht mehr zu ändern. Und der morgige ist ebenfalls unserem Zugriff entzogen; er liegt in Gottes Hand.

Nach diesem eindeutig zu kurzen Workshop ging es zur Kaffeezeit wieder nach draußen. Auf der Bühne sang nun die JoTa-Band. Ich ging wieder zum BVG-Bus, um mir meinen zweiten Workshop auszusuchen. Da der erste bereits geistlich sehr tief ging und ich das Gefühl hatte, das erstmal verdauen zu müssen, entschied ich mich für etwas Kreatives: Die Lego-Bibel. Das Team von der Jugendkirche Sankt Michael hatte uns Legos mitgebracht, aus denen wir den Einzug Jesu in Jerusalem in vier Bildern darstellten und fotografierten. Daraus machten sie einen Videoclip, der abends in der Jugendkirche gezeigt wurde.

Jetzt war die Katechese dran, die Jugendpfarrer Matthias Goy zum Thema des Weltjugendtages hielt: "Wir haben unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt." Es war eine gute Katechese, und in der anschließenden Diskussion der Teilnehmer zeigte sich, dass Hoffnung ein sehr aktuelles Thema ist, zu dem es viele Fragen gab. Besonders schön war es, dass auch aus der Reihe der Jugendlichen Antworten auf die Fragen gegeben wurden, die von einem tiefen Glauben zeugten. In meinem Notizbuch stehen viele Sätze, die ich während der Katechese schnell aufgeschrieben habe. Exemplarisch möchte ich den einen nennen, der mich wohl am tiefsten berührt hat: "Keine Situation ist hoffnungslos, wenn wir aus der Beziehung zu Gott leben."

Dann gab es noch Abendessen, Rosenkranz, Beichtgelegenheit, eucharistische Anbetung (gestaltet von der Gemeinschaft Totus Tuus) und danach die Aussendungsandacht zur Prozession. Darin gab es noch einmal ein beeindruckendes Zeugnis einer jungen Frau, die uns an ihrem Weg zu und mit Gott teilhaben ließ. Am Ende der Aussendungsandacht bekamen die Vertreter der Gemeinden, Bistümer, Gemeinschaften und Regionen echte Palmwedel überreicht, mit denen sie bei der Palmsprozession zur Jugendkirche - also eine Stunde kreuz und quer durch Kreuzberg - das riesige, von einem Workshop gestaltete Kreuz begleiten sollten. Es waren "nur" noch etwa 150-200 Menschen da, aber mit unseren Palmen und Fackeln waren wir ein ganz besonderes Bild in den Straßen des sonst nicht so katholisch geprägten Berlins. Zum Abschluss davon noch ein paar Bilder:







Ach ja: Ne Menge Links zu weiteren Berichten und auch Bildern gibt es unter dem Artikel der Gemeinde Herz Jesu in Zehlendorf.

3 Kommentare:

Cicero hat gesagt…

Ein schöner Bericht und eine Freude, daß der Weltjugendtag Berlin erreicht hat. Alles wirkt sehr lebendig. Das ist so einer der wenigen Momente, in denen ich meine dahingeflossene Jugend etwas vermisse.
Ob ich den Papst bitte, ein Welttreffen für Wivis und Uhus einzurichten?

Das müßte doch hinzukriegen sein.

OK, wir bräuchten Hotelbetten und Rheumakissen ... aber sonst ...

Benedikt hat gesagt…

"Es gibt zwei Tage in der Woche, um die wir uns nicht zu sorgen brauchen: den gestrigen und den morgigen."
Diesen Satz habe ich mir dann spontan in mein Notizbüchlein geschrieben.
Danke!
Ein Gebet von Padre Pio:
"o Herr, das Vergangene überlasse ich Deiner Barmherzigkeit,
die Gegenwart Deiner Liebe
und die Zunkunft Deiner Vorsehung"

Anonym hat gesagt…

Danke sehr an den Autor.

Gruss Nanna