Samstag, 29. September 2007

Der Sommer ist vorbei.

Wenn man rausschaut, sieht man nur Regen, Wind, Herbstwetter. Bin froh, wenn ich heute abend meine Reisetasche zum Bahnhof bekomme, ohne dass sie völlig durchweicht. Und so ist es wohl - der Sommer hat sich dieses Jahr an uns vorbeigeschlichen; wir haben ihn kaum bemerkt. Was man aber auch ohne tolles Wetter machen kann: Postkarten verschicken. Und das haben dieses Jahr ganz viele liebe Leute auch getan. Meine Sammlung ist über den Sommer erheblich bereichert worden. (Dass viele christlich-kirchliche Kartenmotive dabei waren - wen wundert's?)
Vielen Dank allen fleißigen Schreibern!

Freitag, 28. September 2007

Die schönste Pause ist ...

... nein, nicht lila. Die schönste Pause ist, was Blogs angeht, immer die, bei der ich weiß, dass der Autor im Urlaub ist - um neue Kraft zu sammeln, um Ideen zu haben, um hinterher berichten zu können. So hoffe ich, dass Ihr mir eine vierzehntägige Pause gönnt (nachdem ja auch schon der September verhältnismäßig still war), wenn ich morgen abend mal wieder weg fahre.

Dienstag, 25. September 2007

Phönizierin

Hm. Irgendwie scheine ich ziemlich ungewöhnlich zu sein. Dabei hab ich ausnahmsweise mal einen Test vollkommen ehrlich gemacht. Naja, sei es wie es sei, das Ergebnis gefällt. Aber seht selbst:

Welche Sprache des Altertums bist Du?


Your Score: Phoenician


You scored




You are the Phoenician Alphabet! Teacher of the Greeks and Etruscans, you are the one all languages bow down to. That is, until the Romans decide to wipe out your civilization. That's the way the cookie crumbles.


My test tracked 4 variables How you compared to other people your age and gender:

You scored higher than 99% on Ideogramatic
You scored higher than 99% on Syllablic
You scored higher than 99% on Logogramic
You scored higher than 99% on Alphabetic




Link: The Which Ancient Language Are You Test written by imipak on OkCupid Free Online Dating, home of the The Dating Persona Test



[Sicher bin ich auch über jemanden zu dem Test gekommen, aber er und ich haben ausgemacht, uns gegenseitig in solchen Situationen nicht zu verlinken.]

Sonntag, 23. September 2007

leere Hände

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr,
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.


(Huub Oosterhuis, Übertragung: Lothar Zenetti)

Sr. Susanne hat mir schon vor einer ganzen Zeit gesagt, wenn Gott einem etwas ganz Schönes wegnimmt, was man sehr lieb gewonnen hat, dann ist das nur, damit man die Hände frei hat für etwas noch viel schöneres. Mir hat Er mein tolles "Kartenhaus" kaputtgemacht, das fand ich wirklich befremdlich und doof. Und? Ist da jetzt ein neues Kartenhaus, ein schöneres? Vielleicht bin ich dabei, daran zu bauen. Aber diesmal muss ich die unterste Reihe, das Fundament, stabiler hinbekommen. Damit ich darauf bauen kann, und damit es nicht wieder plötzlich wegbricht. Und ab und zu pustet Gott noch einmal ein bisschen, um mir zu zeigen: Das war noch nix, das wackelt. Er will also vielleicht nur erreichen, dass ich lerne. Aber ich hoffe mal, dass ich jetzt auf dem richtigen Weg bin. Nachdem ich gestern lange darüber diskutiert und nachgedacht habe, wie so ein Fundament auszusehen hat. Jedenfalls geb ich nicht so leicht auf. So bin ich nicht gemacht, das ist nicht meine Art. Ich streng mich an und ich kämpfe, und wenn es bis zum Letzten sein soll, dann soll es wohl so sein.

Donnerstag, 13. September 2007

Warum ich gegen das Rauchen bin.

Meine Oma mütterlicherseits und mein Opa väterlicherseits sind beide sehr qualvoll und unschön an den Folgen des Rauchens gestorben. Ich hatte beide sehr, sehr lieb und sie sind viel zu früh von uns gegangen. Meine Oma ist an Lungenentzündung gestorben. In den letzten Wochen ihres Lebens hat sie oft Blut gespuckt/gehustet. Sie hat sich dennoch liebevoll um alle gekümmert. Mein Opa hat sich die Lunge weggeschossen durchs Rauchen. Er musste bereits zehn Jahre vor seinem Tod das Rauchen aufgeben, da nur noch ein halber Lungenflügel funktionsfähig war. Wir haben ihn zwei Wochen vor seinem Tod das letzte Mal besucht. Er war sehr grün im Gesicht, wirklich, und konnte mit Mühe und nur durch Stützen auf Papa und Oma zusammen den Weg ins Wohnzimmer zurücklegen von seinem Bett aus. Das waren vielleicht zehn Meter. Er war dann völlig erschöpft und musste bald zurück ins Schlafzimmer. Ich möchte nie wieder jemanden langsam ersticken sehen, wie das bei meinem Opa war. Als Oma gestorben ist, war ich elf. Als Opa starb, war ich vierzehn. Von beiden hätte ich gern noch lange etwas gehabt, denn sie waren überaus liebenswerte Menschen, und sie haben wunderbar erzählen können.

Der HERR schenke ihnen die ewige Ruhe.

Sonntag, 9. September 2007

Reisebericht III

Was die letzte Woche hindurch so geschah. Teil 3.
Im Heiligen Cölln.

Was bisher geschah: Reisebericht, Reisebericht II

Sonntag, 2. September 2007
Auch am Sonntag stehen Biggi und ich mehr oder weniger zeitig auf, aber dank des Schlafengehens schon gegen Mitternacht bereitet dies nur wenige Probleme. Zu zweit geht es im Bad auch schneller als zu viert (Überraschung!), und bald ist alles eingepackt und wir frühstücken noch mal gemütlich. Aber da mein Zug schon um 9:40 fahren soll, ist der Aufbruch auch nicht fern. So endet das - wie ich mir sagen ließ - bisher größte katholon-Treffen. Vielen lieben Dank an alle, die meinen Ausflug in das ferne Land zwischen Rhein und Ruhr durch ihre Anwesenheit noch schöner gemacht haben!
Der Abschied fällt aber gar nicht soooo schwer, denn mich erwartet ja an diesem Tag noch etwas sehr schönes: Ein Wiedersehen mit unserem Ex-Kaplan J. J ist seit sieben Wochen aus Frankfurt (Ost) weg, aber es kommt mir wesentlich länger vor. Sein Nachfolger ist zwar auch nicht übel, aber wenn man sich an einen Seelsorger gerade "gewöhnt" hat, ist es schwer, ihn ziehen zu lassen. Außerdem vermisse ich Js Predigten. Im Zug nach Köln unterhalte ich mich mit einer jungen Frau, die sehr erstaunt ist zu hören, dass ich mit meiner riesigen Reisetasche unterwegs bin, um "einen Bekannten" zu besuchen, der ins Dominikaner-Kloster eingetreten ist. Interessiert fragt sie nach, ob das denn nicht schwer sei, und dass es "sowas" heute überhaupt noch gibt, findet sie "erstaunlich". Innerlich muss ich schmunzeln, denn in Frankfurt (Ost) kenne ich solche Reaktionen ja, aber zwischen Düsseldorf und Köln diese Haltung anzutreffen - es ist eben nicht immer alles Gold, was aus der Ferne zu glänzen scheint. Als wir angekommen sind, wünscht sie mir noch sehr überschwenglich alles Gute, und ich erwidere diesen Gruß.
Mit meinem wieder herausgekramten WJT-Stadtplan mache ich mich auf den Weg durch die große Stadt. Ich laufe am St.-Andreas-Kloster vorbei (Wie viel einfacher wäre es doch, wenn J hier wäre - aber natürlich muss er im vom Bahnhof entfernteren kölschen Dominikanerkloster sein. Wär ja sonst zu einfach.), an St. Aposteln und durch das Hahnentor, und erstaunlich unproblematisch finde ich die Lindenstraße. Ich musste nicht einmal den Stadtplan drehen. Von wegen, Frauen können das nicht.
Die Messe in der Klosterkirche Heilig Kreuz wird von "Chorioso" mitgestaltet, einem sehr jungen Chor, der mit großer Begeisterung dabei ist. Drei Priester am Altar und einige Brüder noch dazu. Sehr schönes Bild, muss ich sagen. In der Messe irritiert mich manches, aber es bleibt im Rahmen, und manches ist, wie ich hinterher erfahre, wohl einfach Eigenart der Dominikaner.
Nach der Messe begrüßt mich nämlich J und führt mich ein wenig durch Kirche und - soweit es die für mich natürlich verschlossenen Klausurtüren zulassen - Kloster. Wir gehen dann auch gemeinsam essen und laufen danach den Weg zurück, fast wie ich ihn gekommen bin. Dabei machen wir aber in manchen Kirchen Halt, und J erklärt mir die wesentlichen Besonderheiten von St. Aposteln, von St. Ursula, von St. Andreas und am Ende auch nochmal vom Dom (den ich zwar schon kenne, wo ich mich aber nochmal über das neue Fenster aufregen kann und auch manches endlich mal verständlich erklärt bekomme). Der Tag vergeht zwischen vielerlei Gesprächen über die alten Zeiten, die Gegenwart und die Zukunft eigentlich ein gutes Stück zu schnell. Noch ein Eis, mal kurz am Rhein lang, und dann ist auch schon Zeit, wieder zum Bahnhof zu gehen. Eben nochmal Futter nachgerüstet, denn schließlich werde ich während der gesamten Abendbrotzeit im ICE sitzen, im Zeitschriftenladen die Verkäuferinnen nach dem "Vatican"-Magazin suchen lassen ("Ist das nicht eher so eine Wochenzeitung?"), dann die Tasche aus der magisch anmutenden Gepäckaufbewahrung zurückgeholt, kurzer, herzlicher Abschied von J und ab in den Zug.
Im ICE sitzt mir eine etwas merkwürdige Gestalt gegenüber, wirkt ein wenig wie ein Computerfreak (seine Lektüre ist entsprechend: ein englischsprachiger Fantasy-Roman), legt interessante, aber leider zum Teil wenig sozialadäquate Verhaltensweisen an den Tag. Beschwert sich lauthals über ältere Leute, die ihren Platz nicht sofort finden, weckt, als er mal raus möchte, seinen Sitznachbarn mit einem breiten Grinsen und den Worten "Ich hoffe, es war kein schöner Traum, aus dem ich Sie gerissen habe", lacht schrill über die Ansagestimme des Zugbegleiters, drängt Gespräche auf. Naja, er steigt in Hannover um, und ab da kann ich endlich ein wenig schlafen. Der Tag war nämlich so reich, dass ich einfach völlig erschöpft bin. Nicht mal meine Zeitschrift kann ich mehr lesen, ich starre auf die Buchstaben, ohne sie zu verstehen. In Berlin schaffe ich den Umstieg problemlos und döse dann wieder im fast leeren Zug vor mich hin. In Frankfurt gönne ich mir kurz nach Mitternacht dann mal ein Taxi, wobei ich dem Taxifahrer gegenüber irgendwie das falsche Gesprächsthema angeschnitten haben muss, denn er schimpft nur so vor sich hin. Ist aber auch egal, zu mir ist es ja nicht so weit. Im Briefkasten warten nur zwei fromme Zeitschriften auf mich, ansonsten war die Woche postlos. Schnell noch duschen, ab ins Bett, sofortiger Schlaf - wieder daheim. Schöne Woche gewesen, aber andererseits gut, dass sie vorbei ist.

Freitag, 7. September 2007

Kartenhaus

Flapp-flapp-flapp. Eingestürzt.

Mittwoch, 5. September 2007

Am Rande des katholon-Treffens ...

... bekam ich noch ein kleines Präsent, das mir demnächst das Bloggen versüßen darf:


Vielen lieben Dank, lumieredeux!

Reisebericht II

Was die letzte Woche hindurch so geschah. Teil 2. Katholonin zu Gast bei Freunden.
Was bisher geschah: Reisebericht

Freitag, 31.8.2007
Freitag wurde ich früh geweckt. 6:30 kam meine Mutter rein ... Aber ich sollte mich ja noch von meinem Bruder verabschieden können, und der bricht momentan um 7 auf zum Praktikum. Dann kam die übrige Abschiedszeremonie: "Hast Du schon alles gepackt?" - "Nein." - "Na, dann sieh mal zu." Und nachher war noch viiiel Zeit zum sinnfrei in der Gegend rumsitzen. Um 9 sollte der Zug fahren. Sollte, denn fünf vor kam eine Ansage, der Zug verspäte sich um 20 Minuten. Doof, wenn man nur sechs Minuten zum Umsteigen hat. Also brachten meine Eltern mich nach Kiel; wir hatten 25 Minuten für die Strecke. Aber Kiel war nicht so verstopft, und so waren wir tatsächlich zwölf Minuten vor planmäßiger Abfahrt am Hbf. Dann saß ich im Zug und saß und saß. Sieben Minuten nach planmäßiger Abfahrt sah ich auf Gleis 6 den Zug einfahren, mit dem ich nach Kiel hätte kommen wollen. Na toll. Ich rief meine Eltern auf dem Handy an: "Die ham uns verarscht!" Als dann die Leute aus dem Zubringerzug umgestiegen waren, konnte es auch endlich losgehen.
Sehr bald schon bekam ich Gesellschaft: Lumieredeux von katholon stieg, wie verabredet, zu mir in den Wagen hinter der Lok. Sehr schnell kamen wir in Hamburg an, hatten dort noch Zeit, schnatternd ein paar Besorgungen zu erledigen und gingen dann zum Zug. Da wir keine Plätze reserviert hatten, setzten wir uns auf die ersten, die frei schienen. Nach etwa einer halben Stunde kam aber eine Schulklasse, die diese Plätze reserviert hatte - die Bahn hatte es (aufgrund eines technischen Defekts, so war glaube ich die Begründung, aber die interessiert mich bei der Bahn sowieso nicht mehr) nicht geschafft, die Reservierungszettelchen einzustecken. So durften wir neue Plätze suchen, und wir kamen ein letztes Mal in den Genuss eines Raucherabteils. Einen Tag später, und wir hätten dies verpasst. Aber wir ließen uns dadurch nicht stören, schnatterten fröhlich weiter, beteten selbstverständlich um 12 den Engel des Herrn, aßen, fuhren, schnatterten. Kurz vor drei kamen wir in Düsseldorf an, und beim Einfahren in den Bahnhof rief lumie schon: "Da stehen der Senator und der Frosch!" Und tatsächlich, der freundliche Herr, der mir beim Aussteigen meine Tasche abnahm, stellte sich als Cicero heraus und der neben ihm als Kermit. (Hatte ja von beiden schon Fotos gesehen, also wäre die Zuordnung auch nicht so schwer gewesen.) Sie hatten noch Abraham im Schlepptau. Gemeinsam - fröhlich schnatternd, quakend, fiepsend und was unsere Schar sonst noch so tut - ging es zum Parkplatz, wo auch sehr bald Biggi eintraf. Nach herzlicher Begrüßung machten wir uns auf den Weg nach St. Andreas zur Hl. Messe, wo dann bald auch Celestina eintraf - noch pünktlich, obwohl sie "eine halbe Stunde" durch dieses "§$@(}%-Parkhaus" gekurvt war. Die Messfeier war nicht ganz nach meinem Geschmack, aber ich habe in diese Richtung ja schon schlimmeres erlebt. Dennoch hab ich mich aufgeregt und war dann nicht mehr gerade andächtig, und disponiert schon gar nicht, aber sei's drum. Die Dominikaner sind halt auch nicht mehr (alle), was sie einmal waren.
Nach der Messe sammelten wir uns draußen und fuhren dann zu Biggi, um Kaffee zu trinken. Vor der Tür warteten bereits Fuchs und [ZENSIERT] auf uns. In zwei fröhlichen Runden (es gab, wie zu Oma-Besuchs-Zeiten auch eine Art Kindertisch) sprachen wir Kaffee und Kuchen zu. Irgendwann war dann Zeit, wieder reinzufahren Richtung St. Andreas zur Vesper - Cicero und Kermit machten sich derweil auf, um Kai einzusammeln in einer Staffelaktion, die ich bis jetzt immer noch nicht verstanden habe. Wir anderen trafen in St. Andreas Anastasis und Heike an. Nach der Vesper ging es dann zum Essen ins "Santiago" - sehr passend für unsere Celestina, die sich während ich diese Zeilen schreibe, auf dem Fußweg nach ebendort befindet. Gott möge sie segnen. In besagtem Restaurant trafen mit der Zeit auch immer mehr andere Leute ein: Ralf und Kai waren diejenigen, die vorher noch nicht da waren. Es entstanden auch einige nette Fotos. So beispielsweise dieses: Das sind, wie man unschwer erkennen kann, Celestina, lumieredeux und ich.
Nach dem Abendessen zogen wir noch weiter in eine Kneipe, wo fast alle sich ein Alt vom Senator ausgeben ließen. Ich mag kein Bier. So bekam ich Wein. Um Mitternacht beteten wir noch einen Engel des Herrn, der von einem Geburtstagsständchen für Celestina unterbrochen wurde. Hm. Komische Leute, diese Katholiken.
Irgendwann machte uns dann der Kellner durch lautstärkstes Zusammenlegen der Tische draußen klar, dass wir langsam mal gehen könnten. Wir waren aber mittlerweile auch müde genug dafür, und so ging es nach dem Abschied "heim zu Biggi", wo Celestina, lumie und ich eine ausgezeichnete Herberge gefunden haben. (Neben Celestina auf Biggis Schlafsofa schläft es sich ganz toll.)

Sonnabend, 1. September 2007
Um acht standen wir auf, denn um neun wollten Cicero und Abraham zum Frühstück kommen, und wir mussten ja noch mit vier "Mädels" durchs Bad. Wir frühstückten lange und gemütlich, verabschiedeten unser Geburtstagskind Celestina und gingen um 12 gemeinsam in St. Andreas in die Messe (sehr schön, wie selbstverständlich alle mitgingen - das fehlt mir im Alltag manchmal). Die Messe, muss man ja anmerken, war sehr viel eher nach meinem Geschmack als die am Vortag, denn der Zelebrant hielt sich ans Messbuch. Sehr fein.
Dann gab's bei Biggi Kässpätzle, was mich hoch erfreute, und dann hieß es schon wieder Abschied nehmen: lumieredeux und Abraham verließen uns. Cicero kam noch einmal wieder zum Kaffee, der sich dann ausweitete bis etwa halb fünf. So verlief dieser Tag insgesamt sehr gemütlich, mit vielen Gesprächen und ohne Trubel. Nachdem auch Cicero sich verabschiedet hatten, fuhren Biggi und ich ein weiteres Mal in die Innenstadt. Am Abend machten wir uns noch auf, um Sulamith nebst Hunden, Enten, Gänsen, Mann und Sohn zu besuchen. Dort unterhielten wir uns auch noch mal etwa eineinhalb Stunden, aber dann brachen wir wieder auf, denn bei Biggi daheim war Schützenfest, und ich wollte mir dieses Ereignis der fremden Kultur des Rheinländers nicht entgehen lassen. Beim abendlichen Fackelzug (die "Fackeln" stellten sich als Laternen heraus, und die "Laternen" als beleuchtete, überaus phantasievoll gestaltete Karnevalswagen) kam ich Fischkopp aus dem Staunen und aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. So etwas gäbe es in Schleswig-Holstein nicht. Zwischen den einzelnen Blaskapellen liefen immer wieder Gruppen von ausschließlich Männern, die mit komplett ernstem und würdigem Gesicht eine Laterne in der Hand trugen, wie ich sie nur von den Martinsumzügen der Kinder kenne. Zum Schießen, wirklich.
So erfreute ich mich an dieser Kuriosität, und Biggi erfreute sich an meiner Freude. Als wir dann wieder zuhause waren, erfreuten wir uns beide noch an einem Federweißen und einem Gesprächlein, bevor wir dann vergleichsweise früh schlafen gingen.

Fortsetzung folgt.

Montag, 3. September 2007

Reisebericht

Was die letzte Woche hindurch so geschah. Teil 1. Bei meinen Eltern.

Dienstag, 28.8.2007
Ich wache morgens um 6 auf, wie so oft kurz vorm Weckerklingeln, und die Übelkeit des Klausurtags ist vorüber. Endlich. Ich stehe auf, packe die letzten Sachen zusammen, schmiere Brote für unterwegs. Mit der Reisetasche hinter mir (sie hat Rollen, es ist die, in der ich gestern noch meine Backsteinsammlung hatte) ziehe ich los Richtung Kirche. Ich habe meine Zugverbindung danach ausgesucht, dass ich noch ohne Probleme vor der Abfahrt in die Frühmesse gehen und mir hinterher den Reisesegen spenden lassen kann, denn bis Freitag werde ich keine Gelegenheit mehr zum Messbesuch haben. In Schleswig-Holstein mit seinen riesigen Flächengemeinden, in denen der Pfarrer oft der einzige Hauptamtliche ist, gibt es nicht zwangsläufig jeden Tag eine Messe. So auch in meiner Heimatgemeinde. Als ich an der Kirche ankomme, steht vor der verschlossenen Tür eine Frau, die offensichtlich nicht von hier ist. Ich spreche sie an und nehme sie mit zum Hintereingang, der ziemlich versteckt liegt. Sie freut sich und erzählt mir in den fünfzehn Minuten bis zum Beginn der Messe ihre halbe Lebensgeschichte. Sie kommt aus Bayern.
Als ich gegen halb zehn im Zug sitze, fällt mir ein, dass ich meine Ersatzbrille vergessen habe. Wenn das mal gut geht - aber ist es ja bisher immer. Lieber Gott, achte Du mal mit darauf. Ohne Brille wär ich aufgeschmissen. Die Fahrt ist, wie immer, eine Mischung aus Langeweile und Lesen. Um 15 Uhr komme ich in meinem Heimatdorf an. Meine Eltern warten am Bahnhof auf mich. Papa hat Urlaub; der ist wohl auch bitter nötig. Die letzten Wochen waren für ihn sehr stressig. Ich freue mich, dass ich immer abgeholt werde. Den Weg zum Elternhaus könnte man auch laufen, wäre kein Problem.
Am Abend unterhalten wir uns über meine Zukunft. Wie das Studium voraussichtlich weitergeht, wie der Umzug zurück organisiert wird. Und was dann passiert. Meine Pläne gefallen meinen Eltern nicht bis ins letzte; sie sind für mehr Ausbildung. Aber ich kann darlegen, dass ich alles zumindest durchdacht habe, auch wenn mein Ergebnis ihnen nicht passt. Die endgültige Entscheidung liegt sowieso bei mir, ich bin ja erwachsen. Klingt arrogant, ist aber so.
Gegen zehn Uhr bin ich total müde und gehe ins Bett. Ich nehme mir aber noch "Was in zwei Koffer passt" mit hoch in mein Zimmer. Meine Eltern haben das Buch vor einigen Wochen gekauft, und ich muss an D. aus der Studentengemeinde denken, die es immer lesen wollte. Naja, sie ist jetzt in Istanbul; selbst wenn ich das Buch mitnehmen würde, könnte ich es ihr erst einmal nicht leihen. Ich will zwischen Duschen und Komplet noch eine Viertelstunde lesen. Um zwei Uhr morgens schalte ich das Licht aus. Ich bin auf Seite 200. Was immer man über die Motivation der Autorin sagen mag, sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen (Ich halte es in ihrem Fall für einen Fehler.), in jedem Fall schreibt sie spannend. Und ich genieße es, mal wieder einfach so zu lesen.

Mittwoch, 29.8.2007
Um 9 weckt mich meine Mutter. Frühstück ist fertig. Ich bin noch ziemlich müde, denn in den letzten Wochen hat sich ein Schlafdefizit angesammelt, sodass sieben Stunden einfach noch zu wenig sind. Mir fehlt noch mindestens eine halbe Stunde bis "ausgeschlafen". Aber meine Eltern können ja nichts dafür, dass ich noch so lange gelesen habe.
Auf dem Frühstückstisch steht Nutella. Das hat meine Mutter für mich gekauft, ich weiß es. Früher gab's das zu Weihnachten und Ostern, und vielleicht ein Glas im Urlaub. Heute ist ein hoher Feiertag, wenn ich komme. Naja. Ganz gemächlich essen wir, reden, lesen Zeitung. Als wir fertig sind, machen wir uns auf den Weg. Wir wollen Opa besuchen und vorher noch spazierengehen. Opa wohnt in einem Dorf am Nord-Ostsee-Kanal. Die Eltern wohnen im Prinzip auch in der Nähe des Kanals, aber am anderen Ende. Opa ist dorthin in ein altes Haus gezogen, das seiner Lebensgefährtin gehört, die er einige Jahre nach Omas Tod kennenlernte. Ich war noch nie dort, und ich habe Opa seit zwei Jahren nicht gesehen. Eineinhalb Autostunden sind eben doch ein gewisses Hindernis. Am Kanal stellen wir uns auf einen Parkplatz und essen unsere mitgebrachten Brote. Mir ist schlecht; ich bin Autofahren nicht mehr gewöhnt. Schon gar nicht, dass ich hinten sitze. Beim folgenden Spaziergang in der Nähe von Brunsbüttel treffen wir einen alten Brückenkopf. Sieht interessant aus. Auf dem Wappen, das darauf ist, erkennen wir den Adler mit der Krone Karls des Großen auf dem Kopf und noch ein paar anderen kleinen Wappen im Bauch.
Als wir bei Opa sind, bekomme ich erstmal das ganze Haus gezeigt. Sehr typisch für Norddeutschland. Es ist zu Zeiten des Baus des Kanals entstanden. Ganz viel altes Porzellan steht in Vitrinen, und nur Opas Computerzimmer ist schlicht und modern. Ich mag das Haus. Beim Kaffeetrinken sitze ich so, dass ich die vorbeifahrenden Schiffe angucken kann. Manche sind sehr beladen mit Containern, andere sind Segelboote. Wir reden über alte Zeiten. Nach eineinhalb Stunden müssen wir wieder fahren, weil Papa abends Chorprobe hat.
Als er weg ist, nimmt Mama sämtliche Körpermaße von mir in ein Programm auf, mit dem sie Schnittmuster erstellen kann. Dabei ist mir manches unklar. Wofür braucht man bitte die Höhe meines Fußknöchels? Die Länge vom Halsansatz bis zum Scheitel? Naja, egal. Das Programm will gefüttert werden. Der Vergleich mit Standardmaßen zeigt mal wieder, dass ich einen normalen Oberkörper, aber einfach zu kurze Beine habe. Mein Kopfumfang ist dagegen völlig normal, obwohl ich als Kind einen deutlichen Dickkopf hatte. Aber ich sag ja, dass der sich rausgewachsen hat. Nur glaubt mir ja keiner. Abends treffe ich noch kurz auf meinen Bruder, der im Moment von morgens bis abends außer Haus ist.

Donnerstag, 30.8.2007
Heute darf ich tatsächlich ausschlafen. Zum Frühstück esse ich noch ein wenig Nutella, damit Mama nicht traurig ist. Den Vormittag verdaddele ich ein wenig, muss auch mal sein dürfen. Ich lese das Buch zuende und diskutiere mit meinem Vater darüber. Wir gehen zusammen einkaufen. Mittags machen wir Pizza, drei Bleche. Eines davon wird vegetarisch, damit ich morgen ein bisschen als Proviant mitnehmen kann. Meine Mutter lächelt über meine Sturheit in dieser Hinsicht. Früher hat sie mir Freitags Käse auf mein Schulbrot getan.
Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Mit dem Zug fahre ich in die Stadt, um den Herrn Heimatpfarrer zu besuchen. Er freut sich immer, wenn "seine" Studenten bei ihm vorbeischauen. Er zeigt mir das neue Beichtzimmer in der Kirche; das alte schimmelte und stank grauenvoll. Bald wird es fertig sein; es muss noch der Boden hinein und eine schwere Tür. Auch der Turm ist hoffentlich bald fertig renoviert. Als um sechs die Glocken zum Angelus läuten, werde ich ein wenig traurig: Die alten waren kaputt, die neuen (gebraucht geschenkt bekommenen aus einer profanierten Kirche) klingen anders. Wieder ein Stück Kindheit weg.
Abends trinken meine Eltern und ich noch eine Sangria, aber ich gehe bald ins Bett. Die nächsten Tage erwarte ich nicht so viel Schlaf. Morgen geht's weiter nach Düsseldorf.

Fortsetzung folgt.

Bin wieder da.

Eine Woche Auszeit habe ich mir nach der Klausur gegönnt. Hab eine hübsche Rundreise gemacht, durch mein Schleswig-Holstein, das Ruhrgeinland und wieder zurück nach FFo. Heute beginnt mein letztes Pflichtpraktikum. Reiseberichte folgen.