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Sonntag, 24. Mai 2009

Ergebnis einer Betrachtung

Gestern war ich ja, wie bereits geschrieben, auf Fußwallfahrt. Ich will diesmal keinen ausführlichen Bericht schreiben, das hab ich ja die letzten beiden Jahre schon gemacht, und sooo viel anders war es nicht. Es war eine Wallfahrt durch und durch.

Worüber ich heute schreiben möchte, ist etwas anderes. Ich möchte einen Teil der Wallfahrt herausgreifen, der mir sehr wichtig geworden ist über die Jahre. Jedes Jahr nehmen wir uns das Tagesevangelium vor und betrachten es etwa eine halbe Stunde lang in Stille. Das ist gut, denn man tut es gemeinsam - weil man ja als Gruppe läuft - und doch allein mit Gott. Eine sehr intensive Sache, und manchmal ist es so, dass die Sachen, die man am Wegesrand sieht, irgendwie sehr gut zu dem betrachteten Text passen. (Mir ging es gestern so, als wir an einem Etablissement mit rotem Lämpchen vorbeigingen.)

Das Tagesevangelium von heute, also Sonntag, das wir betrachtet haben, war aus dem Evangelium nach Johannes 17,11-19. Ich habe mir allerdings nur eine kurze Stelle herausgegriffen, wie es auch empfohlen war, denn Johannes ist zu kompliziert, um in einer halben Stunde so eine lange Stelle zu durchdringen. Meine Stelle hatte mich beim ersten Hören quasi "angesprungen": Joh 17,14.

Ich habe ihnen dein Wort gegeben,
und die Welt hat sie gehaßt,
weil sie nicht von der Welt sind,
wie auch ich nicht von der Welt bin.


"Sie", das sind wir, die Jünger Jesu, Seine Anhänger - in heutiger Zeit die Christen. Die Welt hasst uns. Warum? Weil wir nicht von der Welt sind. Wir sind Fremdkörper in der Welt. Zwar sind wir hier hineingeboren, aber dennoch sind wir nicht von dieser Welt. "Wir sind nur Gast auf Erden" - das singen wir häufig, wenn einer heimgegangen ist. Aber warum machen wir uns nicht auch dazwischen öfter mal Gedanken darüber? Ich hab mir das jetzt vorgenommen, denn irgendwie ist der Gedanke tröstlich, wenn ich mich mal wieder mit meinem Glauben nicht angenommen fühle: Ich bin ja nicht von dieser Welt, ich bin hier nur zu Gast.

Das wiederum führt mich auf einen anderen Gedanken: Ich bin hier zu Gast, also verhalte ich mich auch wie ein Gast. Ich versuche, meinem Gastgeber - der Welt - nicht zur Last zu fallen. Ich versuche, ein Geschenk mitzubringen: meinen Glauben. Natürlich dränge ich mich damit nicht auf - das tun Gäste nicht - aber ich biete mein Geschenk an. Und das tu ich mit Höflichkeit und Fröhlichkeit, wie es gute Gäste tun.

Manchmal ist das schwer, aber da hilft mir der erste Teil des Verses, den ich betrachtet habe: "Ich habe ihnen dein Wort gegeben." Etwas später im heutigen Evangelium sagt Jesus: "Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit" (Joh 17,17). Wenn Gottes Wort = Wahrheit, kann man den Satz umschreiben in "Ich habe ihnen die Wahrheit gegeben". Und am Anfang des Johannesevangeliums steht ja auch "Das Wort war Gott" (Joh 1,1). Jesus hat uns Gott gegeben, der die Wahrheit ist. Er entzieht sich uns, bald schon, nachdem Er dies alles sagt (ist ja schließlich aus den Abschiedsreden), aber Er lässt uns nicht allein - deshalb betet Er ja, dass Gott uns bewahren soll.

Eine Frage hab ich mir noch gestellt (und sofort beantwortet): Wenn Jesus heimgeht zum Vater, wenn wir nicht von hier sind, wenn Er uns bisher behütet hat - warum nimmt Er uns dann nicht gleich mit, sondern bittet den Vater, uns zu bewahren? Die Antwort drängt sich auf: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat (vgl. Joh 3,16) - und der muss nun sterben wegen der Sünden der Welt - aber wir, wir sollen Seine Mission fortführen.

An dieser Stelle war es 18 Uhr, und mit dem gemeinsamen Gebet des Regina Caeli beendeten wir unsere Schweigezeit. Vielleicht sind meine Gedanken nicht neuartig oder brilliant oder bedeutsam, aber für mich waren sie befruchtend und ermutigend. Ein neuer Anstoß. Und den brauchte ich. Ich bin dem HERRN sehr dankbar für dieses Gnadengeschenk und für unsere ganze Wallfahrt - selig der Mensch, der Kraft findet in IHM, wenn er sich zur Wallfahrt rüstet ...

Freitag, 6. März 2009

Grau ist alle Theorie.

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat,

so laß deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.



Und was mache ich, wenn mein Bruder sich unter gar keinen Umständen mit mir versöhnen will? Schon habe ich in der Praxis ein echtes Problem.

Sonntag, 25. Mai 2008

Fragt nicht: Was sollen wir essen?

Das heutige Evangelium spricht mich ganz persönlich an.

Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr das alles braucht. Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
(Mt 6, 31-34)


Das trifft. Ich könnte vielleicht für mich "Tag" durch "Jahr" ersetzen, aber es geht ja eigentlich auch nicht um die konkrete Zeiteinheit, sondern darum, im Jetzt zu leben und darauf zu vertrauen, dass Gott es am Lebensnotwendigen nicht fehlen lassen wird. Wenn ich also zurzeit manchmal in Sorge bin, wo ich nach dem Examen unterkommen werde, ob ich einen Job finde, von dem ich leben kann, wie das nur alles werden soll ab nächstem Sommer ...

... dann tu ich genau das, was Jesus hier kritisiert. Mir muss es zuerst um Gottes Reich und um seine Gerechtigkeit gehen. Das heißt nach meinem Verständnis freilich nicht, dass ich meine Tage betend in der Kirche verbringen soll, ohne zu arbeiten, um dann auf wundersame Weise von Gott versorgt zu werden. Aber für meinen ganz konkreten Fall heißt es: Ich muss mir nicht den ganzen Tag Sorgen machen, ob ich eine möglichst tolle Stelle finde, wenn ich fertig bin. Ob ich zur Karrierefrau avancieren kann. Ob ich eine spannende Aufgabe haben werde, die noch dazu hervorragend entlohnt wird. Nein, ich glaube, darum soll ich mich nicht so sehr sorgen.

Dass ich irgendeine Arbeit finden werde, da bin ich mir im Rahmen des heute Vorhersagbaren relativ sicher. Schließlich hab ich ein ordentliches Abitur gebaut und werde auch, so Gott will, das Studium erfolgreich abschließen. Ich kann Fremdsprachen, kann logisch denken, bin noch jung und habe mich sowohl ehrenamtlich engagiert als auch einen Nebenjob gehabt, in dem ich zur Zufriedenheit meines Chefs tätig war. Warum also soll ich mir besondere Sorgen machen, dass ich nichts finde?

Ich verstehe das zitierte Schriftwort jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, zunehmend so, dass ich zwar verantwortungsvoll mit meinem Leben umgehen soll und auch für meinen Lebensunterhalt arbeiten darf (wie Paulus ja auch in 2. Thess 3,10 schreibt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.) - aber darüber hinaus darf ich zufrieden sein und darauf bauen, dass es wichtiger ist, Gott ähnlicher zu werden als den etwas tolleren Arbeitsplatz zu haben.

Freitag, 8. Februar 2008

Fasten - wie denn das?

Unübersehbar für Kirchgänger: Die Fastenzeit hat begonnen. Aschenkreuz am Mittwoch, nur noch violette Gewänder, kein Halleluja mehr. Hier in meinem ostdeutschen Umfeld ist es für mich eine Herausforderung besonderer Art. Einerseits soll man das Fasten nicht zur Schau tragen, wie wir es ja am Aschermittwoch gehört haben. OK, ich mach kein durchgehend trübsinniges Gesicht, das würde meinem Naturell widersprechen, und ich kleide mich auch nicht in Jutesäcke. Andererseits fände ich es auch merkwürdig, mein Fasten zwanghaft zu verstecken, denn das würde jegliches Nahrungsfasten unmöglich machen (jedenfalls für den Studenten, der in die Mensa geht) und auch eine Möglichkeit zum Zeugnisgeben verhindern, das diese Umgebung aber dringend braucht. Ich halte es so, dass ich mir zB in der Mensa täglich das vegetarische Gericht hole (oder, falls mir das so gar nicht zusagt, ein Fleischgericht "ohne Fleisch"). Das fällt weder mir schwer noch den anderen auf, denn ich esse sowieso sehr häufig fleischlos. Was interessanter ist: Ich lasse mir extra eine kleinere Portion geben, denn in dieser Zeit esse ich nur, bis ich satt bin, und nicht darüber hinaus. Da wird dann schon mal gefragt. Auf diese Fragen antworte ich kurz und sachlich, und wenn nochmal nachgefragt wird, erzähle ich auch mehr.

Anderes Thema: Feiern und Alkohol. Natürlich mache ich nicht durchgehend ein trübsinniges Gesicht, das widerspräche meinem Naturell. Und wenn meine beste oder zweitbeste Freundin Geburtstag hat oder ein Kollege seinen Ausstand gibt, gehe ich da hin, auch wenn Fastenzeit ist. Aber der Alkohol bleibt weg in diesen Tagen. Auch das erkläre ich - wenn denn gefragt wird.

Und? Bin ich damit jemand, der wirklich fastet? Das allein genügt nicht, denn so wär mein Fasten schließlich nicht mehr als "FdH". Die innere Umkehr ist entscheidend. Da liegt das größere Problem. Lasse ich mir von den äußeren Gegebenheiten und den tatsächlichen Opfern (weniger und einfacheres Essen, Verzicht auf Genussmittel, dafür mehr Obst und Gemüse sowie mehr Flüssigkeit) tatsächlich zu einem Fasten verhelfen, wie der HERR es liebt?

In der ersten Lesung von heute hören wir es:

"Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen." (Jes 58,5-7)

Also kommt es viel mehr als auf alles, was ich bezogen auf meine Person "leiste", auf das an, was ich an meinem Nächsten tue. Wenn ich einfach nur auf Essen und auf dies und jenes verzichte, mir dabei möglichst noch selbst eine Art von Gewalt antue (ständiger Hunger, den ganzen Tag nur mit dem Kampf beschäftigt sein, jetzt bloß nicht zur Schokolade zu greifen und zu keiner Arbeit mehr fähig sein), dann handelt es sich tatsächlich nur um eine Diät. Und dann würde ich genau das weiter tun, was im Zitat aus dem Buch Jesaja angeprangert wird: Nur um mich selbst kreisen und Gott und den Nächsten vergessen. Die Botschaft ist eindeutig: Es ist wichtiger, für die anderen da zu sein. Auch das allein wäre nach meinem Verständnis ein hinreichendes Fastenopfer: Da sein für die anderen. Beispiele, wie das gehen kann, sind ja im Schriftwort genügend gegeben.

Warum faste ich dann trotzdem Nahrung? Ist das ganz und gar überflüssig? Nein. Ich glaube nicht. Wenn ich in meinem Leben auf das Überflüssige verzichte, kann das zwei gute Auswirkungen haben: Zum ersten habe ich tatsächlich mehr Geld über, das ich den Bedürftigen geben kann. Klare Rechnung nach Adam Riese: Geld kann man nur einmal ausgeben. Und für mich als Studentin ist es tatsächlich so, dass ich mich entscheiden muss, denn beides kann ich mir nicht leisten. Das zweite ist aber: Durch das Abstehen vom Überflüssigen habe ich auf einmal mehr Zeit. Wenn ich mit Essen schon fertig bin, kann ich mich intensiver dem Gespräch widmen, die Sorgen und Fragen meiner Mitmenschen wahrnehmen, mich darauf konzentrieren, was der andere braucht. Der Blick weitet sich. Ich schaue nicht mehr auf mich selbst, sondern auf meine Umwelt und bin endlich mal richtig für sie da.

Noch deutlicher wird das in einem ganz persönlichen Beispiel von mir. Ich lade jeden ein, einmal darüber nachzudenken, ob es in seinem Leben nicht Entsprechungen gibt. Ich telefoniere viel mit Freunden, Flatrates sei Dank. Nun habe ich diese dumme Angewohnheit, dabei ein banales Spiel zu spielen. Wir kennen die ja alle, Minesweeper oder Solitär, die laufen fast von selbst. Eigentlich. Aber dennoch ist es so: Einen Teil meiner Aufmerksamkeit widme ich dem Spiel. Ich bin nie (oder selten) ganz, komplett, vollständig bei dem, was mir gerade erzählt wird. Das kann im Extremfall so weit führen, dass ich meinem Gesprächspartner gar nicht mehr zuhöre. Für die Fastenzeit habe ich mir diese Spiele verboten. Nicht nur beim Telefonieren, sondern ganz und gar. Auf diese Weise will ich Zeit und Aufmerksamkeit gewinnen, die ich dann anderen widmen kann. Und dieses Opfer, das fällt mir persönlich am schwersten. Aber ich versuche es, denn ich bin überzeugt, dass es für mich der Ansatz ist für das Fasten, wie der HERR es liebt. Und so hoffe ich auf Seine darauf folgende Verheißung:

"Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. " (Jes 58,8-9)

Dienstag, 11. Dezember 2007

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht.

Dieses Foto hab ich heute morgen nach den Laudes gemacht - ich find meinen Adventskranz so inspirierend. Passend dazu ein Satz aus der ersten Lesung.

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, daß ihr Frondienst zu Ende geht, daß ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden.

Freitag, 27. Juli 2007

Ex 20, 1-17

Heute in der Tageslesung: Ein ganz besonderes Schmankerl. Die zehn Gebote.

Immer, wenn ich den Text lese -

Dann sprach Gott alle diese Worte: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Du sollst nicht morden. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.

- also: immer, wenn ich diesen Text lese, meldet sich irgendwie die Juristin in mir. Ich glaube, zu keinem anderen Bibeltext kennt der gemeine theologisch halbgebildete Christ so viele Kommentierungen. Denn viele Beichtspiegel basieren auf den zehn Geboten. Da ist es manchmal sehr interessant, was daraus gemacht wird. Ich nehme mal an, ich könnte eigentlich die gängigen juristischen Auslegungsmethoden (Wir fragen nach Wortlaut, Zusammenhang, Ziel und Zweck und hilfsweise auch nach der Entstehungsgeschichte von Normen.) mit einiger Vorsicht auch auf die zehn Gebote anwenden, denn sie sind ja sowas wie Gesetze - wenn auch mehr Gesetze der Liebe. Im Hinterkopf halten sollte man immer, dass wir nicht den authentischen Text lesen, sondern eine Übersetzung, die eigentlich nur hilfsweise herangezogen werden darf. Aber wer von uns könnte schon die zehn Gebote im Original lesen und verstehen? Gut zu wissen, dass das "du sollst (nicht)" der Gebote eigentlich eine nicht so schöne Übersetzung ist, dass es mehr "da wirst du doch (nicht)" heißen müsste. Ich bin dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus - da wirst du doch nicht andere Götter neben mir haben - klingt für mich ganz anders. Im Polnischen kriegen sie das mit der Übersetzung für mein Empfinden schöner hin. Davon mal abgesehen, finde ich die meisten "Kommentierungen" in den Beichtspiegeln eher kontraproduktiv. Sie halten davon ab, sich selbst mit diesen Geboten auseinanderzusetzen und über ihre Bedeutung nachzudenken. Eigentlich finde ich, dass die Gebote so schön und klar formuliert sind, dass man damit auch allein zurechtkommen müsste. Selten sah ich so klare Vorschriften in den deutschen Gesetzbüchern ...
Aber sei es, wie es ist. Zurück zu den Beichtspiegeln. Die sind ja oft ganz schön auf heutige Verhältnisse angepasst. Das mag in Maßen ja in Ordnung sein, vielleicht sogar manchmal nötig für das Verständnis. Aber alles hat seine Grenzen, und insbesondere die Interpretation von Schriftworten. Neulich las ich in einem Beichtheftchen für Kinder das 6. und das 9. Gebot zusammengefasst unter "Reinheit". Naja, irgendwie scheint mir das ja ein wenig fraglich, denn die Ehe brechen bzw. die Frau des Nächsten begehren, das ist für mich etwas, was auf Kinder einfach nicht zutreffen kann. Das sind mehr gesellschaftliche Fragen, die aber erst für den erwachsenen Menschen überhaupt anwendbar sind. Sicher sagt Jesus: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch begangen. Aber ist nicht auch das etwas weit ausgelegt mit der Frage, ob man sich freiwillig "schlechte Zeitschriften (z.B. 'Bravo')" angesehen hat? Abgesehen davon, dass Verbotenes doppelt reizt und diese Zeitschriften durch solche Beichtspiegelfragen nur interessanter werden, finde ich es relativ normal, dass Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden sich auch mal soetwas anschauen. Ich selbst hab sogar fünf Exemplare der Bravo gekauft; danach erkannte ich von selbst, dass das Niveau wohl auch in weiteren Ausgaben nicht steigen wird und habe darauf verzichtet. Dies habe ich nie gebeichtet. Muss ich das jetzt nachholen? Nee, mal ehrlich, ich halte das für Unsinn. So wird nur Verklemmung gefördert und der Akzent völlig falsch gesetzt. (Überhaupt bekommt man häufig den Eindruck vermittelt, alles was mit Unkeuschheit zusammenhängt, sei besonders furchtbar und schlimm. Aber: Schlimmer als Mord? Schlimmer als die Eltern nicht zu ehren? Schlimmer als andere Götter zu haben?)
Sicher ist das jetzt auch ein besonders krasses Beispiel der Überdehnung des Wortlautes gewesen. (Dass im bereits zitierten Beichtheftchen dann auch Du sollst nicht morden ganz banal zu "Nächstenliebe" wird ... Naja. Will ich jetzt nichts weiter zu sagen.) Für mich ist es manchmal schön, wenn ich mir einfach nur diesen reinen, unkommentierten und unausgelegten Text aus Exodus 20 zur Hand nehme und selbst überlege. Ohne Beichtspiegel dazu, sondern nur mit einem Gebet zum Heiligen Geist um Erkenntnis. Ich finde immer noch genug. Vielleicht habe ich nicht gemordet und auch nicht im Prozess falsch ausgesagt. Aber schon beim "Verlangen nach des Nächsten Haus" (wo die gängige Übertragung in "Hab und Gut" dann wohl schon gerechtfertigt ist), wird es manchmal schwierig. Oder erst bei den ersten drei, vier Geboten. Da bleibt noch genug über. Und ansonsten kann man ja immer noch ausweichen auf das Doppelgebot der Liebe, wo dann ja so ziemlich alles drin enthalten ist. Aber nicht immer die Worte der zehn Gebote bis ins Unendliche überdehnen ... Das nimmt ihnen so viel. Viel mehr als es geben kann.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Mt 6, 7-8

Ich dachte mir mal so, ich führe in meinem Blog mal eine neue Rubrik ein, und ich nenne sie "Wort des lebendigen Gottes". Darin will ich in lockeren Abständen eine Passage aus den Tageslesungen aufgreifen, zu der ich dann meine Gedanken schreibe - warum sie mir etwas bedeutet, in welcher Weise ich sie schön finde, wie ich sie verstehe, ob mir etwas ganz unklar ist, was mich vielleicht sogar befremdet. Und das, obwohl ich keine studierte Theologin bin und auch nicht alt und weise. Ich erhebe keinen Anspruch auf "richtige" Auslegung, erst recht nicht auf einen interessanten Text voller ungeahnter Neuigkeiten, und mir darf gerne auch widersprochen werden.

Anfangen möchte ich heute mit Mt 6, 7-8.

Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.

Wie oft erwische ich mich dabei, wie ich "plappere"! Wie ich völlig gedankenlos vor Gott stehe und die ganze Zeit eine Bitte an die andere reihe, ohne mir zu überlegen, was es denn gerade ist, um das ich bitte. Sicher sind es den Worten nach gute Sachen: Segen für diesen oder jenen, Trost für die Traurigen, Beistand, Brot für die Hungernden - aber es sind Phrasen. Bewusstes Beten sieht bei mir ganz anders aus; da beginne ich mit einem Gebet um den Heiligen Geist und bringe dann das, was gerade wichtig ist, in wenigen Sätzen auf den Punkt. Und dann lasse ich mir auch Zeit, mich vorher zu sammeln und hinterher einfach ein bisschen "da" zu sein, zu danken, zu lauschen, zu loben. Und das sind dann meistens auch die Gebete, die Erleichterung schaffen.

Aber wenn es so ist, warum plappere ich dann immer wieder? Liegt darin ein "über-reden"-Wollen, so in der Art eines "zu-Boden-Redens"? Ich habe schon öfter gelesen, dass das als Grund angenommen wird. Gott durch viele Worte gefügig machen. Aber mal ganz ehrlich: Wenn jemand zu uns kommt, der uns um etwas bittet, wann werden wir ihm seine Bitte lieber erfüllen - wenn er die ganze Zeit in einem einzigen Redefluss jammert und winselt, oder wenn er klar und deutlich sagt, was er möchte? Ich für meinen Teil bin immer geneigt, eher zu erfüllen/helfen/geben, wenn man mich nicht endlos zutextet. Und wenn man mir die Wahl lässt, ob ich die Bitte erfüllen will oder nicht. Wenn man mir sagt: "Du musst jetzt [dieses oder jenes] für mich tun", und wenn dann möglichst noch ganz viel in Bandwurmsätzen hintereinander und ausgesprochen wortreich kommt, dann schalte ich irgendwann ab. Ich weiß nicht, ob es allzu einfach und menschlich gedacht ist, das auf Gott zu übertragen, aber ich tu's mal trotzdem. So kann ich um etwas bitten, auch gerne voller Überzeugung, dass Er es fügen wird, aber dennoch mit dem Willen, Ihm die Entscheidung zu überlassen. Das ist auch dadurch zu begründen, dass ich einfach nicht so viel Einsicht habe. Dinge, die ich beklage, sind in Seinem Plan vielleicht gar nicht schlecht, haben gute Wirkung, werden sich zu etwas Gutem fügen. Ein wichtiger Satz ist für mich immer der, mit dem ich mein frühabendliches Gebet abschließe: Herr, nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine. Und dann aus dem Responsorium der Komplet: Auf Dich vertraue ich, in Deine Hände lege ich mein Leben. Ein kurzer Satz, ein kurzes Gebet, aber mittlerweile eines meiner liebsten.