Samstag, 30. Juni 2007

Sich Sägen bringt Regen.

Jetzt bin ich in Schleswig-Holstein. Meine Cam habe ich natürlich doch vergessen, aber nicht so wild. Heute war ich im Dorf zum Einkaufen, und auf dem Rückweg fing es an zu regnen. Ich war gerade am Markt, fünf Minuten von meinem Elternhaus, als die ersten kleinen Tröpfchen herunterkamen. Lächelnd dachte ich: "In Frankfurt hätten jetzt schon alle den Regenschirm aufgespannt; hier keiner. Schleswig-Holstein halt." Als ich an der Ampel stand, wurde der Regen etwas stärker, und ich entschied mich, doch den Regenschirm aus dem Rucksack zu nehmen. Als es grün wurde und ich den Schirm (übrigens ein Erbstück von meiner verstorbenen Oma) gerade aufgespannt hatte, pladderte es schon ganz hübsch. Innerhalb von zwei Minuten waren meine (eigentlich sonst recht wasserbeständigen) Schuhe durchnässt. Es quitschte und quatschte nur so bei jedem Schritt. Als ich drei Minuten später bei meinem Elternhaus ankam, waren meine Jeans durchnässt bis zu den oberen Oberschenkeln, bis da, wo die Jacke anfängt. Die Schuhe und Strümpfe fühlten sich an, als wäre ich direkt durch die Ostsee gelaufen. Fröhlich das Schleswig-Holstein-Lied summend lief ich hinauf in mein Zimmer, trocknete mich ab und suchte im Schrank nach alten, aber trockenen Klamotten. Ja, so ist das hier oben, so schön. Ich hatte es ganz vergessen.

Das Schleswig-Holstein-Lied (man beachte den Gottesbezug)

Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
deutscher Sitte, hohe Wacht,
wahre treu, was schwer errungen,
bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland

Ob auch wild die Brandung tose,
Flut auf Flut, von Bai zu Bai:
O, laß blühn in deinem Schoße
deutsche Tugend, deutsche Treu.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!

Doch wenn inn´re Stürme wüten,
drohend sich der Nord erhebt,
schütze Gott die holden Blüten,
die ein mildrer Süd belebt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!

Gott ist stark auch in den Schwachen,
wenn sie gläubig ihm vertrau´n;
zage nimmer, und dein Nachen
wird trotz Sturm den Hafen schau´n!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
harre aus, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
harre aus, mein Vaterland!

Von der Woge, die sich bäumet
längs dem Belt am Ostseestrand,
bis zur Flut die ruhlos schäumet
an der Düne flücht´gem Sand. -
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
stehe fest, mein Vaterland!

Und wo an des Landes Marken
sinnend blinkt die Königsau,
und wo rauschend stolze Barken
elbwärts ziehn zum Holstengau. -
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
bleibe treu, mein Vaterland!

Teures Land, du Doppeleiche,
unter einer Krone Dach,
stehe fest und nimmer weiche,
wie der Feind auch dräuen mag!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!

Worte: Matthias Friedrich Chemnitz, 1844
Weise: Karl Gottlieb Bellmann, 1844

Donnerstag, 28. Juni 2007

Ver-rückt.

Alles verrückt hier. Ich fahre morgen zu meinen Eltern, habe aber überhaupt keine Lust meine Tasche zu packen. Naja, jetzt tu ich's halt trotzdem - aber da das Wetter wieder so durcheinander ist, weiß ich überhaupt nicht, was ich mitnehmen soll. Schon gar nicht fürs Patronatsfest am Sonntag. Jetzt hab ich gerade gemerkt, dass ich morgen entgegen meiner Essenspläne gar nicht fasten muss, weil ja Hochfest ist. Und die falsche Vesper hab ich auch wieder gebetet. (Ist mir vor zwei Wochen schon passiert.) Wer das liest und nichts mit Kirche am Hut hat, hält mich jetzt garantiert für total plemplem. Außerdem habe ich heute die dritte SIM-Karte dieser Woche in mein Handy eingelegt. Hoffentlich ist diese in Ordnung. Und ein halbes Glas Nutella gelöffelt hab ich auch. Mir war danach. Dummerweise habe ich vergessen, die Blumen aus der provisorischen Zeitungs-Pflanzenpresse (beschwert durch einen seit zwei Jahren nicht nachsortierten Schönfelder) zu wenden. Mal nachschauen, hoffentlich sind sie jetzt nicht geschimmelt. Nein, sind sie nicht. Da werden mal ganz tolle Karten draus gebastelt, das hab ich im Kloster gelernt. Man braucht dafür doppelseitiges Klebeband und farbigen Sand. Jetzt fängt es draußen an zu regnen. Können wir nicht mal wieder normales Wetter haben? In letzter Zeit scheint es nur noch die Extrema zu geben. Hm. Wäsche einsortieren muss ich noch, und dann ist morgen dieser doofe Examensklausurenkurs. Europarecht. Wenn doch nur Völkerrecht dran wäre! Aber wenigstens habe ich gestern endlich meine Haare geschnitten. (Ja, selbst. Das mache ich immer so.) Ich hab nur fünf Zentimeter abgeschnitten, aber weil das Gewicht die oberen Teile so glattgezogen hatte und sich jetzt wieder alles viel mehr ringelt, sieht es aus wie zehn bis 15. Wenn ich mir einen Pferdeschwanz binde, habe ich jetzt nur noch so einen lustigen Puschel. Ach, meine Messdienerplakette muss ich noch einpacken, schließlich will ich Sonntag ministrieren. Die hängt hier immer am Spiegel. Und die Cam wollt ich auch mitnehmen; vielleicht mach ich ein paar SH-Bilder für die Blog. (Die Blog, weil ich mir nie merken kann, ob die Mehrheit jetzt "der" oder "das" Blog richtig findet. Also "die". Dann ist es auf jeden Fall falsch.)

Euch eine gesegnete Nachtruhe.

Gefäääährliche Mehrwerttelefonnummern - Update

Ich habe mal wieder eine Kettenmail bekommen - vielleicht ist sie auch bei Euch schon aufgeschlagen; mein Kollege hatte sie bereits gestern - und zwar eine von der Art, die vor Computerviren, die den Kühlschrank leeren und die Tochter entführen oder vor der falschen Spendensammlung des örtlichen Sportvereins von Weitweitweg (Shrek lässt grüßen) warnen ... Diesmal juristisch: Mehrwerttelefonnummern.

Die Ausgangsmail sagt folgendes:


Kein Joke!!!
Betreff: Mehrwerttelefonnummern
Bitte aufpassen falls Ihr eine SMS von folgender Nummer bekommen
solltet: 0650/6665040
Der Wortlaut der SMS ist meist ähnlich wie Folgendes: Sag mal, kennen
wir uns? Hab deine Nummer gespeichert, kann sie aber nicht wirklich
zuordnen!
KEINESFALLS anrufen oder eine SMS zurückschicken! Lt. Auskunft Telering-Serviceline ist dies eine Mehrwertnummer und Ihr schließt irgendeine Art Abo durch einen Rückruf, bzw. eine Retour-SMS ab!!!
Bitte auch an alle weiterleiten, die Ihr kennt! Das Gemeine ist nämlich,
dass man gegen diese Gauner wenig bis gar nichts unternehmen kann. Man
kann nur alle Leute die man kennt warnen!


So. Wir sollen also nicht irgendwelche unbekannten Telefonnummern zurückrufen. Abgesehen davon, dass ich eine solche SMS sowieso unter "Spam" verbuchen und wegschmeißen würde, folgende Anmerkungen (in Form einer Antwortmail):


Liebe xyz,
diese Mail, die Du hier weiterleitest, ist großer Unsinn. Sie warnt davor, dass man durch einfaches Antworten auf eine scheinbar harmlose SMS ungewollt einen Abo-Vertrag abschließen könne. Das ist aber in dieser Form falsch. Ein Vertrag kommt nämlich zustande durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen, die sich auf die Eingehung eines Rechtsgeschäfts beziehen. Man kann solch eine Willenserklärung sicher auch im Einzelfall durch SMS oder Rückruf abgeben; wenn aber der Rückruf/die SMS einzig der Abklärung einer eventuellen Bekanntschaft dient, gibst Du damit gerade keine entsprechende Willenserklärung ab. Denn Dir fehlt dabei zum einen das Bewusstsein, dass Du eine solche abgeben könntest, zum anderen jeglicher Rechtsbindungswille (Juristen nennen das das "subjektive Element der Willenserklärung"). Insofern sollte man in Fällen, in denen jemand behauptet, man habe bei ihm durch so eine SMS oder einen Rückruf ein Abo abgeschlossen, schlicht und einfach die nächste Polizeidienststelle aufsuchen und Strafanzeige wegen Betrugsversuchs erstatten sowie in keinem Fall auch nur einen Cent an die Firma zahlen, die den Anspruch geltend macht. Diese Mail, die Du weitergeleitet hast, verursacht lediglich unnötige Panik. Soweit
die Meinung einer Jurastudentin.

Viele Grüße
Amica


Ich bitte die geneigte Leserschaft, die Ausgangsmail, sollte sie auch einmal bei Euch in der Mailbox landen, nicht weiterzuverbreiten. Das verschwendet nur Bandbreite und versetzt andere Leute ebenfalls unnötig in Panik. Eher solltet Ihr aufklären ...

Update: Es handelt sich bei der Nummer um eine österreichische Mobilfunknummer; wie die Sache sich nach österreichischer Rechtslage gestaltet, kann ich nicht sagen. Aber für deutsche Mobilfunkteilnehmer ist es dadurch noch wesentlich unwahrscheinlicher, dass sie überhaupt so eine SMS bekommen. Also, liebe Leute: Don't panic!

Montag, 25. Juni 2007

Nur den Augen zuliebe?

Heute ist Tag 1 meiner Zeit mit weniger Computer ... Ich habe nämlich festgestellt, dass ich definitiv zu viel am Computer bin, wenn ich schon ständig schmerzende und brennende Augen habe. Deshalb werde ich den Kontakt mit meinem Mephisto (so heißt er nämlich, mein treuer kleiner Laptop) ein wenig einschränken. Oder sogar ganz gewaltig. Also so eine Art Back To The Roots. Aber "nur" den Augen zuliebe? Als ich heute morgen - um dem lockenden Gerät zu entgehen - an der Oder saß und lernte, stellte ich fest, dass es gleich viel besser geht da draußen. Und so machte ich die Erfahrung, dass es kaum etwas schöneres gibt, als zwischen sieben und acht in der Morgensonne draußen und mit Blick auf die freie Natur Karteikarten über EG-Prozessrecht zu verinnerlichen. So herrlich, nur die Vögel im Hintergrund, kein brummender Lüfter. Frische Luft, noch angenehme Temperaturen, keine Kopfschmerzen (!!!), und die Motivation war auch gleich viel größer. Und dementsprechend der Erfolg. Manchmal braucht man eben einen kleinen Anstoß, um das zu tun, von dem man weiß, dass es eh viel besser wäre. So hat der liebe Gott die Möglichkeit, auch durch schmerzende Augen etwas Positives auszulösen.

(Nur, um damit - extra für Bernd - eine schöne Alltagserfahrung berichtet zu haben. Obwohl ich wohl sowieso allenfalls zu den unbedeutenden Randerscheinungen der Blogözese zähle. Aber habe ich mich schon jemals davon beeindrucken lassen, was für eine Wertigkeit - oder was für einen Wert - mir andere zumessen?)

Sonntag, 24. Juni 2007

Der Täufer Johannes


Johannes der Täufer hat für mich immer eine Art der befremdlichen Faszination gehabt. Schon vor seiner Geburt ist seine Rolle klar; er ist der Wegbereiter des Herrn, der Prophet. Zwar ist er immer "einen Schritt voraus" (die Kirche feiert seinen Geburtstag nicht umsonst sechs Monate vor Weihnachten), aber er nutzt dies nicht aus. Er ist lediglich der Hinweisgeber. Stets betont er, dass ein Größerer folgt. Er hat Jünger, die ihm folgen, und er weist sie auf Jesus hin, sodass sie fortan ihm nachfolgen. Er nennt sich den "Freund des Bräutigams" und sagt von Jesus: "Er muss wachsen, aber ich muss kleiner werden" und: "Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren". Alles, was er tut und sagt, scheint auf Jesus hin ausgerichtet zu sein. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, als sich die Pharisäer taufen lassen, sondern nennt sie "Heuchler". Seine unverfälschte Art bringt ihn sogar ins Gefängnis, als er Herodes sagt: "Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zu nehmen." Ein mutiger und authentischer Mann, für den ich viel Bewunderung über habe.

Und doch zweifelt Johannes, als er im Gefängnis sitzt, und er lässt Jesus fragen: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?" Das ist das einzige, was für mich nicht ins Bild passt, wo ich mich frage, wieso dieser Mann, der sonst so von Hingabe und Konsequenz geprägt ist, plötzlich zweifelt. Aber Jesus weiß auch, dass Johannes lediglich die Fakten über sein Tun hören muss, um zu glauben. Und beeindruckend ist auch wieder, was er der Menge über Johannes sagt:

"Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er."


Wahrhaft, ein großer Mann, dieser Täufer Johannes. Möge er uns (und insbesondere allen, die heute Namenstag feiern) ein guter Fürsprecher sein!

Donnerstag, 21. Juni 2007

Mt 6, 7-8

Ich dachte mir mal so, ich führe in meinem Blog mal eine neue Rubrik ein, und ich nenne sie "Wort des lebendigen Gottes". Darin will ich in lockeren Abständen eine Passage aus den Tageslesungen aufgreifen, zu der ich dann meine Gedanken schreibe - warum sie mir etwas bedeutet, in welcher Weise ich sie schön finde, wie ich sie verstehe, ob mir etwas ganz unklar ist, was mich vielleicht sogar befremdet. Und das, obwohl ich keine studierte Theologin bin und auch nicht alt und weise. Ich erhebe keinen Anspruch auf "richtige" Auslegung, erst recht nicht auf einen interessanten Text voller ungeahnter Neuigkeiten, und mir darf gerne auch widersprochen werden.

Anfangen möchte ich heute mit Mt 6, 7-8.

Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.

Wie oft erwische ich mich dabei, wie ich "plappere"! Wie ich völlig gedankenlos vor Gott stehe und die ganze Zeit eine Bitte an die andere reihe, ohne mir zu überlegen, was es denn gerade ist, um das ich bitte. Sicher sind es den Worten nach gute Sachen: Segen für diesen oder jenen, Trost für die Traurigen, Beistand, Brot für die Hungernden - aber es sind Phrasen. Bewusstes Beten sieht bei mir ganz anders aus; da beginne ich mit einem Gebet um den Heiligen Geist und bringe dann das, was gerade wichtig ist, in wenigen Sätzen auf den Punkt. Und dann lasse ich mir auch Zeit, mich vorher zu sammeln und hinterher einfach ein bisschen "da" zu sein, zu danken, zu lauschen, zu loben. Und das sind dann meistens auch die Gebete, die Erleichterung schaffen.

Aber wenn es so ist, warum plappere ich dann immer wieder? Liegt darin ein "über-reden"-Wollen, so in der Art eines "zu-Boden-Redens"? Ich habe schon öfter gelesen, dass das als Grund angenommen wird. Gott durch viele Worte gefügig machen. Aber mal ganz ehrlich: Wenn jemand zu uns kommt, der uns um etwas bittet, wann werden wir ihm seine Bitte lieber erfüllen - wenn er die ganze Zeit in einem einzigen Redefluss jammert und winselt, oder wenn er klar und deutlich sagt, was er möchte? Ich für meinen Teil bin immer geneigt, eher zu erfüllen/helfen/geben, wenn man mich nicht endlos zutextet. Und wenn man mir die Wahl lässt, ob ich die Bitte erfüllen will oder nicht. Wenn man mir sagt: "Du musst jetzt [dieses oder jenes] für mich tun", und wenn dann möglichst noch ganz viel in Bandwurmsätzen hintereinander und ausgesprochen wortreich kommt, dann schalte ich irgendwann ab. Ich weiß nicht, ob es allzu einfach und menschlich gedacht ist, das auf Gott zu übertragen, aber ich tu's mal trotzdem. So kann ich um etwas bitten, auch gerne voller Überzeugung, dass Er es fügen wird, aber dennoch mit dem Willen, Ihm die Entscheidung zu überlassen. Das ist auch dadurch zu begründen, dass ich einfach nicht so viel Einsicht habe. Dinge, die ich beklage, sind in Seinem Plan vielleicht gar nicht schlecht, haben gute Wirkung, werden sich zu etwas Gutem fügen. Ein wichtiger Satz ist für mich immer der, mit dem ich mein frühabendliches Gebet abschließe: Herr, nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine. Und dann aus dem Responsorium der Komplet: Auf Dich vertraue ich, in Deine Hände lege ich mein Leben. Ein kurzer Satz, ein kurzes Gebet, aber mittlerweile eines meiner liebsten.

Montag, 18. Juni 2007

Warum ich das Stundengebet mag

Eineinhalb Jahre schon bete ich nun mit wachsender Regelmäßigkeit das Stundengebet - Weihnachten 2005 bekam ich die "Kleinen Stundenbüchlein", und fing an, zunächst öfter mal Laudes und Vesper zu beten. Zur Fastenzeit 2006 kam auch die Komplet dazu. Und nun bin ich schon ein Jahr lang mit einiger Regelmäßigkeit dabei, lasse nur in Ausnahmefällen mal eine Hore weg. Und ich merke, wie gut es ist. Nicht, dass Gott das bräuchte, aber mir geht es damit einfach besser, weil ich auf diese Weise meinen Tagesablauf immer wieder auf IHN ausrichte. Und so eine grobe Struktur ist gut als Gerüst, um nach und nach ein feineres Netz einzuweben. Nicht zu vergessen auch die Verbundenheit mit den Betern überall, die zur gleichen Zeit gemeinsam mit mir vor IHM stehen. Mit denen, die es versprachen (und es hoffentlich nicht nur aus der Pflicht heraus tun) und jenen, die sich, wie ich, einfach so dazu entschlossen haben.
Soweit das, was ich schon vor heute wusste. Eben ist mir aber was neues aufgegangen: Ich war auf Ziegenwerder, das ist die kleine Insel in der Oder hier 50 Meter von meiner Haustür, und bin dort spazierengegangen. Auf dem Rückweg fiel mein Blick auf den Mond, der gerade wieder zuzunehmen begonnen hat, und direkt daneben war ein Stern. Und wie aus dem Nichts formten sich in meinem Kopf Worte: "Seh ich den Himmel, das Werk Deiner Finger, Mond und Sterne, die Du befestigt: Was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt." (Dass diese Worte nicht von mir sind, sondern viiiiel älter, muss ich jetzt nicht dazuschreiben, oder?) Vor einigen Monaten hatte ich schon einmal eine vergleichbare Situation: Es war ein ganz doofer Tag, alles ging schief, und alle gaben mir die Schuld daran. Ich auch, zum Teil zumindest. Es war wirklich zum Heulen, und als ich damit schon fast anfing, waren da die Worte: "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir; Herr, höre meine Stimme. Wende Dein Ohr mir zu; achte auf mein lautes Flehen. Würdest Du, Herr, unsere Sünde beachten, Herr, wer könnte bestehen? Doch bei Dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht Dir dient. [...]" So betete ich den ganzen Psalm, und es fühlte sich an, als käme es wirklich aus meinem Herzen heraus. Weinen musste ich dann übrigens nicht mehr.
So merke ich, dass mir nicht nur das Stundengebet einen Zugang zu den Psalmen eröffnet hat, den ich vorher nie hatte, sondern auch, dass ein besonderer Schatz aus ihnen heraus den Weg in mein Hirn oder mein Herz oder zumindest irgendwo in mich rein gefunden haben; und zur passenden Zeit findet ein gerade angemessenes Juwel auch wieder den Weg zurück zu Gott. Das ist etwas wunderbares, wofür ich IHM sehr dankbar bin.

Freitag, 15. Juni 2007

Die Liebe Jesu


zu uns Menschen, die in ihrer ganzen Fülle, geradezu verschwenderisch, aus Seinem so schmerzlich durchbohrten Herzen herausfließt - diese Liebe feiern wir heute, am Herz-Jesu-Hochfest.

Allen einen guten Tag.

(Bild: Herz-Jesu-Statue im Krankenhausgarten der Missions-Benediktinerinnen in Tutzing)

Donnerstag, 14. Juni 2007

Enttäuschungen

Diese Woche erfahre bzw. sehe ich in verschiedener Weise Enttäuschungen bei mir und anderen. Ob eine Unkollegialität, eine Gemeinheit eines anderen, eine nicht so ganz befriedigende Prüfungsbenotung, schlichte Unzuverlässigkeit, oder dass das erwartete Motu proprio "vielleicht noch dieses Jahr" kommt; irgendwie häuft es sich diese Woche. Und es ist sehr unterschiedlich, wie der einzelne darauf reagiert; mancher steckt es einfach weg und sagt kaum was, andere rasten total aus, wieder andere liegen irgendwo dazwischen. Auch bei mir selbst ist es nicht einheitlich. Mich würde interessieren: Wie gehen Christen mit Enttäuschungen (von sich selbst und anderen) um? Wie sollte man damit umgehen? Was kann man lernen? Ich würde mich über Kommentare freuen.

Montag, 11. Juni 2007

ökumenische Symbol?-Karte

"Liebe [Amica],
vom Evangelischen KetzerKirchentag im katholischen Köln sende ich Dir ganz liebe und herzliche Grüße."
So beginnt eine Karte, die ich heute abend in meinem Briefkasten fand, und zwar von meinem Lieblingsketzer. Ich hab mich über dieses Zeichen sehr gefreut, insbesondere, weil ich mit kaum einem meiner 'weltlichen' Freunde (damit meine ich die, die ich nicht in der Kirche kennengelernt habe) so gut über den Glauben diskutieren kann wie mit ihm. Interessant find ich, dass auf der Vorderseite ein Motiv "Wein und Brot" ist - ein Thema, das wir bei unserem letzten Telefonat angefangen haben zu diskutieren, das aber natürlich nie zuende ist, wenn eine Katholikin mit einem Protestanten spricht. Schön ist, dass ich das mit dem "Ketzer" auch so intensiv und lange kann, denn er hat Verständnis dafür, dass das eben nicht egal ist, ob Brot und Wein jetzt Leib und Blut Christi werden und dass mir das Thema viel bedeutet. Da habe ich im ökumenischen Dialog auch schon ganz anderes erlebt. Unverständnis, Genervtsein, Nichtverstehenwollen, aktive Provokation. Erfrischend, dass es auch andere gibt, und eben insbesondere diesen einen, der das Thema so wieder neu anschneidet - lebendig und kräftig und vielleicht auch schärfer. ;)
Wann rufst Du mich mal wieder an?

Samstag, 9. Juni 2007

Sommer in der Stadt: Straßen und Plätze von Frankfurt

Nachdem ich meine Übersicht über die EG-Grundfreiheiten fertiggestellt habe (und sich jetzt nur noch die Frage stellt, ob ich irgendwo eine Möglichkeit finde, die Riesentabelle auch auszudrucken), habe ich mir die Freiheit genommen, heute nachmittag einfach einmal durch meine Stadt zu gehen und (als Beitrag zu einem katholon-Projekt) typische Ansichten einzufangen. Sommer in Frankfurt an der Oder: Straßen und Plätze.
Voilà:


Das ist die Heilbronner Straße, eine nicht ganz unbedeutende Verkehrsader. Links wird immer noch gebaut an einem Einkaufszentrum, jetzt schon deutlich über ein Jahr. Ob das Ding noch einmal fertig wird?


Und auch dies kein besonders hübscher Anblick momentan, sonst aber im Sommer durchaus nett: Der Lennépark, benannt nach seinem Landschaftsbauer, der gerade seine historischen Wege zurückerhält.


Aber es soll ja keiner denken, dass es hier in Frankfurt nur Baustellen gibt. Im Gegenteil: Generell ist Frankfurt eine ziemlich grüne Stadt, überall stehen Bäume an den Straßen, und es gibt ziemlich viele Parks.


Auch sehr typisch für Frankfurt: Der Brunnenplatz ...


... der im Sommer von den Kindern oft für eine Erfrischung genutzt wird.


Letztes Bild für heute: Das Gräfin-Dönhoff-Gebäude der Universität (als ich hier anfing, hieß es noch sehr unpoetisch "Hörsaal-Mensa-Gebäude"), die Dame von der Allgemeinen Studienberatung, die gerade einer Gruppe von irgendwo unsere Alma Mater vorstellt, im Hintergrund ein paar Skater, die die Steinbänke als Hindernisse nutzen.

So ist bei uns hier der Sommer.

Freitag, 8. Juni 2007

Drei Monate lernen?

Gestern nach der Heiligen Messe war noch "gemütliches Zusammensein im Pfarrhof" angesagt, und so kam ich mal wieder mit einigen Gemeindemitgliedern ins Gespräch. Beliebt ist dabei in letzter Zeit die Frage, wie lange mein Studium denn noch dauern wird. Gestern stellte sie ein Familienoberhaupt und Vater vierer Ministranten zwischen 7. Klasse und Abiturjahrgang. Er war dann doch etwas entsetzt zu hören, dass ich jetzt schon (!) lerne, weil am 27. August eine Klausur (im Schwerpunktbereich=Wahlfach) ist. Ob ich denn allen Ernstes drei Monate lernen wolle? Als ich ihm dann erklärte, dass ich das tatsächlich vorhabe und danach sofort weitermachen muss mit dem Lernen für die sieben Klausuren, die ich im Oktober 2008 (!) zu schreiben vorhabe, staunte er dann gar nicht schlecht. Mir wurde mal wieder deutlich, wie idiotisch das juristische Examen ist, dass man auf den Punkt sämtliches Wissen aus dem Studium parat haben muss. Das ist nicht ganz wenig. Aber da muss ich jetzt wohl durch. Ein BWLer, der mit mir zusammen angefangen hat und lange Zeit auch in der Studentengemeinde aktiv war, ist übrigens im März - nach nur 7 Semestern - fertig geworden und hat jetzt einen guten Arbeitsplatz bei einem namhaften Energiedienstleister in Berlin. Man könnte ja fast neidisch werden.

Donnerstag, 7. Juni 2007

spezieller Tag

Heute ist wieder so'n ganz spezieller Tag ... In Sonntagsklamotten in die Uni, den ganzen Tag mal alles nicht so genau nehmen (das Lernen und so) und mir mal zwischendurch was gönnen - vielleicht heute Nachmittag ein Eis, mal sehen - aber irgendwie bleibt es halt ein Arbeitstag.
Ich möcht mal irgendwann nicht in der Diaspora wohnen und Fronleichnam frei haben. Und zu einer Gemeinde gehören, die nicht nur unfeierlich vom Pfarrhof in die Kirche läuft, sondern eine richtige Prozession zustandebringt. Mit Blumen streuenden Kindern und mit Fahnen am Wegesrand (und nach Möglichkeit einem Weg, der an meiner Wohnung vorbeiführt, damit ich auch mal ein Fähnchen raushängen kann) und mit Gesang und Gebet die ganze Zeit über. Ich möcht mal ganz selbstverständlich einfach feiern können, dass Christus uns die Eucharistie geschenkt hat. Wenn ich mal groß bin.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Juristenseuche

Nein, mit der Überschrift will ich nicht suggerieren, die Juristen seien eine Seuche - wie es uns so doofe Witze sagen wie zB

Was sind 1000 Juristen auf dem Meeresgrund?
- Ein guter Anfang.

Vielmehr erfasste mich jetzt eine "Seuche", unter der viele angehende Juristen leiden, besonders im Jahr vor dem Examen: Die schmerzende Schreibhand. Seit jeher schreibe ich übrigens beinahe ausschließlich mit einem guten Füller. Da unser Examen jedoch aus einer Vielzahl von recht komplexen Klausuren besteht (im Falle meiner Uni sind es, das Wahlfach eingerechnet, Stücker acht) und diese Klausuren in einem bestimmten Stil geschrieben werden müssen, bedarf es gewisser Übung. Man sagt so, man solle zwischen 100 und 150 Übungsklausuren unter Examensbedingungen geschrieben haben, bevor man sich in die Prüfung wagt. Wenn man ein Jahr Vorbereitungszeit veranschlagt, wären das pro Woche also zwei bis drei Klausuren - und zwar zu jeweils fünf Stunden. Und in diesen fünf Stunden schreibt man tatsächlich fast nur. Seit letzter Woche treten bei mir nun - wen wundert's - Schmerzen in der rechten Hand immer mal wieder auf. Bisher versuch ich's noch mit einfachen selbstangelegten Verbänden und einer entzündungshemmenden Salbe. Aber ob das über ein Jahr hinweg reicht? Wir werden sehen - und ich werde hoffen. Sehnenscheidenentzündungen sind ja soooo eklig. Aber wie sagt man so schön: Nur die Harten kommen in den Garten ...

Sonntag, 3. Juni 2007

Gott 3 in 1

Heute ist Dreifaltigkeitssonntag. In den Predigten landauf, landab hört man heute wieder Erklärungen, was Dreifaltigkeit eigentlich ist. Ich erlaube mir mal zu behaupten, dass wahrscheinlich in einem nicht ganz unwesentlichen Anteil dieser Predigten sogar falsche Erklärungen gebracht werden (Stichwort Modalismus, in dem man da so wahnsinnig schnell landet, insbesondere mit gut gemeinten Vergleichen). Für mich ist immer die Frage, ob man die Trinität denn bis ins letzte verstehen muss - sie haarklein erklären zu wollen ist für mich ähnlich unnötig und vielleicht sogar schädlich wie der Versuch eines physikalischen Nachweises der Transsubstantiation. Kann man, selbst als gebildeter Mensch, sich nicht einfach mal damit begnügen, den dreieinigen Gott als den anzubeten, der alles Verstehen übersteigt?

Samstag, 2. Juni 2007

Magnificat anima mea Dominum - Service

Seit etwa zwei Wochen habe ich jetzt Statistiken für diesen Blog. Die Auswertung erbrachte, dass viele, die auf der Seite landen, wohl in der Tat nach dem Text des Magnificat suchen. Um diesen die Suche ein wenig zu erleichtern, hier einmal der Kompletttext:

Lingua latina:

Magnificat anima mea Dominum,
et exsultavit spiritus meus in Deo salvatore meo.
Quia respexit humilitatem ancillae suae.
Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.
Quia fecit mihi magna, qui potens est,
et sanctum nomen eius.
Et misericordia eius in progenies et progenies
timentibus eum.
Fecit potentiam in brachio suo,
dispersit superbos mente cordis sui.
Deposuit potentes de sede
et exaltavit humiles.
Esurientes implevit bonis
et divites dimisit inanes.
Suscepit Israel puerum suum,
recordatus misercordiae.
Sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in saecula.


Auf Deutsch:

Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unseren Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.


In English:

My soul doth magnify the Lord. And my spirit hath rejoiced in God my Saviour.
Because he hath regarded the humility of his handmaid; for behold from henceforth all generations shall call me blessed.
Because he that is mighty, hath done great things to me; and holy is his name.
And his mercy is from generation unto generations, to them that fear him.
He hath shewed might in his arm: he hath scattered the proud in the conceit of their heart.
He hath put down the mighty from their seat, and hath exalted the humble.
He hath filled the hungry with good things; and the rich he hath sent empty away.
He hath received Israel his servant, being mindful of his mercy: As he spoke to our fathers, to Abraham and to his seed for ever.


En Français:

Mon âme exalte le Seigneur
Et mon esprit exulte en Dieu mon sauveur.
Parce qu'Il a jeté les yeux sur son humble servante
Voici que désormais toutes les générations me diront bienheureuse.
Le Tout-Puissant a fait pour moi des merveilles,
Et Saint est son nom.
Sa miséricorde s'étend d'âge en âge sur ceux qui le craignent.
Il a déployé la force de son bras
Il a dispersé les superbes.
Il a renversé les puissants de leurs trônes et élevé les humbles.
Il a comblé de biens les affamés, et renvoyé les riches les mains vides.
Il se souvient de sa miséricorde envers Israël son enfant,
Comme il l'a promis à nos pères, à Abraham et à sa race à jamais.


Po polsku:

Wielbi dusza moja Pana,
i raduje się duch mój w Bogu, moim Zbawcy,
bo wejrzał na uniżenie Służebnicy swojej.
Oto bowiem odtąd błogosławić mnie będą wszystkie pokolenia,
gdyż wielkie rzeczy uczynił mi Wszechmocny, a jego imię jest święte.
Jego miłosierdzie z pokolenia na pokolenia nad tymi, którzy się Go boją.
Okazał moc swego ramienia,
rozproszył pyszniących się zamysłami serc swoich.
Strącił władców z tronu, a wywyższył pokornych.
Głodnych nasycił dobrami, a bogatych z niczym odprawił.
Ujął się za sługą swoim, Izraelem,
pomny na swe miłosierdzie,
jak przyobiecał naszym ojcom, Abrahamowi i jego potomstwu na wieki.