Eigentlich hat ja jeder von uns seine kleine Marotte. Bei jedem ist sie ein wenig anders, bei manchen auffälliger und bei anderen weniger. Und es gibt Menschen, die gerade durch ihre kleine Marotte die Herzen bewegen, liebenswert sind. Von so einem Menschen mussten wir uns heute verabschieden. Herbert K wird mir und wohl der ganzen Werktagsgemeinde von Heilig Kreuz noch lange in Erinnerung bleiben als der "Mann, der die Tür aufmacht". Das war so seines: Wenn zum Ende der Messe der Priester am Altar seine Kniebeuge machte, ganz egal wer zelebrierte, sprang Herbert K auf, lief - mit seinen 80 Jahren nicht mehr ganz gleichmäßig - zur Sakristeitür und hielt sie auf. Wenn dann der Priester hindurchging, wünschte Herbert K dann je nach Tageszeit "Einen schönen Tag noch!", oder "Einen schönen Abend!". Mit diesem Gruß verabschiedete er sich stets auch noch von den anwesenden Gemeindemitgliedern, und während mir seine Frau öfter mal Schokolade oder Christstollen oder Obst zusteckte, sah er mich dann manchmal streng an, nachdem wir uns die Hand gegeben hatten: "Sie haben ja schon wieder so kalte Hände!"
Dieser Mann ist uns nun vorangegangen. Heute bei der Vesper blieb sein Platz leer, und er wird es auch in Zukunft bleiben - was man früher so nicht kannte. Seine Freundlichkeit wird nicht mehr das Eis brechen zu neu hinzugestoßenen Mitgliedern unserer kleinen Werktagstruppe. Sein Tod kam, obwohl Herbert K schon seit Jahren nicht mehr gesund war, dann doch überraschend - nach nur zweitägigem Krankenhausaufenthalt. Man mag es noch immer gar nicht glauben. Und heute, als dann die Gemeinde es beim Requiem mal wieder auf wundersame Weise geschafft hatte, das Seitenschiff exakt zu füllen - es war kein Platz mehr frei, außer vorn bei den Ministranten - heute hat man es dann gespürt: Herbert K betet weiter mit uns. Vom Himmel aus. Und wenn wir dann auch einmal dorthin kommen, vielleicht hält er uns dann schon die Tür auf.
Einen schönen Abend noch, Herr K!
R.I.P.
Wenn Herbst ein Zustand ist
vor 5 Stunden
3 Kommentare:
Der liebe Herr K. Ich hoffe wie Du, er wird auch noch weiterhin Türen aufmachen, das hat er so gern getan. Ich werde diese Woche mal eine Hl. Messe nur für ihn feiern. Als kleines Dankeschön für das Türenöffnen. R.i.p.
Eine schöne, rührende Geschichte. Man weiß gar nicht was man dazu schreiben möchte, auch wenn man irgendetwas schreiben möchte. Ich bin mir aber auch sicher Herr K. wird auch weiterhin Türen öffnen.
Das Öffnen der Türe ist ein schönes Bild. Es freut mich, dass ihr so denkt über ein altes Gemeindemitglied.
Aber mich als Zelebrierenden hätte dieser Gruß (einen schönen Abend noch...) wahrscheinlich weniger gefreut: so geflissentlich, und muss man den Schlusssegen unbedingt noch kommentieren oder ergänzen? Ich bin da eher für Stehenlassen.
Aber es ist ja eine menschliche Marotte.
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