Eineinhalb Jahre schon bete ich nun mit wachsender Regelmäßigkeit das Stundengebet - Weihnachten 2005 bekam ich die "Kleinen Stundenbüchlein", und fing an, zunächst öfter mal Laudes und Vesper zu beten. Zur Fastenzeit 2006 kam auch die Komplet dazu. Und nun bin ich schon ein Jahr lang mit einiger Regelmäßigkeit dabei, lasse nur in Ausnahmefällen mal eine Hore weg. Und ich merke, wie gut es ist. Nicht, dass Gott das bräuchte, aber mir geht es damit einfach besser, weil ich auf diese Weise meinen Tagesablauf immer wieder auf IHN ausrichte. Und so eine grobe Struktur ist gut als Gerüst, um nach und nach ein feineres Netz einzuweben. Nicht zu vergessen auch die Verbundenheit mit den Betern überall, die zur gleichen Zeit gemeinsam mit mir vor IHM stehen. Mit denen, die es versprachen (und es hoffentlich nicht nur aus der Pflicht heraus tun) und jenen, die sich, wie ich, einfach so dazu entschlossen haben.
Soweit das, was ich schon vor heute wusste. Eben ist mir aber was neues aufgegangen: Ich war auf Ziegenwerder, das ist die kleine Insel in der Oder hier 50 Meter von meiner Haustür, und bin dort spazierengegangen. Auf dem Rückweg fiel mein Blick auf den Mond, der gerade wieder zuzunehmen begonnen hat, und direkt daneben war ein Stern. Und wie aus dem Nichts formten sich in meinem Kopf Worte: "Seh ich den Himmel, das Werk Deiner Finger, Mond und Sterne, die Du befestigt: Was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass Du Dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt." (Dass diese Worte nicht von mir sind, sondern viiiiel älter, muss ich jetzt nicht dazuschreiben, oder?) Vor einigen Monaten hatte ich schon einmal eine vergleichbare Situation: Es war ein ganz doofer Tag, alles ging schief, und alle gaben mir die Schuld daran. Ich auch, zum Teil zumindest. Es war wirklich zum Heulen, und als ich damit schon fast anfing, waren da die Worte: "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir; Herr, höre meine Stimme. Wende Dein Ohr mir zu; achte auf mein lautes Flehen. Würdest Du, Herr, unsere Sünde beachten, Herr, wer könnte bestehen? Doch bei Dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht Dir dient. [...]" So betete ich den ganzen Psalm, und es fühlte sich an, als käme es wirklich aus meinem Herzen heraus. Weinen musste ich dann übrigens nicht mehr.
So merke ich, dass mir nicht nur das Stundengebet einen Zugang zu den Psalmen eröffnet hat, den ich vorher nie hatte, sondern auch, dass ein besonderer Schatz aus ihnen heraus den Weg in mein Hirn oder mein Herz oder zumindest irgendwo in mich rein gefunden haben; und zur passenden Zeit findet ein gerade angemessenes Juwel auch wieder den Weg zurück zu Gott. Das ist etwas wunderbares, wofür ich IHM sehr dankbar bin.
Wenn Herbst ein Zustand ist
vor 17 Stunden
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