Montag, 30. Juli 2007

Petrus-Interpretation

Heute ist definitiv der 30. Juli mit dem miesesten Wetter seit Beginn meiner privaten Wetteraufzeichnungen vor exakt 23 Jahren. Regen, tiefhängende Wolken, nicht einmal 15 Grad mittags um 12. Was will mir Petrus damit sagen?

ein besonderer Tag

Heute ist ein besonderer Tag für mich: Der letzte Tag, an dem ich mich von meiner Schwerpunktbereichsklausur (die Note zählt 10% vom 1. Staatsexamen), die in vier Wochen stattfindet, wieder abmelden könnte. Die letzten Wochen hindurch gab es da einige Verwirrung, weil die Vorschriften zur Abmeldung nicht ganz klar waren. Jetzt hat der Fakultätsrat aber diese Regelung getroffen. Die ganze Zeit quälte ich mich mit der Entscheidung: Bin ich schon so weit, diese Klausur zu schreiben? Wird sie besser, wenn ich noch ein halbes Jahr warte? Verlängert sich dann aber mein Studium unnötig? Jetzt habe ich an diesem für mich besonderen Tag die Entscheidung getroffen. Ich zieh's durch. Ich trete in vier Wochen an, mit allem Wissen und allen Wissenslücken, die ich bis dahin habe. (Bisher kann man von Wissenslücken eigentlich nicht sprechen - es sind mehr Krater.) Und ich bete zu Gott, dass dies die richtige Entscheidung ist. Dass Er mich durchträgt, auch wenn ich vielleicht nicht alles weiß, wenn ich nicht perfekt bin. Mutig oder töricht? Ich weiß es nicht. Ich kann es heute nicht beurteilen.

Heilige Katharina von Alexandrien, Patronin der Studenten, bitte für mich!

Sonntag, 29. Juli 2007

Noviziats-Blog

Frisch aus dem WWW gefischt: Das Noviziat von Colwich Abbey, Staffordshire, Großbritannien, hat von seiner Magistra die Erlaubnis bekommen, ein Blog zu eröffnen und über das Leben der benediktinischen Postulantinnen und bald-Novizinnen zu berichten. (Auf Englisch natürlich.) Da bin ich mal gespannt! Have fun blogging, sisters!

Freitag, 27. Juli 2007

mehr Gänseblümchen

Thomas macht auf die Aktion "for Daisy" aufmerksam, wo man sich ein Pixel schenken lassen kann - zu Ehren von Daisy. Wer Daisy ist, ist unklar. Ich hab mal einfach mitgemacht, Spielkind, das ich nun einmal bin. Mein Pixel ist Nr. 3007. (Wer zuerst errät, warum es ausgerechnet dieses ist, darf sich ein virtuelles freundliches Lächeln von mir gutschreiben.) Meine Theorie, worum es geht: Da das Logo ein wenig nach einer Erde aussieht, die nach Wasser hungert, halte ich es für wenig wahrscheinlich, dass es um einen verstorbenen Hund eines verstorbenen Prominenten geht oder um eine Comicfigur. Vielmehr bin ich der Meinung, dass durch das Rätseln und eine mögliche spätere Auflösung auf die Notwendigkeit sauberen Wassers für die Erde und für jedes kleinste Lebewesen - wie zum Beispiel ein Gänseblümchen (=daisy, auf englisch), das so klein ist und doch ein einziges Wunder - aufmerksam gemacht werden soll. Natürlich kann ich auch daneben liegen. Aber urteilt selbst, oder lasst es bleiben.

Ex 20, 1-17

Heute in der Tageslesung: Ein ganz besonderes Schmankerl. Die zehn Gebote.

Immer, wenn ich den Text lese -

Dann sprach Gott alle diese Worte: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Du sollst nicht morden. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.

- also: immer, wenn ich diesen Text lese, meldet sich irgendwie die Juristin in mir. Ich glaube, zu keinem anderen Bibeltext kennt der gemeine theologisch halbgebildete Christ so viele Kommentierungen. Denn viele Beichtspiegel basieren auf den zehn Geboten. Da ist es manchmal sehr interessant, was daraus gemacht wird. Ich nehme mal an, ich könnte eigentlich die gängigen juristischen Auslegungsmethoden (Wir fragen nach Wortlaut, Zusammenhang, Ziel und Zweck und hilfsweise auch nach der Entstehungsgeschichte von Normen.) mit einiger Vorsicht auch auf die zehn Gebote anwenden, denn sie sind ja sowas wie Gesetze - wenn auch mehr Gesetze der Liebe. Im Hinterkopf halten sollte man immer, dass wir nicht den authentischen Text lesen, sondern eine Übersetzung, die eigentlich nur hilfsweise herangezogen werden darf. Aber wer von uns könnte schon die zehn Gebote im Original lesen und verstehen? Gut zu wissen, dass das "du sollst (nicht)" der Gebote eigentlich eine nicht so schöne Übersetzung ist, dass es mehr "da wirst du doch (nicht)" heißen müsste. Ich bin dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus - da wirst du doch nicht andere Götter neben mir haben - klingt für mich ganz anders. Im Polnischen kriegen sie das mit der Übersetzung für mein Empfinden schöner hin. Davon mal abgesehen, finde ich die meisten "Kommentierungen" in den Beichtspiegeln eher kontraproduktiv. Sie halten davon ab, sich selbst mit diesen Geboten auseinanderzusetzen und über ihre Bedeutung nachzudenken. Eigentlich finde ich, dass die Gebote so schön und klar formuliert sind, dass man damit auch allein zurechtkommen müsste. Selten sah ich so klare Vorschriften in den deutschen Gesetzbüchern ...
Aber sei es, wie es ist. Zurück zu den Beichtspiegeln. Die sind ja oft ganz schön auf heutige Verhältnisse angepasst. Das mag in Maßen ja in Ordnung sein, vielleicht sogar manchmal nötig für das Verständnis. Aber alles hat seine Grenzen, und insbesondere die Interpretation von Schriftworten. Neulich las ich in einem Beichtheftchen für Kinder das 6. und das 9. Gebot zusammengefasst unter "Reinheit". Naja, irgendwie scheint mir das ja ein wenig fraglich, denn die Ehe brechen bzw. die Frau des Nächsten begehren, das ist für mich etwas, was auf Kinder einfach nicht zutreffen kann. Das sind mehr gesellschaftliche Fragen, die aber erst für den erwachsenen Menschen überhaupt anwendbar sind. Sicher sagt Jesus: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch begangen. Aber ist nicht auch das etwas weit ausgelegt mit der Frage, ob man sich freiwillig "schlechte Zeitschriften (z.B. 'Bravo')" angesehen hat? Abgesehen davon, dass Verbotenes doppelt reizt und diese Zeitschriften durch solche Beichtspiegelfragen nur interessanter werden, finde ich es relativ normal, dass Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden sich auch mal soetwas anschauen. Ich selbst hab sogar fünf Exemplare der Bravo gekauft; danach erkannte ich von selbst, dass das Niveau wohl auch in weiteren Ausgaben nicht steigen wird und habe darauf verzichtet. Dies habe ich nie gebeichtet. Muss ich das jetzt nachholen? Nee, mal ehrlich, ich halte das für Unsinn. So wird nur Verklemmung gefördert und der Akzent völlig falsch gesetzt. (Überhaupt bekommt man häufig den Eindruck vermittelt, alles was mit Unkeuschheit zusammenhängt, sei besonders furchtbar und schlimm. Aber: Schlimmer als Mord? Schlimmer als die Eltern nicht zu ehren? Schlimmer als andere Götter zu haben?)
Sicher ist das jetzt auch ein besonders krasses Beispiel der Überdehnung des Wortlautes gewesen. (Dass im bereits zitierten Beichtheftchen dann auch Du sollst nicht morden ganz banal zu "Nächstenliebe" wird ... Naja. Will ich jetzt nichts weiter zu sagen.) Für mich ist es manchmal schön, wenn ich mir einfach nur diesen reinen, unkommentierten und unausgelegten Text aus Exodus 20 zur Hand nehme und selbst überlege. Ohne Beichtspiegel dazu, sondern nur mit einem Gebet zum Heiligen Geist um Erkenntnis. Ich finde immer noch genug. Vielleicht habe ich nicht gemordet und auch nicht im Prozess falsch ausgesagt. Aber schon beim "Verlangen nach des Nächsten Haus" (wo die gängige Übertragung in "Hab und Gut" dann wohl schon gerechtfertigt ist), wird es manchmal schwierig. Oder erst bei den ersten drei, vier Geboten. Da bleibt noch genug über. Und ansonsten kann man ja immer noch ausweichen auf das Doppelgebot der Liebe, wo dann ja so ziemlich alles drin enthalten ist. Aber nicht immer die Worte der zehn Gebote bis ins Unendliche überdehnen ... Das nimmt ihnen so viel. Viel mehr als es geben kann.

Mittwoch, 25. Juli 2007

langer Urlaub

Viel Zeit braucht es, um vom Starnberger See wieder in die Odermetropole mit Stahlbetontürmen zurückzufahren - über acht Stunden ist man mit der Bahn unterwegs. Mit Verspätung kann's dann noch mehr werden, aber heute war alles in Maßen pünktlich, dem Herrn sei's getrommelt und gepfiffen. Da meinte ich dann zu meiner Begleiterin, als wir gerade in Fürstenwalde hielten (also nur noch 20 min bis FF): "Jetzt sind wir bald zuhause", woraus sich dann ein Gespräch über den Begriff "zuhause" ergab. Letztendlich lief es heraus auf die alte Weisheit "ubi bene ibi patria" (Wo es mir gut geht, da bin ich zuhaus.), woraufhin ich dann feststellte, dass ich also am Starnberger See zuhause sei, denn nirgends auf Erden gehe es mir so gut wie dort bei meinen Freunden. Meine Begleitung bestätigte diese Annahme und fügte hinzu, dass ich also gerade auf dem Weg in den Uralub sei, den ich in Frankfurt verbringen dürfe. Mei, auch des ist a Sichtweise ... Wer kann schon von sich sagen, dass er Urlaub hat bis Anfang Oktober?

Mittwoch, 18. Juli 2007

Noch zweimal schlafen!

Juhu! Bald geht's in den Urlaub! Noch zweimal schlafen, dann ist es soweit. Ich bin schon so hibbelig, dass ich kaum noch an etwas anderes denken kann. (Nein, das ist keine Ungeduld, das sieht nur so aus. *grins*) Meine Mitreisende und ich haben heute bereits den Reisesegen empfangen; morgen wird noch das wichtigste erledigt - BAföG-Antrag abgeben, Müll runtertragen, bei EBay versteigerte DVD abschicken, am Lehrstuhl arbeiten, Tasche packen, um gutes Wetter beten, Geschirr spülen, Eltern anrufen, lernen, Geld holen, Wohnung putzen - und dann nochmal schlafen ... Das beste ist, dass es wieder mein Lieblingsreiseziel seit einem Jahr ist, zu dem wir fahren: Der Starnberger See mit dem großen Haus meiner Freunde. Wir bleiben nicht lange dort, nur einige Tage, aber die werde ich genießen, als müsste ich nie wieder dort wegfahren. Ihr werdet in diesen Tagen ab Freitag die Chance haben, Euch mal wieder von mir zu erholen. Denn die Blog, die wird schweigen. Aber vielleicht erzähle ich hinterher ein bisschen. Wenn Ihr schön brav seid.

Dienstag, 17. Juli 2007

Große Ereignisse ...

... werfen ihre Schatten voraus. So bekam ich gestern, nur 14 Tage vor meinem 23., die erste Glückwunsch-Email aus dem Heimatland SH. Sie war nicht weniger herzlich als früh, und so freute ich mich einfach darüber und grinste mir einen - gestern hatte meine Schwester Geburtstag. Ob da jemand was verwechselt hat?

Angeblich soll zu frühes Gratulieren ja Unglück bringen. Aber zum Glück bin ich ja nicht abergläubisch, sondern gläubisch.

Montag, 16. Juli 2007

Psalm in meinem Leben

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?
Ich warte. Geduld hab ich wenig. Das ist so bei mir. Ich warte mit einer Intensität, die wirklich dem Durst gleichkommt, ihn sogar übersteigt. Ich weiß, ich hab noch was zu erledigen vorher. Halte ich es so lange aus? Manchmal zweifle ich echt daran. Durst kann quälend sein, wenn er zu lange anhält. Er kann einen auch töten.

Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht, denn man sagt zu mir den ganzen Tag: "Wo ist nun dein Gott?"
Wenn man in der Diaspora lebt, und ich meine damit die Diaspora, in der die Mehrheit nicht die Protestanten sind, sondern diejenigen, die gar keine Religion haben, dann kennt man diese Situation: Hohn und ein bisschen Mitleid, wenn man sagt, man glaubt an Gott. Wo ist er denn? Ich sehe ihn nicht. Du musst schon ein bisschen bescheuert sein, dass du so oft zur Kirche rennst. Schau her, das Leben ist schön, man kann so viel Spaß haben. Parties sind besser als deine komischen Gottesdienste, wo du alte Leute triffst, die an einen komischen irrealen Gott glauben, den es sowieso nicht gibt. Lerne lieber, dann machst du ein gutes Examen und hast was in der Hand, mehr als deine Hirngespinste. Nutze die Stunden, die du hast, in der Bibliothek und vergeude sie nicht in einer alten Kirche.
Und wie lautet meine Antwort?

Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge.
Ja, da gibt es wundervolle Erinnerungen. Die tragen mich durch. Die Domwallfahrt beim WJT war sicher die, die dem Psalmvers am nächsten kommt, denn da waren wir wirklich eine jubelnde, feiernde Menge ... Aber auch andere. Rom zieht an meinen Augen vorbei, Neuzelle, Tschenstochau, Kevelaer, Ratzeburg. Meine Wallfahrtsorte. Und das große Haus am Starnberger See. Da braucht es gar nicht so sehr die festliche Schar, damit mir das Herz übergeht ... Da strahle ich ganz von alleine.

Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
Ja, wart's doch ab: Der Tag wird kommen, an dem passiert, was du ersehnst. Er mag jetzt noch so weit weg aussehen, aber in Wirklichkeit ist es gar nicht mehr diese Ewigkeit, die es für dich zu sein scheint.

Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.
Überall wo ich bin, wo mich mein Leben hinführt, denke ich an Gott. Wann ist es endlich so weit?

Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.
Manchmal scheint Gott selbst in seiner Kraft zerstörerisch zu sein, wenn es zu heftig stürmt, die Unruhe zu stark wird. Gott ist das Wasser, und wenn er zu heftig und stürmisch auf mich einsprudelt, kann ich es ertragen? Das ist wie eine gefährliche Sturmflut: Gehe ich darin unter und verliere alles, mein ganzes Leben? Werde ich ertrinken, weil ich mich nicht oben halten kann? Weil das Schwimmen in solch wilden Gewässern schwer ist für einen, der schon geschwächt ist? Das Wasser hat Kräfte, die der Mensch nicht beherrschen kann - um wieviel mehr hat dann Gott solche Kräfte!

Bei Tag schenke der Herr seine Huld, ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.
Auch in den dunkelsten Zeiten Vertrauen haben ...

Ich sage zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?"
Schwierige Stelle: Die Gottesanklage. Darf ich das? Gott sowas vorwerfen? Steht mir das überhaupt zu? Aber es ist ehrlich: Manchmal erfahre ich ihn so, als Zerstörer, als einen, der mich verlassen hat. Muss nicht stimmen, aber es fühlt sich halt so an. So à la: Erst machst du große Versprechungen, und dann lässt du mich in der Luft hängen, ...

Wie ein Stechen in meinen Gliedern ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: "Wo ist nun dein Gott?"
... lässt zu, dass sich die anderen über mich moquieren, lustig machen. Was soll das denn, bitte? Das tut mir weh!

Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
Ich beklage mich hier, denn Gott ist zu stark für mich. Aber hey, das ist doch der Gott, der mich ruft und mich will! Er wird mich retten, und es wird mir besser gehen, als es mir ohne ihn jemals gehen könnte. Nur noch ein bisschen Geduld!

Verschaff mir Recht, o Gott, und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!
Sie nehmen mich nicht an, die Menschen meiner Umgebung, denn ich passe nicht in ihr Bild von der Welt. Wenn ich hier bleibe und weiter in ihrer Welt lebe, komme ich auf Dauer nicht klar. Denn sie haben andere Ziele, ihnen geht es um Karriere, um Geld, um Ruhm. Da werden sie auch rücksichtslos gegenüber dem, der nicht mitzieht. Pass du auf mich auf, Gott, dass ich nicht zugrunde gehe ...

Denn du bist mein starker Gott. Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?
Ja, gute Frage, warum eigentlich? Warum muss ich das hier mitmachen, dass ich nicht nur nicht akzeptiert, sondern auch verspottet werde? Was sollte das heute mittag? Kannst du dich nicht mal vor mich werfen, mich schützen? Du könntest es doch, du hast doch die Macht! Ich verstehe es nicht. Es scheint wie in einem Irrgarten, wo ich ganz allein bin, und den Weg nach draußen kenne ich nicht ... Warum muss ich ihn alleine suchen? Kannst du mich nicht einfach rausholen? Ich weiß doch, dass du es kannst!

Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung.
Deine Hoffnung schicke mir, deinen Geist, der mich führt, deine Eingebung und deine Worte, deine Klugheit und überhaupt ... Dass ich durch das alles hier gut hindurchkomme, ohne mich zu verrennen - und dann zu dir kommen kann. Gib mir Kraft, Gott, und führe mich an deiner Hand, dass ich so weit komme, bis hin zu dir.

So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.
Ja, wenn es dann so weit ist ... dann werde ich strahlen und dich loben, mich freuen und jubeln. Dann werden es auch alle sehen, hören können. Auf den Tag freu' ich mich!

Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
Gott, greife ein in mein Leben, hol mich hier heraus, lass mich nicht zu lange warten! Du bist mein Retter, mein Schutz, und ich vertraue darauf, dass du das auch weißt. Und eines Tages werde ich sehen, dass es stimmt!

Sonntag, 15. Juli 2007

zu wenig Kreuze

Manchmal wird mir nachgesagt, ich sei für eine junge Frau meines Alters recht unweiblich. Ich schminke mich nicht (naja, nur ganz selten, und wenn, dann so, dass es keiner merkt), es kann passieren, dass ich mir die Hosentaschen vollstopfe und auch, dass meine Frisur nicht sitzt. Mein Kleidungsstil wurde sogar schon mal als "unförmig" beschrieben. Heute kommt der Nachweis, dass ich dennoch eine richtige Frau bin.
Wenn ich mich nämlich anziehe, dann achte ich darauf, stets um den Hals ein Kreuz zu tragen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mittlerweile da so eine ganz ordentliche Sammlung habe, und man möchte meinen, mehr als genug Auswahl habe. Fast jedes meiner Kreuze hat eine eigene Geschichte; die meisten habe ich von den verschiedensten Leuten geschenkt bekommen. So ist auch die ausreichende Variation gesichert. Aber immer wieder ereilt mich das Phänomen, dass einfach nicht das richtige Kreuz dabei ist, das auch zu meinem Outfit passt. Kette zu kurz, Kette zu lang, falsche Farbe, falsches Material, falscher Stil, falsche Größe, falsche Musterung. Zu sehr bunten Oberteilen ein möglichst flächiges, schlichtes Kreuz. Zu einfarbigen Oberteilen darf es dagegen gemustert sein. Heute morgen stand ich wieder mal vor meiner Sammlung, und es war einfach nicht das richtige dabei. Ein einfaches, nicht zu großes Silberkreuz, das wär's gewesen. Das hat mir schon öfter gefehlt. Naja, vielleicht ergibt sich das nochmal. Nach einer Veränderung des Haarschmucks konnte ich dann auch das kleine Goldkreuz nehmen, das ich von meiner Taufpatin damals zu meiner Erstkommunion bekommen habe (damit fing die Sammelleidenschaft an).
Hier zeige ich einmal eine unvollständige Auswahl aus meiner Sammlung:

Und jetzt soll noch mal einer sagen, mein Blog behandle nur oberflächliche Themen, sei nicht interessant ... Die ureigensten Eigenschaften der Weiblichkeit sind doch wohl ganz wichtig, oder? Ich mein, wo es doch so schwer ist, uns Frauen zu verstehen.

Donnerstag, 12. Juli 2007

Pinguin guckt Kino: Harry Potter 5

Zum zweiten Mal in dieser Woche im Kino - diesmal war es kein Dokumentarfilm.
Harry Potter und der Orden des Phönix ist ein cooler Film; die Effekte werden besser, die Story ist wie immer arg zusammengedampft, und ich würde keine Kinder da rein lassen. Wirklich nicht. War Film 3 noch sehr wesentlich von Spaß und Lustigkeit mitgeprägt, wurde Film 4 nur langsam etwas düster, so ist Nummer 5 dann wirklich schon etwas bedrohlich. Die Altersfreigabe ab 12 finde ich schon fast zu liberal. Gerade durch die dem Buch gegenüber starke Kompression der Geschichte und die Ausklammerung aller Heiterkeit - wo war Quidditch, wo war die Schönheit der ersten Liebe Harries, abgesehen von diesem einen Kuss; alles ausgedampft wie bei Kaffee, den man zu lange auf der Heizplatte gelassen hat - fühlte man die Wendung der Geschichte. Die zunehmende Dunkelheit geht parallel mit dem Fortschreiten von Harries Erwachsenwerden. Die Probleme werden größer, das Gefühlschaos eines Fünfzehnjährigen tut sein übriges. Schön ist aber, dass dazwischen immer wieder die Hoffnung aufblitzt: Treue Freunde, Zusammenhalt, Liebe. Das, was am Ende auch Harries Rettung war. Insoweit eine ermutigende Botschaft, selbst für das tiefste Dunkel der Welt ...

Gut waren die Bilder, doof die Veränderung der Geschichte, die zum Teil echt unnötig war. Wieso wurde Cho in die Rolle der Verräterin gebracht? War das nötig? Nee, eigentlich hätte man das bei Marietta lassen können. Hätte wohl nicht wirklich länger gedauert im Film, und auch sonst ist mir der Grund nicht ersichtlich. Geradezu meisterhaft waren zwei Besetzungen in neuen Nebenrollen: Die der Luna Lovegood und die der Dolores Umbridge. Luna ist noch seltsamer und rätselhafter und verwirrender als im Buch, Professor Umbridge noch unausstehlicher durch diese süßliche Art; die Katzenteller an den Wänden in ihrem rosa Büro unterstreichen hervorragend ihren Charakter. Auch die rosa Kleidung und die Schweinchennase, der Gang ... Wow. Super getroffen. Insgesamt wie die Harry-Potter-Filme davor: Nur für Fans, da man ohne das Buch gelesen zu haben die Geschichte nicht wird nachvollziehen können. Aber für Fans echt zu empfehlen.

Mittwoch, 11. Juli 2007

Ich hasse Abschiede.

Es gibt nur noch wenige Gelegenheiten, zu denen bei mir ein Satz mit "ich hasse" beginnt - das habe ich mir abgewöhnt, denn meistens ist dieses Wort viel zu stark. Aber ich hasse Abschiede wirklich. So mühe ich mich oft, dass Abschiede von Personen, die mir wichtig sind, keine dauerhaften werden. Manchmal klappt es, manchmal nicht, und es hängt ja auch nicht von mir allein ab.

Irgendwie wird es aber jetzt schon fast zur Tradition, dass wir Frankfurter Studenten uns mit dem Wechsel vom Winter- aufs Sommersemester von einem Studentenseelsorger verabschieden müssen. Ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, wann es war, dass T ging; er war Pastoralreferent und hatte dann, als ich an der Uni anfing, auch die Studentenseelsorge und die Krankenhausseelsorge übertragen bekommen. Ging er dann vor genau drei Jahren, das wäre nach meinem zweiten Semester gewesen, oder ging er schon ein Semester früher? Naja, zu T hatte ich auch nicht diesen richtig persönlichen Kontakt; damals war ich eh nicht wirklich der Ansicht, einen Seelsorger zu brauchen.

Das änderte sich aber in meinem zweiten Jahr an der Uni, und so war ich traurig, als vor zwei Jahren (praktisch zwischen meinem 4. und dem 5. Semester) G wegversetzt wurde. Er war ein polnischer Priester, der in Frankfurts Bruderstadt Słubice Studentenpfarrer war, aber auch auf unserer Seite der Oder mit in der Hochschulseelsorge aktiv war. G hatte, obwohl er nun wirklich mit mehreren Tätigkeiten in verschiedenen Städten mehr als nur ausgelastet war, immer und jederzeit einen Riecher dafür, wie es den Studenten ging. Und er fragte, wenn einer traurig guckte. Unermüdlich setzte er sich dafür ein, dass wir trotz unserer manchmal harten Studienabläufe ein wenig Ruhe in der Studentengemeinde bekamen und wenigstens eine gute Betreuung, ein tröstendes Wort, einen verständnisvollen Zuhörer. Auch für mich persönlich war er immer da, ich musste ihn nicht einmal ansprechen, denn er war es, der mich ansprach, wenn etwas nicht stimmte. G ziehen zu lassen, das schmerzte mich.

Vor einem Jahr, nach meinem 6. Semester, ging dann M Er ist nach Berlin versetzt worden, ins Erzbischöfliche Ordinariat, wo er einen nicht geringen Teil seiner Zeit hinter einem Schreibtisch verbringen darf. Als Priester ist er wohl derjenige, der mich am meisten geformt und geprägt hat, und der das auch heute noch fortsetzt. Insofern will ich über M auch am wenigsten schreiben. Nur, dass er halt durch seine Art, sowohl seinen Glauben zu bekennen als auch insbesondere die Messe zu feiern, mich tief beeindruckt hat und immer noch immer wieder beeindruckt.

Ja, und jetzt, zu Ende meines 8. Semesters ... Gestern verabschiedeten wir Studenten J - mit Kuchen, Tiramisu und Fotos. Dieser Abschied ist nochmal was anderes, denn J geht komplett auf eigenen Wunsch, um sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen. Insofern weiß ich, dass er zumindest dort, wo er hingeht, gut aufgehoben ist, und das gibt der Sache einen anderen Touch. Nichtsdestowenigertrotz reißt es in unsere Studentengruppe ein nicht unwesentliches Loch, wenn er jetzt nicht mehr hier ist. Auch mich persönlich trifft sein Weggang. Denn ich war im letzten Jahr in die Organisation unserer Studentengemeinde stärker eingebunden als je zuvor, und dementsprechend intensiv war auch der Kontakt zu J, der zusätzlich zur Seelsorge eben auch noch einen starken Zusammenarbeitscharakter aufwies. Dabei haben wir uns nicht selten auch aneinander gerieben, denn auch Enttäuschungen und Missverständnisse blieben manchmal nicht aus. Aber wir konnten immer auf ehrliche Weise miteinander sprechen, ohne verletzend zu werden - was, wie ich sehr genau weiß, auch im kirchlichen Bereich nicht selbstverständlich ist - und haben durch die gemeinsame Lösung von Problemen sicher auch einiges an verbindenden Erinnerungen. Dazu kommt, dass J in mancher Hinsicht meine spezielle Situation nicht nur verstehen kann, sondern sie auch aus eigener Erfahrung kennt. Das war auch ganz cool, denn vieles musste eben nicht extra groß und ausschweifend erklärt werden, sondern es reichte ein einziges Wort. So lasse ich J mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen, wenn er Ende dieser Woche auch aus der Gemeide Heilig Kreuz verabschiedet wird - mit der Aussicht, ihn in 7 1/2 Wochen bereits zu besuchen in seinem Kloster und der Hoffnung, auch danach den Kontakt nicht zu verlieren.

Jetzt kriegen wir mal wieder einen neuen Studentenseelsorger. HB wird er heißen, und ich habe ihn bei seiner Priesterweihe schon gesehen und auch die Heilige Kommunion aus seiner Hand empfangen. Sonst weiß ich aber wenig über ihn und harre mit Spannung der Dinge, die da kommen. Jedoch hoffe ich einfach mal, dass er die Tradition nicht fortsetzt, denn in vier Jahren vier Studentenseelsorger finde ich eigentlich zu viel. Studentenseelsorge braucht auch Kontinuität, denn nicht nur an meiner eigenen Person sehe ich, dass auch immer sehr viel an der Person des Seelsorgers hängt. Ich hoffe, dass der nächste Abschied von einem Studentenseelsorger mein eigener aus Frankfurt (Ost) sein wird.

Montag, 9. Juli 2007

Pinguin guckt Kino: Full Metal Village

Letzten Mittwoch fragte mich meine Kommilitonin Wiebke (ihr Name verrät, dass sie wie ich aus dem schönsten Bundesland überhaupt kommt), ob ich mit ihr ins Kino gehen will - in "Full Metal Village", keiner will mit ihr da rein, ich bin ihre letzte Hoffnung. Als sie mir sagte, das sei ein Dokumentarfilm über Wacken, ein Dorf 17 km von Itzehoe [das spricht man mit oooooooo am Ende], da war ich erstmal skeptisch. Kein Schleswig-Holsteiner, der Wacken nicht kennt - und mittlerweile kennt auch Deutschland und die Welt Wacken. Zumindest vom Namen her. Das Heavy Metal Open Air überhaupt findet dort jedes Jahr statt. Naja, dachte ich mir, dann seh ich das wenigstens auch mal, und so ewig wird der Film ja nicht gehen.
Jetzt bin ich wieder in meiner Wohnung, voller Eindrücke. Manche waren lustig, manche stimmten mich wehmütig - so ein reifes Kornfeld zum Beispiel, da sage ich zu Wiebke: "Das sieht aus wie zu Hause", oder eine Koppel voller Kühe, da sagt Wiebke zu mir: "Das klingt auch wie zu Hause", genau wie ein paar rotierende Windräder; sowas kann schon Heimweh machen. Das ist unser Schleswig Holstein. Naja, gut, im Kino roch es nicht wie zu Hause. Das wäre auch etwas zu viel des Guten gewesen. Aber die Bauern dort, Platt snackend, sich um die Milchzusammensetzung Gedanken machend und in der Kneipe würfelnd, während die Frauen sich in der Volsktanzgruppe treffen. Wacken ist ein verschlafenes 1800-Einwohner-Dorf, wie es in Schleswig-Holstein dutzende gibt. Bis auf einmal im Jahr, am ersten Augustwochenende. Da wird Oma Irma ganz anders, und beim Kaffee erzählt sie von den vielen "Teufelsanbetern". Was passiert da jeden Sommer in diesem winzigen Ort am Kaiser-Wilhelm Nord-Ostsee-Kanal?
Da sind dann plötzlich 40.000 andere Leute dort versammelt, auf ein paar Kuhkoppeln. Die sind schwarz gekleidet und trinken mehr Bier am Tag als ich Wasser in der Woche. Die röhren und brüllen im Chor: "Wacken, Wacken, Feuerwehr!" Da ist dann gar nix mehr mit ein paar Leutchens, die in der Dorfkirche gemeinsam "Wer nur den lieben Gott lässt walten" singen, denn der Dorfpfarrer hat mitsamt seiner Frau in der Familienkutsche das Dorf verlassen. Genau wie Oma Irma, bei der man geradezu von einer zweiten Flucht - nach derjenigen aus Ostpreußen übers frische Haff, von der sie sehr bewegend berichtet - sprechen möchte. Ihre Enkelin Kathrin, 16, dagegen findet das Festival "gemütlich und friedlich". Aber ob das die richtige Ausdrucksweise ist? Ich nenne es nicht unbedingt "gemütlich und friedlich", wenn auf der Bühne einer steht und ins Mikro brüllt: "Are you ready to kill? Are you ready to kill each other?" - Und die Masse brüllt zurück: "Yeeeeeeeah!" Da ist mir schon anders geworden. Hatte Oma Irma doch Recht? Andererseits hat es echt eine gewisse Komik, als die Senioren des Dorfes auf der Bühne singen: "Einmal kommt der Tag, wo man Hochzeit macht im Holsteinland. Da wird die Sau geschlacht, da wird die Wurst gemacht, im schönen, herrlichen Holsteinland." - Wiebke und ich haben schön mitgesungen, und die Metaler auf der Kinoleinwand 'tanzten', schmissen ihre Haare durch die Gegend, freuten sich. Können solche Menschen wirklich "böse" sein? Ich glaub, denen ist das da vollkommen egal, was auf der Bühne gerade abgeht, ob sie gefragt werden, ob sie sich gegenseitig zu töten bereit sind oder der Sauwalzer zum Besten gegeben wird. Nein, so richtige Satanisten sind das auch nicht. Zumindest nicht die Masse der 40.000. Die wollen Spaß haben, was erleben, mal raus. Die sind auch nicht anders wahllos als der Bauer Trede, der ohne groß zu zögern erzählt, wenn man so lange verheiratet sei wie er, dann müsse man einfach ein, zwei junge Freundinnen haben. Das sei doch bei jedem so. Möchte nicht wissen, was nach Erscheinen des Films bei seiner Frau für bittere Tränen geflossen sind. Oder als Kathrin, die meint, sie würde schon ganz gern einfach mal eine Stunde im zweiten Weltkrieg sein, das einfach mal alles so echt sehen und ganz aus der Nähe, wie ihr Opa da steht und so. So prallen Kulturen aufeinander in Wacken, die irgendwie ganz unterschiedlich sind und sich vielleicht doch gar nicht bis ins letzte fremd.
"In Schleswig-Holstein ist die Welt noch in Ordnung", lese ich irgendwo in einem Kommentar zum Film. Wirklich? Ist sie das? Ich bin da nicht ganz so sicher. Auch da gibt es Leute, die meinen, die Polen und Türken sollten mal wieder nach Hause, damit die Deutschen Arbeitsplätze finden. Da muss man gar nicht nach Frankfurt (Oder) kommen, um solche Meinungen zu hören. Das gibt es auch in einem wunderschönen Dorf am Kanal, wo die reifen Kornfelder im Wind wogen und die Kühe auf der Koppel muhen. Wenn der Untertitel des Films "ein Heimatfilm" lautet und man liest, dass ihn eine Koreanerin gemacht hat, die seit 17 Jahren in Hessen lebt, dann passt das irgendwie zu dem Film. Am Ende wundert einen gar nichts mehr. Und schon gar nicht, dass nach "Wacken" sich das ganze Dorf einmütig zum Müllsammeln trifft.

Sonntag, 8. Juli 2007

Auge in Auge mit Jesus

Jetzt fange ich auch schon an, Videos in mein Blog einzubinden ...



Dieses hier hab ich gerade gefunden, und es hat mich irgendwie berührt. Jesus auf die Straße tragen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, einen Moment Auge in Auge Ihm gegenüber zu stehen. Ihn sagen lassen: "Folge mir nach." Und natürlich Ihn begleiten und so unseren Glauben bezeugen. Wäre es das? Würden wir so die Menschen bekehren? Wie die Apostel hinausgehen, ohne einen Wanderstab, ohne Tasche, aber mit unserem Herrn. Ich glaube, so könnte es gehen - wir müssten es nur tun. Und daran scheitert's wohl. In New York dagegen scheint's zu funktionieren.

Samstag, 7. Juli 2007

katholische Weite

Das neue Motu proprio "Summorum Pontificum", lang erwartet und ersehnt von vielen, ist endlich da. Ab Kreuzerhöhung wird es also einfacher, die Hl. Messe nach dem alten Messbuch zu feiern. Ich erspare es mir an dieser Stelle, eine Zusammenfassung zu liefern - die meisten kennen den Inhalt wohl eh schon, und wenn nicht, können sie ihn [hier] im Original oder in der von der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellten Arbeitsübersetzung nachlesen. Und auch sonst will ich mir große Kommentare ersparen, abgesehen von einem: Es stimmt, was ein mir bekannter und von mir geschätzter Priester immer wieder über die katholische Kirche sagt: Wir sind eine weite Kirche, in der vieles möglich ist, die lediglich einen Rahmen absteckt, wo "katholisch" anfängt und aufhört; innerhalb dieses Rahmens darf sich jeder Katholik frei bewegen und seinen eigenen Platz im großen "Bild" der Kirche finden. Wichtiger als die Feier der Heiligen Messe nach altem oder neuem Usus ist doch, dass wir dennoch gemeinsam die Kirche als "una, sancta, catholica et apostolica" bekennen. Dass wir akzeptieren können, dass es einen gibt, der lieber die eine Form mag oder die andere, genauso wie es Leute gibt, die Familiengottesdienste mögen und andere, die diese meiden - und denen trotzdem niemand sagt, sie gehören nicht mehr dazu. Wir sollen alle eins sein, sagt Christus, und ich denke, durch diese neue Möglichkeit kommen wir dem vielleicht wieder ein winziges Stückchen näher. Dies sollte doch auch das wichtigste sein: Dem Auftrag Christi immer ein Stückchen gerechter zu werden.
Der Rest bleibt abzuwarten, denn meine Glaskugel ist gerade in Reparatur.

Freitag, 6. Juli 2007

Telefonfreundin

Eigentlich wollte ich heute abend noch was bloggen. Aber dann habe ich meine Freundin, die weit weggezogene, angerufen ... Ihr erster Satz war: "Ich hab nicht viel Zeit", und so telefonierten wir anderthalb Stunden und redeten über meine verhauene Hausarbeit und ihr vergangenes Praktikum sowie darüber, wie (und warum) ich mich schminken sollte und was man in welcher Situation vom lieben Gott erwarten darf und warum nicht. War lustig und gut mit ihr zu reden, und ich hoffe, sie hat heute einen wunderschönen Abend. Aber mit dem Artikel für die Blog wird's wohl nichts mehr an diesem Tag. Bin zu müde. Schade.

Dienstag, 3. Juli 2007

Alle Räder stehen still ...

... wenn mein starker Arm es will. So dachten und handelten heute morgen von 5 bis 9 die deutschen Lokomotivführer. Aber Moment: Alle Räder? Nein, ein kleiner ICE aus Kiel in Richtung Zürich, fahrplanmäßige Abfahrt war 7 Uhr 12, setzte sich um 8:06 in Bewegung. Betrieben wurde er entweder von Streikbrechern oder von den wenigen verbliebenen Bahnbeamten. Mit an Bord: Amica, auf der Rückfahrt von einem der seltenen Besuche bei den Eltern. Bis nach Kiel war ich mit einem Großraumtaxi und 6 weiteren Leuten gefahren, sonst wär ich vielleicht jetzt noch nicht in Frankfurt (Ost) angekommen. Zwar hatte mir die freundliche Dame von der Hotline gesagt, der Zug nach Kiel fahre, wenn auch mit Verspätung, aber das stellte sich als Fehlinformation heraus. Und auch in Kiel war von meinem ICE Richtung Berlin nichts zu sehen, und so war ich sehr froh über den Zürcher. Aber auch der half mir im Endeffekt nichts, denn in Hamburg waren auch alle anderen Züge Richtung Berlin so sehr verspätet, dass ich schlussendlich in den Zug stieg, mit dem ich auch aus Kiel hätte fahren sollen. Glücklich mit 73 Minuten Verspätung in Berlin angekommen, kam der nächste Schock: RE 1 nach FF um 12:17 fällt aus. Dass ich es mit dem nächsten nun wirklich nicht mehr zu meinem Examinatorium schaffen würde, war mir klar (Ich hatte ja extra so gebucht, dass ich beinahe zwei Stunden Puffer hätte für die üblichen Verspätungen - aber wer hat schon vor drei Wochen mit einem Streik bei der Bahn gerechnet?), und so ging ich zum Dienstleistungspunkt mit der Frage, ob ich nicht ausnahmsweise trotz des nur Semestertickets den EC Richtung Warschau nutzen könnte, der zum einen beinahe zehn Minuten früher abfährt als der RE und zum anderen bis Frankfurt nicht hält. Nein, freischalten dürfe sie mir den EC nicht ("Das ist ja nicht Deutsche Bahn."), so die schon leicht gestresste Dame, aber einen Zettel gab sie mir mit, auf dem sie die Verspätung meines Zubringerzuges und den Ausfall des RE bescheinigte. (Ein reichlich provisorischer Zettel übrigens, von Formulierung und Rechtschreibung her verbesserungswürdig, aber sei's drum - es gibt schließlich wichtigeres.) Mit einiger Überredungskunst brachte ich dann auch die Dame am Bahnsteig dazu, nachzufragen, ob der EC freigegeben werden könnte - und ja, alles gar kein Problem an einem Tag wie heute. Man muss nur hartnäckig sein. Das Problem war dann nur: Der EC kam nicht. Die Anzeige wurde irgendwann umgestellt auf RE 1 - ohne Ansage, wohlgemerkt - und die polnischen Wartenden waren leicht verwirrt, als dann fast zehn Minuten nach planmäßiger Abfahrt des EC der RE einfuhr ... Auf Nachfrage erklärte ich ihnen noch, dass das nicht ihr Zug sei, und dann stieg ich ein. Hauptsache Richtung Frankfurt, der Rest war mir langsam so egal. Das Examinatorium begann, als der Zug ankam. Ich wollte aber eh lieber nach Hause und die Augen ein Stückchen zumachen. Also tat ich das ...
Was ich auf der ganzen langgezogenen Reise heute ein wenig erstaunlich und frech fand, war eigentlich eine reine Formalie: Stets hieß es: "Wir bitten um Ihr Verständnis." Nicht ein einziges Mal bat die Bahn um Entschuldigung. Verständnis für für ihre Angestellten habe ich schon, denn die haben in meinen Augen völlig Recht, wenn sie nicht einsehen, warum nur der Bahn-Vorstand ordentlich Geld kriegt, die Deutsche Bahn reihenweise Gewinne macht, die Fahrpreise erhöht werden, aber ein Lokführer immer noch mit um die 1200 Euro netto auskommen muss - aber für die Bahn habe ich kein "Verständnis" in dieser Situation. Ich finde es sogar ausgesprochen daneben, dass sie jetzt Verspätungsgutscheine verweigern mit dem Argument, Streik sei höhere Gewalt. (Das ist übrigens nur anerkannt, wenn nicht die eigenen Leute streiken. Höhere Gewalt, im Englischen by the way "act of God", sehr feiner Ausdruck, impliziert ja gerade, dass man nichts dafür kann.) Nein, ich hätte eigentlich eine Bitte um Entschuldigung der Bahn für das Allerallermindeste gehalten. Aber damit würde man ja zugeben, dass vielleicht doch was dran ist an dem Streik ...
Und auch die Verspätungsanzeigen an den Bahnhöfen waren mal wieder ein einziger Euphemismus. Lieber Hartmut Mehdorn, wie lange noch?