"Everything will be OK in the end. If it is not OK, it is not the end."
Das ist ein Spruch, der mir vor einigen Tagen in einem Internetforum (nein, es war kein christliches) über den Weg lief. Irgendwie bin ich bei diesem Spruch hängengeblieben und habe mir manchen Gedanken darüber gemacht. "Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende." In diesem Jahr, das nun bald vorbei sein wird, gab es sowohl im Studium als auch privat manches, von dem ich der Meinung bin, dass es nicht "gut" war und bis heute auch nicht ist. Da bin ich hinter meinen Möglichkeiten zurückgeblieben, da wurde Vertrauen missbraucht, da haben sowohl ich als auch andere nicht genug geliebt. Manches ist un-heil. (Sicher nicht alles, aber doch eine ganze Menge.) Und dann fällt mir aber auch wieder ein, wie gerade aus richtig doofen Situationen, die ich bereits erlebt habe, Gutes geboren wurde. So musste ich in meinem Austauschjahr in der ersten Gastfamilie erst in eine richtig schlimme Situation kommen, bevor ich den Mut zusammennahm und in eine andere Familie wechselte, mit der ich nach wenigen Wochen ein richtig inniges und echtes Familienverhältnis hatte. Ich musste erst merken, dass in meinem Freundeskreis Menschen richtig unglücklich sind, um Verantwortung zu übernehmen und einen unvollkommennen Anfang von Nächstenliebe tatsächlich zu praktizieren, indem ich meine Hilfe und mein Ohr anbot. Und es musste auch mir ziemlich schlecht gehen, damit sich jemand anders um mich kümmerte, der heute ein wunderbarer Freund ist. Das sind die für mich unmittelbar fassbaren Erfahrungen, bei denen ich selbst genau weiß, dass das Gute ohne das vorangegangene Schlechte, das Leiden, nie zustandegekommen wäre.
Dieser Tage im Advent werfe ich manchmal einen Blick in die Johannesapokalypse. In meiner Kinderbibel ("Die Bibel in 365 Geschichten erzählt" aus dem Herderverlag) war die Offenbarung zusammengefasst auf einer Doppelseite unter dem Titel "Ein neuer Himmel und eine neue Erde" [aus dem Gedächtnis zitiert]. Die Situation auf der Welt, die wir derzeit haben, ist alles andere als perfekt. Krieg, Hunger, Umweltkatastrophen, wir wissen es ja. Vielleicht, so denke ich mir, ist es im Großen wie im Kleinen: Gott wird aus dem Un-Heilen dieser Welt heraus das Heil gebären. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das vonstatten gehen soll. Konnte ich bei den kleinen Sachen in meinem Leben auch nie. Aber das muss ich auch nicht, denn aus den gemachten Erfahrungen heraus habe ich immer noch einen letzten Funken Vertrauen darauf, dass es eben noch nicht das Ende ist, sondern dass wir uns auf dem Weg dorthin befinden. Ans Ziel kommt man aber eben nicht, ohne den Weg gegangen zu sein. Und auf dem sind wir gerade, mit allem Schlechten und Bösen, das uns auf diesem Weg begegnet und begleitet. Am Ende werden wir dann diesen "neuen Himmel" und diese "neue Erde" haben. Und darauf warten wir. Das ist für mich Advent.
Runter vom Gas
vor 1 Stunde
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen