Mittwoch, 9. Mai 2007

Exkursion zu Freunden

Gestern abend war mal wieder ein ganz besonderer Studentenabend: Wir hatten eine Exkursion organisiert zu der russisch-orthodoxen Kapelle in Finkenheerd. Mit dem Bus fuhren wir dorthin. Von außen sah die Kapelle noch recht "normal" aus, was eigentlich kein Wunder ist, denn bis vor wenigen Jahren gehörte sie noch zur katholischen Gemeinde (also zu unserer), konnte dann aber als Gottesdienststandort nicht mehr gehalten werden und wird also nun von der russisch-orthodoxen Gemeinde genutzt. Beim Betreten der Kapelle zeigte sich das auch gleich sehr deutlich. Wir wurden empfangen von einem sehr intensiven Weihrauchduft, wie man ihn in katholischen Kirchen an einem ganz normalen Wochentag nur selten verspürt, und von einem reich mit Ikonen geschmückten Kirchenraum. Vieles war für uns ungewöhnlich; dass nur an den Seiten Bänke standen und in der Mitte gestanden wurde, die Trennung des Altarraumes von der Gemeinde (die, wie uns später gesagt wurde, die Trennung des Himmels von der Erde symbolisiert).
Der Abend begann mit einem Dankgebet für all das Gute, das Gott uns getan hat. Zunächst wurden wieder die ganze Kapelle, die Heilige Schrift und auch wir intensiv mit Weihrauch inzensiert. Das war nicht nur ein Erlebnis für die Nase, sondern auch für die Ohren, denn am Weihrauchfass sind viele kleine Schellen angebracht. Der russisch-orthodoxe Priester betete auf Deutsch, so dass wir alles verstehen konnten, und der kleine Gottesdienst war von einer angenehmen Mischung aus Vertrautheit und Andersartigkeit durchsetzt. Der viele Gesang und die sich immer wiederholenden Bitten um das Erbarmen des HERRN wiesen mir den Weg in eine besonders tiefe Form des Gebets; es war einfach faszinierend und ehrfurchterweckend zu gleich. Eines ist klar: Die russisch-orthodoxe Kirche weiß mit Symbolik umzugehen, ich konnte Gott gleichsam atmen, fühlen, schmecken und hören.
Nach dem Gebet fanden wir uns noch zum Abendessen und einem Gespräch auf der Empore zusammen. Wir erfuhren noch viel interessantes über die orthodoxe Kirche und ihren Glauben. Viel zu bald mussten wir wieder aufbrechen. Vieles werden wir von diesem Abend an Eindrücken im Herzen behalten. Zum Abschied bekamen wir eine Einladung bald wiederzukommen und außerdem noch Ikonen als Geschenk. Die anderen bekamen Engel, aber ich bekam die Auferstehung. Sie hat ihren Platz in meiner Gebetsecke bereits gefunden.

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