Heute abend war bei uns in der Gemeinde ein Vortrag. Frau E.B. sprach über die Freiheit der Kinder Gottes. Der Vortrag war sehr interessant, aber ich will (und kann) ihn hier gar nicht wiedergeben. Interessant war nämlich auch die Diskussion danach. Erst wollte sie gar nicht in Gang kommen. Dann ging es um die Zentralisierung der Kirche, dass alles immer von Rom entschieden wird, und sowieso immer weniger von den Bischöfen oder gar den einfachen Priestern. Gehorsam als Todsünde, solche Thesen kamen da. Naja. Und dann sagte der Pfarrer i.R. G.R. den denkwürdigen Satz: "Wir sind alle nicht dazu erzogen worden, in der Kirche unsere Meinung zu sagen." Worauf ich mich zu Wort meldete: "Ich bin erzogen worden, in der Kirche meine Meinung zu sagen", und dann mein prominentestes Beispiel erzählte: den Brief an den Papst, als ich 13 war, mit der Frage, warum Frauen nicht Priester werden dürfen. Und an der Stelle, als ich sagte, ich habe vom Papst keine Antwort bekommen und von der Apostolischen Nuntiatur keine zufriedenstellende, da fiel ein Fenster raus. Also, es wurde vom Wind ins Zimmer reingedrückt. Das ließ sich zum Glück leicht beheben, aber die Stimmung war schlagartig ziemlich gut. (Ich selber murmelte laut genug, dass es mindestens die Hälfte der Anwesenden mitbekommen haben: "Das war eine eindeutige Antwort.") Naja, und dann führte ich halt noch aus, dass mich zu diesem Brief ein Kaplan ermutigt hat, und dass ich auch sonst immer wieder ermutigt worden bin, nachzufragen oder meine Meinung zu sagen. Aber dass ich eben auch die Jüngste im Raum sei und meine Erfahrungen schon aufgrund dessen andere sein können. Ich glaub, insgesamt hab ich mit dem Beitrag einigen Mut gemacht. Er ist recht gut aufgenommen worden. Dennoch ist zu vermerken, dass nur ich allein dem Herrn Pfarrer i.R. widersprochen habe. Ab Mitte 30 waren alle Altersklassen nach oben hin vertreten.
Und wenn ich bald bei meinen Eltern bin, dann hol ich mal diesen Brief aus der Schublade. Er ist jetzt zehn Jahre alt. Heute habe ich keine Ambitionen mehr, Priesterin zu werden. Ich hielte es sogar für grundfalsch, würde die Kirche von jetzt auf gleich Frauen zum Priesteramt zulassen. Es würde zu einer Spaltung führen, und das würde niemandem helfen. Aber ich finde es bis heute bezeichnend, dass "die Amtskirche" nicht in der Lage war, einer Dreizehnjährigen eine brauchbare Antwort auf diese einfache Frage zu geben.
Giáng sinh - Weihnachten auf Vietnamesisch
vor 5 Stunden
4 Kommentare:
Die Mühlen der römischen Kirchen mahlen mehr als langsam, vielleicht kommt noch eine Antwort.
Es kam ja eine Antwort (formell gesehen). Wenn sie auch materiell gesehen keine Antwort auf meine Frage enthielt.
Ich glaube, wir haben in der Studentengemeinde auch schon einmal über dieses Thema (Frauenordination) gesprochen. Und auch da haben Dich (und die anderen Studentinnen) die (offiziellen) Antworten nicht überzeugt. Die brauche ich hier nicht referieren, die sind bekannt (Jesus als Mensch Mann, Mutter Maria von ihm nicht ordiniert etc.). Ist auch besser für jemanden, der vom Priesteramt nicht ausgeschlossen ist, zu dieser Frage zurückhaltend zu sein im Reden. Eine Studentin hat es damals positiv für sich gedreht: "Der Mann mag das Haupt sein, aber die Frau ist der Hals - und bestimmt die Richtung." Na ja. Wie man es drehen und wenden mag, da möchte ich noch viel mehr wissen, reden, nachdenken. Und vor allem SEINEN Blickwinkel erspüren.
Stimmt, die richtig überzeugende Antwort hat mir noch immer keiner gegeben. Aber ehrlich gesagt, das ist mir nicht mehr so wichtig. In dieser Frage bin ich mittlerweile zu einer gewissen Gelassenheit gekommen (komisch - Gelassenheit? Ich? Passt denn das?). Was ich mir wünsche, ist halt ein ehrlicher und ernstnehmender Dialog. Einer, in dem niemandem der Mund verboten wird, in dem man sich gegenseitig wertschätzt. Und den haben wir auf Gemeindeebene (gerade auch in der Studentengemeinde) in einem wesentlich umfassenderen Maße, als er mit den "höheren Ebenen" möglich zu sein scheint. Da sind halt immer noch so ziemlich alle Erlebnisse vom Frust des Nicht-ernst-genommen-Werdens geprägt. Ob sich das mal ändern wird? Irgendwann?
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