Sonntag, 9. September 2007

Reisebericht III

Was die letzte Woche hindurch so geschah. Teil 3.
Im Heiligen Cölln.

Was bisher geschah: Reisebericht, Reisebericht II

Sonntag, 2. September 2007
Auch am Sonntag stehen Biggi und ich mehr oder weniger zeitig auf, aber dank des Schlafengehens schon gegen Mitternacht bereitet dies nur wenige Probleme. Zu zweit geht es im Bad auch schneller als zu viert (Überraschung!), und bald ist alles eingepackt und wir frühstücken noch mal gemütlich. Aber da mein Zug schon um 9:40 fahren soll, ist der Aufbruch auch nicht fern. So endet das - wie ich mir sagen ließ - bisher größte katholon-Treffen. Vielen lieben Dank an alle, die meinen Ausflug in das ferne Land zwischen Rhein und Ruhr durch ihre Anwesenheit noch schöner gemacht haben!
Der Abschied fällt aber gar nicht soooo schwer, denn mich erwartet ja an diesem Tag noch etwas sehr schönes: Ein Wiedersehen mit unserem Ex-Kaplan J. J ist seit sieben Wochen aus Frankfurt (Ost) weg, aber es kommt mir wesentlich länger vor. Sein Nachfolger ist zwar auch nicht übel, aber wenn man sich an einen Seelsorger gerade "gewöhnt" hat, ist es schwer, ihn ziehen zu lassen. Außerdem vermisse ich Js Predigten. Im Zug nach Köln unterhalte ich mich mit einer jungen Frau, die sehr erstaunt ist zu hören, dass ich mit meiner riesigen Reisetasche unterwegs bin, um "einen Bekannten" zu besuchen, der ins Dominikaner-Kloster eingetreten ist. Interessiert fragt sie nach, ob das denn nicht schwer sei, und dass es "sowas" heute überhaupt noch gibt, findet sie "erstaunlich". Innerlich muss ich schmunzeln, denn in Frankfurt (Ost) kenne ich solche Reaktionen ja, aber zwischen Düsseldorf und Köln diese Haltung anzutreffen - es ist eben nicht immer alles Gold, was aus der Ferne zu glänzen scheint. Als wir angekommen sind, wünscht sie mir noch sehr überschwenglich alles Gute, und ich erwidere diesen Gruß.
Mit meinem wieder herausgekramten WJT-Stadtplan mache ich mich auf den Weg durch die große Stadt. Ich laufe am St.-Andreas-Kloster vorbei (Wie viel einfacher wäre es doch, wenn J hier wäre - aber natürlich muss er im vom Bahnhof entfernteren kölschen Dominikanerkloster sein. Wär ja sonst zu einfach.), an St. Aposteln und durch das Hahnentor, und erstaunlich unproblematisch finde ich die Lindenstraße. Ich musste nicht einmal den Stadtplan drehen. Von wegen, Frauen können das nicht.
Die Messe in der Klosterkirche Heilig Kreuz wird von "Chorioso" mitgestaltet, einem sehr jungen Chor, der mit großer Begeisterung dabei ist. Drei Priester am Altar und einige Brüder noch dazu. Sehr schönes Bild, muss ich sagen. In der Messe irritiert mich manches, aber es bleibt im Rahmen, und manches ist, wie ich hinterher erfahre, wohl einfach Eigenart der Dominikaner.
Nach der Messe begrüßt mich nämlich J und führt mich ein wenig durch Kirche und - soweit es die für mich natürlich verschlossenen Klausurtüren zulassen - Kloster. Wir gehen dann auch gemeinsam essen und laufen danach den Weg zurück, fast wie ich ihn gekommen bin. Dabei machen wir aber in manchen Kirchen Halt, und J erklärt mir die wesentlichen Besonderheiten von St. Aposteln, von St. Ursula, von St. Andreas und am Ende auch nochmal vom Dom (den ich zwar schon kenne, wo ich mich aber nochmal über das neue Fenster aufregen kann und auch manches endlich mal verständlich erklärt bekomme). Der Tag vergeht zwischen vielerlei Gesprächen über die alten Zeiten, die Gegenwart und die Zukunft eigentlich ein gutes Stück zu schnell. Noch ein Eis, mal kurz am Rhein lang, und dann ist auch schon Zeit, wieder zum Bahnhof zu gehen. Eben nochmal Futter nachgerüstet, denn schließlich werde ich während der gesamten Abendbrotzeit im ICE sitzen, im Zeitschriftenladen die Verkäuferinnen nach dem "Vatican"-Magazin suchen lassen ("Ist das nicht eher so eine Wochenzeitung?"), dann die Tasche aus der magisch anmutenden Gepäckaufbewahrung zurückgeholt, kurzer, herzlicher Abschied von J und ab in den Zug.
Im ICE sitzt mir eine etwas merkwürdige Gestalt gegenüber, wirkt ein wenig wie ein Computerfreak (seine Lektüre ist entsprechend: ein englischsprachiger Fantasy-Roman), legt interessante, aber leider zum Teil wenig sozialadäquate Verhaltensweisen an den Tag. Beschwert sich lauthals über ältere Leute, die ihren Platz nicht sofort finden, weckt, als er mal raus möchte, seinen Sitznachbarn mit einem breiten Grinsen und den Worten "Ich hoffe, es war kein schöner Traum, aus dem ich Sie gerissen habe", lacht schrill über die Ansagestimme des Zugbegleiters, drängt Gespräche auf. Naja, er steigt in Hannover um, und ab da kann ich endlich ein wenig schlafen. Der Tag war nämlich so reich, dass ich einfach völlig erschöpft bin. Nicht mal meine Zeitschrift kann ich mehr lesen, ich starre auf die Buchstaben, ohne sie zu verstehen. In Berlin schaffe ich den Umstieg problemlos und döse dann wieder im fast leeren Zug vor mich hin. In Frankfurt gönne ich mir kurz nach Mitternacht dann mal ein Taxi, wobei ich dem Taxifahrer gegenüber irgendwie das falsche Gesprächsthema angeschnitten haben muss, denn er schimpft nur so vor sich hin. Ist aber auch egal, zu mir ist es ja nicht so weit. Im Briefkasten warten nur zwei fromme Zeitschriften auf mich, ansonsten war die Woche postlos. Schnell noch duschen, ab ins Bett, sofortiger Schlaf - wieder daheim. Schöne Woche gewesen, aber andererseits gut, dass sie vorbei ist.

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