Freitag, 2. Februar 2007

Gottgeweihtes Leben?

Heute ist nicht nur Weihnachten 40 Tage her, und heute ist nicht nur die Nachfeier des Geburtstags unseres Pfarrers, und heute ist ebenfalls nicht nur der 2. Februar, und heute ist auch nicht nur der Tag mit der Kerzensegnung und dem Blasiussegen. Heute ist, das hat ja auch sonst schon so mancher in der Blogözese bemerkt, das Fest der Darstellung des Herrn. Und seit 1996 ist damit verbunden der Welttag des gottgeweihten Lebens. Seit nunmehr sieben Jahren lassen sich anlässlich dieses Tages immer wieder viele kluge Menschen (meistens sind es Männer, jedenfalls die, die auch ein Forum haben, das über ihren eigenen Esstisch hinausgeht) über die Wichtigkeit des gottgeweihten Lebens aus. Heute will ich auch mal was sagen. Ich habe nun nicht Theologie studiert, und dazu noch bin ich nur eine Frau, also habe ich von diesen Dingen doppelt keine Ahnung. Wer es also besser weiß und mich korrigieren möchte, ist herzlich eingeladen, über die Kommentarfunktion oder auf andere Weise (so mancher kennt da ja Möglichkeiten) Kontakt zu mir aufzunehmen.

Dabei will ich auch gar nicht selbst was zur Wichtigkeit des geweihten Lebens an sich sagen. Da lasse ich lieber jemanden zu Wort kommen, der es besser weiß: Unser verstorbener Papst Johannes Paul II. bezeichnete in seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Vita consecrata" "das Geweihte Leben, tief verwurzelt im Beispiel und in der Lehre Christi, des Herrn" als ein "Geschenk Gottes des Vaters durch den Geist an seine Kirche". Dass geweihte Lebensformen für die Kirche und ihren Auftrag ungemein wichtig sind, daran hegt wohl niemand Zweifel.

Als junger Mensch am Anfang meines Erwachsenenlebens frage ich aber immer ganz automatisch nach der Zukunft. Wo wird heute nicht geklagt über den fehlenden Nachwuchs, die wenigen Berufungen? Das Wort vom "Kirchenschwinden", "Priestermangel", "Ordenssterben", "Klosterrückgang" etc. pp. vermag schon jetzt niemanden mehr zu erschrecken, denn man hat sich daran gewöhnt, es ist Realität, Alltag. Und es wird wenig dagegen unternommen. Man fügt sich in das Schicksal, hofft auf Neuevangelisierung für Deutschland und auf Missionspriester von den Philippinen. Das gehört zu den Sachen, die ich nicht verstehe. Es gibt schließlich auch in unseren eigenen Gemeinden Potential. Es gibt in jeder Gemeinde Jugend, und in manchen sogar noch lebendige Jugendgruppen. Vielerorts sind junge Menschen in der Kirche aktiv. Nur wird dieses Potential meiner persönlichen Erfahrung nach kaum genutzt. Will meinen: Man macht es der Jugend schwer, sich für einen geistlichen Beruf auch nur zu interessieren. Seine eigene Berufung zu suchen, Kontakt mit Gott aufzunehmen und Ihn zu fragen, was Er für Pläne hat - darauf müssen junge Menschen in unserer Kirche im wesentlichen von alleine kommen. Und erst, wenn sie gezielt nachfragen, bekommen sie die nötige Hilfestellung - wenn überhaupt. Zwar gibt es wohl irgendwo in den Weiten des kirchlichen Apparates sowas wie Berufungspastoral, aber davon kommt irgendwie ziemlich wenig in den Gemeinden an. In welcher Jugendgruppe ist denn schon mal Ordensleben Thema? Wo wird an junge Menschen in den Studentengemeinden herangetragen, dass es Möglichkeiten zu Exerzitien gibt, die auch nicht immer die Welt kosten müssen? Welche Ministrantengruppe besucht heute mal ein Kloster? Und welche Firmgruppe setzt sich auch nur ansatzweise mit dem Thema der geistlichen Berufung auseinander? Noch schlimmer: Welcher pastorale Mitarbeiter, ja, welcher Priester traut sich denn überhaupt, Jugend mit diesen Gedanken zu "belästigen"? Einige wenige durfte ich kennenlernen, aber die Masse ist diesbezüglich träge. Manche haben für sowas gar keine Zeit, haben "viel zu viel wichtigeres zu tun", manche sind frustriert, weil sie meinen, sowieso nur auf Ablehnung zu stoßen - und manche, die doch mal das Angebot machen, sind dann ganz erstaunt, wenn sie beim einen oder anderen jungen Menschen doch auf Interesse stoßen. Aber die meisten versuchen's wie gesagt nicht einmal. Dabei wäre es so wichtig, das Thema an die Jugendlichen heranzutragen, ihr Interesse zu wecken. Denn von allein kommt man in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr unbedingt auf die Idee, sich zu fragen, was Gott für einen selbst vorgesehen hat. Der Anstoß muss von außen kommen, von jemand anders. Da sind unsere Gemeinden mit ihrer Jugendarbeit gefragt!

Das ist aber nur der eine Punkt. Das "Ob" des Aufmerksammachens, der Berufungspastoral oder wie man das Kind auch immer nennen mag, ist sicher wichtig. Entscheidend ist aber auch das "Wie". Auch dazu eine Erfahrung meinerseits, etwas, was mir schon viel zu oft aufgefallen ist: Wenn mal Jugendarbeit in Richtung Nachwuchsförderung gemacht wird, beschränkt sich diese sehr häufig auf potenzielle Priesteramtskandidaten. Als ob es die Ordensgemeinschaften gar nicht gäbe bzw. diese nicht so wichtig wären. Berufungspastoral bezieht sich, wo sie geschieht, überproportional auf Diözesanpriester. Aber Kirche braucht auch Ordensberufungen! Um die Mission fortzuführen und um zu beten - auch um weitere Berufungen. Auch Laienbrüder und Ordensschwestern haben ihren Wert; aber offenbar nicht in der gleichen Weise wie ein Diözesanpriester. Zumal eine Berufungspastoral, die sich auf Diözesanpriester beschränkt, Mädchen und junge Frauen von vornherein außen vor lässt. Was aber irgendwie auch niemanden mehr auch nur zum Heben einer Augenbraue veranlassen kann. Es ist halt so, man kennt es gar nicht anders. Man nimmt es ja nicht einmal wahr. Frustrierend.

Das ganze Gerede über die Wichtigkeit des gottgeweihten Lebens nervt. Jedenfalls, solange kaum etwas unternommen wird, um es auch wirklich zu fördern. Da können tausend kluge Männer zweitausend kluge Reden halten, und es wird sich doch nichts ändern. Die vorhandenen Reden und die fehlenden oder schlecht ausgeführten Taten strafen die klugen Männer Lügen. Soweit die subjektiven Eindrücke und ganz persönlichen Erfahrungen einer nicht Theologie-studierten jungen Frau, die Kirche nicht als den großen Wasserkopf mit vielen tausend hauptberuflichen Verwaltern unterschiedlicher Fähig- und Wichtigkeit, sondern als die lebendige Gemeinde der Jünger Jesu Christi ansieht.

Wer schweigt, stimmt zu.

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