Dienstag, 24. März 2009

Klammerst Du noch oder vertraust Du schon?

Kanzelschwalbe schreibt über das Vertrauen - nicht nur beim Reiten. Als ich ihren Text las, wie sie sich immer festhalten musste, weil das Vertrauen in das galoppierende Pferd nicht da war, musste ich an eine Geschichte von meiner Tante denken.

Als meine Tante klein war und gerade laufen lernte, wollte sie immer an der Hand gehalten werden. Und das auch dann noch, als sie eigentlich schon sehr sicher laufen konnte. Ließ man sie los, fiel sie sofort hin. Und dementsprechend hat sie dann auch immer geweint, denn hinfallen tut schließlich weh. Sie klammerte sich mit aller Kraft an die Hand ihres Vaters. Mein Großvater war ein ziemlich hochgewachsener Mann, und so musste er immer etwas zur Seite gebeugt laufen, weil seine Arme nicht so weit herunterreichten, dass das kleine Mädchen seine Hand sonst hätte erreichen können. Das war für ihn natürlich auf Dauer sehr anstrengend, denn wer kann schon immer so schief laufen? Zumal Opa eine Kriegsverletzung hatte, die ihm das Gehen auch so schon schwer genug machte. Also nahm er schließlich einen Bindfaden, hielt das eine Ende fest und gab das andere seiner kleinen Tochter, meiner Tante. Und siehe da, auch am Bindfaden konnte sie hervorragend laufen.

Eines Tages jedoch ließ mein Großvater auch den Faden los. Ob mit Absicht oder versehentlich, das weiß ich nicht. Meine Tante jedenfalls bekam es gar nicht mit. Sie hielt ihr Fadenende in der Hand und lief und lief. Irgendwann merkte sie, dass ihr Vater ein ganzes Stück von ihr entfernt war und dass sie schon einige Meter ohne ihn zurückgelegt hatte. Nun war ihr klar, dass sie auch ohne ihn laufen konnte - und es funktionierte von da an ganz hervorragend. Nun brauchte sie auch keinen Faden mehr und lief fortan alleine.

Manchmal ist es im Leben so, dass man das Vertrauen zu dem hat, der uns hält - und sich aus diesem Vertrauen heraus dann selbst gar nichts mehr zutraut. Bei Gott dürfen wir uns sicher sein, dass er uns erst dann loslässt, wenn wir allein laufen können. Wir dürfen ihm zutrauen, dass Er weiß, was wir vermögen und was nicht. Aber dennoch klammere auch ich mich oft voller Angst an einen Bindfaden ...

Keine Kommentare: