Sonntag, 19. Oktober 2008

Pizza catholica

Werner Theurich meint, in seiner Spiegel-Kolumne den Pizza-Notstand ausrufen zu müssen. Schließlich sterbe die Einzigartigkeit des "delikaten Teigfladens" (was für eine Formulierungskunst!) heutzutage unter einer Vielzahl von Belägen dahin. Theurich bekennt sich zu dem angeblichen puristischen italienischen "Original" aus der Trattoria, belegt nur mit Tomate, Mozzarella und Oregano.

Was für ein Unfug! Wenn er das Original wollte, müsste Theurich sich wohl nur mit dem Boden zufriedengeben. Schließlich war die Pizza ursprünglich ein Armeleuteessen, das einzig und allein aus dem heute zugrundeliegenden Teig bestand und erst nach der Einführung der Tomate überhaupt irgendeinen Belag erhielt. Dann aber wurde sie auch mit anderen Zutaten variiert - und da jetzt noch einen besseren oder schlechteren bestimmen zu wollen, kann ja wohl ausschließlich eine Geschmacksfrage sein.

Schließlich entwickelte sich die Pizza in Italien aber zu einem Resteessen, so ähnlich wie bei uns der Eintopf. Was nicht mehr anders verwertet werden konnte, kam eben auf die Pizza. Damit darf man Theurichs Entrüstung, die sowieso irgendwie etwas künstlich anmutet, wohl getrost für ganz und gar unbegründet halten. Aber sie sei ihm gegönnt, mit irgendetwas muss der Mann ja schließlich seine Kolumne füllen.

Ein Resteessen wird die Pizza auch für mich am Dienstag sein. Wenn ich nämlich, bevor ich in Urlaub fahre, mein letztes Mittagessen mache, aus den - übrigens auch von Theurich empfohlenen - 200 g Mehl (aus bekannten Gründen nehme ich Dinkel statt Weizen), Salz, Hefe, Wasser schnell einen Teig knete und ihn mit all dem belege, was die nicht vorhandene Vorratskammer hergibt. Wahrscheinlich wird dies sein: eine Paprika, zwei Wiener Würstchen (vorher in Scheiben geschnitten und scharf angebraten), drei hart gekochte Eier, 150 g Schafskäse und natürlich Tomatensauce und Butterkäse. Und ich bin mir sicher: Diese Pizza wird hervorragend munden - auch wenn sie für Theurich der "kalte Horror" wäre. Aber schließlich muss er sie ja nicht essen.

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