Ich war wieder in Polen unterwegs mit meinem Fahrrad. Diesmal von Słubice aus Richtung Süden, nach Świecko. Die Fahrradwege sind dort nicht besonders toll, aber ich wollte mir einfach mal die Gegend ansehen, dort war ich ja noch nie.
Eigentlich war es erstmal eine relativ "unbesondere" Strecke. Aber nach der Autobahnbrücke und vor Świecko kam dann noch eine Stelle, die mich etwas aus meinem Normaltrott herausriss. An dem Weg stand zuerst nur ein Schild, aber ein gepflasterter Pfad führte zu einer Gedenkstelle ...
... für ein KZ. Dort, ganz nahe beim damaligen Frankfurter Stadtteil Dammvorstadt und nur durch die Oder von einem Ort getrennt, an dem ich schon oft gesessen und Ruhe gefunden habe, gab es ein Gestapo-Lager. Mittlerweile habe ich über das "Lager Oderblick", wie die Nazis es euphemistisch genannt haben, etwas mehr herausgefunden. Es handelte sich um ein Umerziehungslager, in dem Männer und Frauen aus 14 Nationen zur Zwangsarbeit untergebracht wurden. Es existierte von Oktober 1940 bis Januar 1945 und war mit einer nominellen Kapazität für 400 Menschen ausgestattet, war aber meist mit 800 belegt. 4000 Personen sind dort nachweislich umgekommen.
Traurig hat es mich gemacht und nachdenklich. Unsere Geschichte verfolgt uns auf Schritt und Tritt, wenn wir gerade nichts böses ahnen. Auch, wenn ich nichts dafür kann und meine Eltern auch nicht - unsere Nation ist belastet. Und es wird noch lange dauern, bis diese Belastung abgelegt werden darf.
Mitten in der schönen Natur fand ich heute bei einer Fahrradtour die Gedenkstätte des "Lagers Oderblick".
St. Katharina in Marx
vor 2 Stunden
1 Kommentar:
Einerseits kann man froh sein, daß uns diese Geschichte Besonnenheit und Sensibilität für bestimmte Dinge wachhalten läßt. Andererseits verwechseln viele Verantwortung mit Schuldkomplex und Handlungsunfähigkeit.
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