Es gibt da eine Frage, die wurde mir schon soooo oft gestellt. Und ich konnte sie nie richtig beantworten.
Warum macht Jura keinen Spaß mehr?
Die Antwort war gestern, als ich gar nicht darüber nachdachte, plötzlich da.
Ich wollte immer die Welt verbessern,
und am Anfang dachte ich, Jura wär der Weg, um dabei nicht zu kleckern, sondern zu klotzen.
Ich wollte Karriere machen auf Europäischer oder noch höherer Ebene,
um die Welt zu einem gerechteren und freundlicheren Ort zu machen.
Je tiefer ich ins juristische Studium einstieg, je weiter ich voranschritt, desto klarer war mir, dass dies nicht der Weg ist,
zumindest nicht für mich,
dass ich einfach das Ziel nicht damit erreichen kann,
weil ich den Weg nicht akzeptiere
in seiner Kleinlichkeit, in seinem Formalismus, in seiner Behäbigkeit,
dass ich damit mich von den Menschen mehr entferne als ihnen zu nutzen
und dass mir, ja, MIR Möglichkeiten gegeben sind, die Welt zu verändern.
Aber vielleicht muss ich dafür eben doch nicht klotzen, sondern kleckern
und es auf kleiner Ebene tun, vor Ort.
Aber dafür ist Jura nicht der Weg,
jedenfalls nicht meiner,
und deshalb hab ich keine Freude mehr daran.
Ich putzte gestern meine Duschwanne, und da war das plötzlich klar.
Den halben Tag in der Kirche
vor 2 Minuten
4 Kommentare:
Das erinnert mich daran, weshalb ich nicht mehr als Erzieherin arbeite. Ich liebe Kinder wirklich sehr, aber zu sehen, wie es Kindern so richtig schlecht geht und nichts dran ändern zu können, das hat mich geschafft. Wenn ich sehe, wie es in vielen Familien zugeht, dann möchte ich auch die Welt verändern. Aber es geht nicht....
Vielleicht ist das nicht ganz genau das Gleiche, aber zumindest will ich damit sagen, dass ich Dich sehr gut verstehen kann (bis auf den Wunsch Karriere zu machen, den hatte ich nie, wie auch als Erzieherin?).
lg
Vita
Na ja, der Zyniker in mir sagt, er würde auch gerne den nächsten Pulitzerpreis haben, obwohl er im Augenblick nur Pressemeldung der örtlichen Sparkasse in Nachrichten umschreibt.
Der ehemalige Student kennt das Gefühl ziemlich gut, ich hatte auch eine Phase in der ich keinen Sinn mehr darin gesehen und mich gefragt habe, ob ich nicht lieber sofort alles beenden sollte. Hab ich dann aber nicht, nach dem Motto nur weil ich einen Studienabschluss in einem Fach habe, muss ich da ja nicht mein Leben lang bleiben.
Der Katholik denkt da zuerst an den Ansatz von Opus Dei mit der Heiligung der Arbeit. Da ist es ja völlig egal, ob du jetzt in Brüssel oder in Wolkenkuckucksheim deinen Job tust.
Ich hoffe einer der drei konnte dir zumindest etwas helfen.
Auch wenn Dein Weg anders aussehen wird, als Du es Dir am Beginn des Jurastudiums vorgestellt hast - die Schritte, die Du bis jetzt gegangen bist, waren bestimmt kein Umweg. Was Dir jetzt so kleinlich, formalistisch und behäbig erscheint, das hat am Ende doch viel mit menschlichem Zusammenleben und seinen Grundstrukturen zu tun. Davon etwas zu wissen, das ist an jedem Ort hilfreich - auch wenn man das im Dunkel der Prüfungszeit manchmal nicht glauben will. Und vielleicht macht Jura, als einmal gelerntes Handwerkszeug, sogar irgendwann wieder Spass. An einem Ort, wo Du es gar nicht erwartet hättest.
Ich kenne dieses schwer zu beschreibende Gefühl, nicht mehr mit vollem Herzen zu studieren, den bislang gegangenen Weg als fremd und brüchig zu empfinden.
Nun, ich habe zuende studiert, einige Zeit in meinem Beruf gearbeitet und bin dort angekommen, wohin es mich immmer gezogen hat und bin nach 25 Jahren(!) Suche am richtigen Ort angekommen. Mein Studium war und ist mir dabei eine wichtige Stütze und Etappe bis heute gewesen und ich wünsche auch Dir, aufbauend auf Deinem beendeten Studium, so einen Sog, eine Berufung, die nur durch diesen ersten Schritt überhaupt möglich sein kann.
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