Manchmal gibt es so Tage, da komm ich eigentlich ziemlich fertig in die Messe. Heute zum Beispiel. Von 7 bis 8:30 Uhr habe ich unsere Examens-Lern-AG vorbereitet (die morgige, nicht die heutige), von 9-16 Uhr hatte ich Examens-Lern-AG (ok, wir haben mittags auch ne Pause gemacht) und dann war um 17 Uhr Heilige Messe. So Tage wie heute sind es, an denen ich eigentlich nicht lesen möchte. Ich hab den ganzen Tag schon in Bücher geschaut, hab vorgelesen, geredet, notiert, formuliert, definiert, subsumiert und hyperventiliert. Kurz: Ich war ein wenig geschafft. Aber der Lektorendienst ist in den Werktagsmessen nunmal meiner, wann immer ich da bin. Ob früh oder spät, ob ich Lust habe oder nicht. Und so sehe ich ihn auch: Als Dienst an der Gemeinde, den ich tun kann. Schließlich sagte man mir schon manchmal, dass ich ganz gut lese. Sicher geb diese Aufgabe auch mal ab, wenn ich ganz starke Kopfschmerzen hab oder heiser bin. Aber das ist selten. Und von den regelmäßig Mitfeiernden will auch eigentlich keiner so richtig gern (ich hab schon alle gefragt, und jeder hat einen anderen Grund - oder auch gar keinen außer "mach ich nicht"). Und ich mach's generell ja mit Freude. Aber heute war so ein Tag, da hab ich schlecht betont und schnell gelesen und mich verhaspelt, beim Psalm vergaß die Gemeinde ständig den Antwortvers, und da musste ich beim dritten Mal ziemlich grinsen, als es immer noch nicht klappte und ich stark nachhelfen musste, und als ich dann singen sollte ("Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit"), kam's irgendwie schief. Fand ich jedenfalls. Solche Tage sind es, an denen mag ich eigentlich nicht Lektor sein. Und dennoch: Ich lese auch an diesen Tagen. Ich lese zur größeren Ehre Gottes, an jedem Tag so, wie ich es eben kann. Und Er möge mir allezeit das Bewusstsein ins Herz legen, dass es Sein Wort ist, das ich verlese, und Er sich meines Mundes nur bedient. Wie Er es mir gibt, so will ich Ihm dienen. Und was Er draus macht, ist dann SEINE Sache.
Giáng sinh - Weihnachten auf Vietnamesisch
vor 21 Stunden
5 Kommentare:
Unter welchem Druck und Perfektionismus musst Du leiden, um diese Sätze, so wie Du sie formuliert hast, zu veröffentlichen!?! Angefangen von der AG( ist doch wurscht, ob für die heutige oder für morgen, zumindest für den Leser, letztlich auch für Dich )bis zu Erklärungen und umständlich formulierten Entschuldigungen, warum es heute mal nicht so gelaufen ist, und all das, immer unter Deinem strengen und nicht sehr liebevollem Blick Dir selbst gegenüber. Gott ist zu Dir viel gnädiger. Das spürst und beschreibst Du auch am Ende Deiner
Ausführungen. Ich bin Gottesdienstbeauftragte, speziell Kommunionhelferin, und ich kenne das Gefühl, vermeintlich im Blickfang und Mittelpunkt innerhalb der Messe zu stehen. Das ist aber überhaupt nicht der Fall, sehr wohl aber narzisstisch überhöht. Wir, die Ausführenden, sind immer nur Werkzeug Gottes, egal, wie wir sprechen, handeln, aussehen. Dafür bedarf es keiner großen Erklärungen. Hier ist nur demütiges, dankbares Schweigen angesagt.
Anonyma selbstkritisch:
"Unter welchem Druck und Perfektionismus musst Du leiden, um diese Sätze, so wie Du sie formuliert hast, zu veröffentlichen!?!"
Weiter so! Aber warum dann der Rest? Ach ja "demütiges Schweigen"!
p.s. Amica: Man muß nicht jeden Kommentar veröffentlichen.
pp.s. auch meinen nicht - bin aber auch kein Gottesdienstbeauftragter!
Thomas, danke für Deinen Kommentar. Wenn Du erlaubst, ich veröffentliche ihn trotzdem. Es ist aus meiner Sicht nicht nötig, Kommentare zu unterschlagen, wenn sie nicht rechtswidrigen oder sedisvakantistischen Inhalts sind. Meine Leser sind ja offensichtlich in der Lage, sich bei sowas ihren Teil zu denken (und das zum Teil auch zu kommunizieren).
Ich habe noch nie so richtig verstanden, wozu Gottesdienstbeauftragte und Kommunionhelferinnen wirklich gebraucht werden. Weder das eine noch das andere ist ein Laiendienst der Kirche und insofern für mich als Laien in der Kriche ziemlich irrelevant. Deshalb kann ich dabei gar nicht mitreden.
Für den Lektorendienst ebenso wie für den Ministrantendienst gilt, daß sie Laiendienste der Kirche sind. Beide Dienste übernehme ich sehr gerne, wenn es angezeigt ist, das zu tun.
Übernimmt man einen solchen Dienst, so ist es gut, ihn ernst zu nehmen und sich selbst in diesem Dienst wahrzunehmen und zu reflektieren.
Und dann darf man eben auch mal wahrnehmen, daß nicht immer alles "klappt".
"Klappt" im Hinblick auf unseren eigenen durchaus auch mal ästhetischen Anspruch.
Gott hingegen sieht das mit so viel milderen und gütigeren Augen als wir uns das in unseren kühnsten Träumen vorstellen könnten.
Liebe Amica, danke für den Hinweis auf Saturday-night-fever
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