Ein heißgeliebtes Thema: Was tun mit den Kindern in der Kirche?
Das eine Extrem neigt dazu, Kinder möglichst mit Klebeband überm Mund in der Kirchenbank festzubinden und sie ruhigzustellen bzw. erwarten, dass sie in einem Alter, in dem sie das einfach noch gar nicht bringen können, den Gottesdienst komplett mitzufeiern. Dabei kann ein Drei- oder Fünfjähriger mit einer Epistellesung schon ganz naturgemäß nicht viel anfangen, ganz zu schweigen von einer handelsüblichen Predigt.
Das andere Extrem lässt den Kindern alle Freiheiten der Welt. Klapperndes und trötendes Spielzeug? Kein Problem! Das Kind hat Lust, auf dem Altar herumzukrabbeln? Wie süß! Und eine Lesung aus dem Buch "kleiner Prinz" bindet unsere Schnuckiputze endlich mal so richtig ein.
Das ist natürlich beides überzogen dargestellt. Die Frage lautet aber sowieso mehr: Wie sieht der vernünftige Kompromiss aus? Ab und an mal eine Familienmesse mit kindgerechter Predigt, kindgerechten aber trotzdem liturgiekonformen Liedern (da gibt es mehr als man denkt, aber natürlich muss man bei der Auswahl durchaus kritisch vorgehen, denn die Kinder sollen ja auch inhaltlich etwas mitnehmen), und auch ab und an einfach mal so den Kindern zeigen, dass auch sie dazugehören. Was schadet es, wenn sie zum Vaterunser zum Altar kommen, sich dann beim Beten an den Händen halten, den Friedensgruß auch noch am Altar "mitnehmen" und ihn dann zurück in die Gemeinde tragen? Ich denke, die kleine Unruhe sollte es uns wert sein. Denn die Messe ist keine Show, keine Theateraufführung, sondern ein Gottesdienst der ganzen Gemeinde. Und da gehören auch die Kleinen dazu. Ich selber habe soetwas als Kind erlebt, und ich fand es sehr toll, mal eine Weile vorne "ganz nah dran" zu sein. Das hat mich und mein Verhältnis zur Kirche sehr geprägt.
Andererseits sind natürlich auch die Eltern gefordert. Nicht ganz alles zulassen, nicht-lärmendes und sinnvolles Spielzeug für zwischendurch mitbringen, solange die Kinder wirklich klein sind (einmal habe ich eine Arche Noah aus Holz gesehen, mit de ein Kind selig spielte - das fand ich ideal), und wenn es sein muss eben auch mal mit einem schreienden Kind rausgehen. Damit sollte eine Gemeinde dann problemlos klarkommen, finde ich.
Und: Wen es zu sehr stört, der kann ja den traditionell von Familien viel besuchten Messen ausweichen. In die Nachbargemeinde oder auf eine andere Sonntagsmesse (notfalls die Vorabendmesse) in der eigenen Gemeinde. Aber er sollte sich mal überlegen, wieweit ab und an Rücksichtnahme auch auf die jüngsten Gemeindemitglieder und ihre Bedürfnisse christlich geboten ist.
Leicht müde
vor 8 Stunden
3 Kommentare:
Zu den Dingen die ich von den Worten Benedikt XVI bei seinem Deutschland-Besuch in Erinnerung habe, gehörte auch seine Bitte an alle Eltern ihre Kinder doch mit in den Gottesdienst zu nehmen. Welcher Katholik würde es denn da wagen zum Klebeband zu greifen? :D
Obwohl ich nun auch nicht zum zweiten Extrem neige, bringt mich ein Kind das mal während des Gottesdienst an den Bankreihen vorbei läuft und von seiner Mutter mehr oder weniger geräuschlos wieder "eingefangen" wird immer zum Schmunzeln. Das ist halt nun mal so. Und ich finde auch ein "normaler" Gottesdienst hat für Kinder ja auch durchaus etwas zu bieten, schließlich werden dort auch alle Sinne angesprochen. Und wenn gelegentlich mal ein kleiner Gottesdienstbesucher lautstark auf sich aufmerksam macht, ist das ein Grund zur Freude. Wobei auf dem Altar herumkrabbeln dann doch zu weit geht, da sollten die Eltern schneller sein. :-)
Wir haben unseren Sohn von Anfang an in die Hl. Messe mitgenommen. So war es für ihn etwas bekanntes und selbstverständliches.
Herumlaufen in der Kirche oder mitnehmen von Spielzeug war für uns nie ein Thema. Mich stört es nicht, wenn ein Kind mal ausbüxst, mich stört es, wenn Eltern ihre Kinder "einfach machen lassen", wie sie wollen. Auch das richtige Verhalten in der Kirche will gelernt sein. Da dürfen Eltern den Kids auch mal was zumuten.
Klebeband haben wir dazu nie benötigt.
Eigentlich schon alles gesagt - vielleicht eine Ergänzung: Ich habe bei meiner (weiland noch kleinen) Tochter erlebt, daß sie in einem "normalen" Gottesdienst deutlich konzentrierter war als in Kindermessen, die wir demzufolge auch möglichst meiden.
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