Montag, 8. Februar 2010

Was der Spiegel uns verschweigt

In aller Munde: Die Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg und anderen katholischen Schulen. Schlimm, wirklich schlimm, gerade weil es Fälle sind, in denen Vertrauenspersonen besonderer "Güte" sich an Kindern und Jugendlichen vergriffen haben, die sich nicht wehren können. Diese Kirchenmänner haben sich und unsere Kirche nicht mit Ruhm bekleckert. Soviel ist klar.

Die Frage ist aber leider auch mal wieder, was man daraus macht. Der Spiegel berichtet heute von 94 Verdachtsfällen auf sexuellen Missbrauch durch Geistliche oder Laien [letztere Information verschwindet im Kleingedruckten unter einem Sternchen an der Abbildung auf Seite 65 der heutigen Ausgabe] in den deutschen Bistümern, und zwar seit 1995. Dabei erwähnt der Spiegel nicht, dass diese Zahlen in Beziehung zu setzen sind zu 210.000 polizeilich erfassten Fällen von sexuellem Missbrauch in Deutschland im maßgeblichen Zeitraum. Laut Professor Hans-Ludwig Kröber, Professor für forensische Psychiatrie an der Charité zu Berlin, werden damit nichtzölibatär lebende Männer mit einer 36mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als katholische Priester. Dies führt Kröber zu der Annahme, dass die Geisteshaltung, in der Priester lebten, sie weitgehend davor schütze, Täter zu werden. [Quelle: kath.net]

Hier heißt es offenbar mal wieder: Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!

3 Kommentare:

limportant hat gesagt…

Das mit der Statistik unterschreibe ich sofort.
Die Relation finde ich jedoch unwichtig - jeder einzelne Mßbrauchsfall ist einer zuviel.

Zudem stellt das für mich das Zölibat wieder mal sehr in Frage.

Unknown hat gesagt…

Limportant, warum stellen denn diese Missbrauchsfälle den Zölibat in Frage??? Versteh ich nicht.

Die ganz überwiegende Mehrheit der Missbraucher ist verheiratet. Stellt das die Ehe in Frage?

Eine deutliche Mehrheit der Fälle sexuellen Missbrauchs findet innerhalb der Familie statt. Sollte man deswegen das Zusammenleben von Vätern, Stiefvätern, Brüdern etc. mit Kindern verbieten?

Biggi

Anonym hat gesagt…

Ich stimme Biggi zu. Und dass sich die katholische Kirche "nicht mit Ruhm bekleckert hat", klingt in meinen Ohren fast verharmlosend. In schwere Schuld haben sich die Missbraucher verstrickt. Und anstatt damit offen und konsequent umzugehen, hat sich die katholische Kirche mit Schweigen, Hinhalten, Vertuschen, und in letzter Konsequenz mit dem Beichtgeheimnis aus der Verantwortung gezogen. Unglaublich!! Als Mutter zweier Canisius-Schüler erlebe ich tiefgreifende und schwere Wochen... und behalte mir ebenfalls Konsequenzen vor. Herberta