In einem Internetforum (keinem religiösen) stellte im Community-Bereich eine 14-jährige die Frage, ob sie sich firmen lassen soll, wenn sie sich mit der katholischen Religion nicht identifizieren kann. Sie besucht den Firmunterricht, und eigentlich hat er ihr auch immer Spaß gemacht, aber er überzeugt sie nicht richtig. Sie könnte - wie jede 14-jährige - Geld und Geschenke gut gebrauchen, und ihre (praktizierende) Oma und die (nicht praktizierende) Mutter wären wohl enttäuscht oder entsetzt, wenn sie sich nicht firmen ließe. Und eine Freundin hat sich firmen lassen, damit sie später einmal Patentante werden kann. Klar, auch das spielt in die Entscheidung mit hinein.
Hier meine Antwort:
Ich habe selbst gerade angefangen, Firmunterricht zu geben. Wir legen bei uns sehr viel Wert drauf, dass gegen Ende des Firmkurses (also ca. 2 Monate vor der Firmung, in unserem Fall zu Ostern) jeder Firmkandidat seine eigentliche Entscheidung fällt. Wir haben aber schon jetzt angeboten, dass die Priester oder die Gemeindereferentin auch ein Gespräch mit der Familie führen würden, wenn diese eine negative Entscheidung nicht akzeptiert. Vor der eigentlichen Firmung muss der Firmkandidat ja seinen Glauben bekennen. Auch wir Firmbegleiter und die Kirche als Ganze hat ein Interesse daran, dass keiner dabei aus einer Zwangslage heraus lügt. Dann ist die Spendung des Sakramentes auch gar nicht gültig.
Wenn es zurzeit für Dich nicht richtig ist, dann lass es ruhig! Natürlich fehlt Dir dann das Geld und die Geschenke, die man im Alter von 14 sicher auch gut gebrauchen kann - aber ganz ehrlich: Dafür hast Du dann eine erwachsene Entscheidung gefällt, hast niemandem etwas vorgegaukelt, was nicht ist, und bist mit Dir selbst im Reinen. Wenn Du später einmal den Wunsch haben solltest, die Firmung nachzuholen, dann wird auch das unproblematisch möglich sein.
Was das Patenamt angeht: Es stimmt, dass Du ohne Firmung nicht als Taufpatin (und entsprechend auch nicht als Firmpatin) zugelassen werden kannst. Das steht hier im Codex des kanonischen Rechts, dem obersten "Gesetzbuch" der Kirche. Der Hintergrund ist derjenige, dass der Pate die Aufgabe hat, den Täufling auf seinem Weg im Glauben zu begleiten - und wie kann er das tun, wenn er selbst nicht vollständig im Glauben steht? Außerdem ist die Aufgabe des Paten gegenüber der Kirche die eines Bürgen: Er bürgt für den Täufling (ist vor allem für Erwachsene Täuflinge interessant), dass er würdig ist und so sehr im Glauben steht, dass er die Sakramente empfangen kann. Auch aus diesem Gesichtspunkt ist es verständlich, dass nicht Gefirmte dafür nicht zugelassen werden.
Was man aber natürlich machen kann, ist einem Kind einen Verwandten ganz besonders zur Seite zu stellen, auch wenn er bei der Taufe nicht das Patenamt übernommen hat. Das wäre dann eine einfache Absprache zwischen den Eltern und Dir. Du kannst auch neben einem formellrechtlichen Paten als Taufzeugin mit aufgeführt werden, wenn Du nicht gefirmt bist.
Das alles soll Dir zeigen: Deine Entscheidung ist wichtig und sie hat Konsequenzen. Aber es gibt sehr gute Argumente dafür, dass Du Dich nicht gegen Deine Überzeugung firmen lässt.
Dienstag, 23. September 2008
"Soll ich mich firmen lassen, wenn ich nicht glaube?"
um 10:45 Kategorien: die Welt und Gott, Firmunterricht, una sancta
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12 Kommentare:
"Früher war ich strenger..." so Papst Benedikt XVI. in diesem Beitrag von Radio Vatikan (http://podster.de/episode/689599 - Auf Play drücken).
Ich lese aus der Frage des Mädchens mehr herraus, dass es eine letzte Bestätigung für die Firmung möchte und nicht mit Paragraphen vollgeschmissen werden. Es ist nicht notwendig "vollständig im Glauben zu stehen", hier ist es angebracht Mut zumachen. Allein, dass sich das Mädchen Gedanken darüber macht, ob sie sich wirklich firmen lassen will, zeigt doch das sie sich intensiv mit dem Sakrament auseinandergesetzt hat.
Die Großzügigkeit die der Papst anspricht wirkt durchaus, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, denn zu 100% Prozent, vielleicht nur zu 40% Prozent war ich von der Firmung überzeugt, und trotzdem hat mir das nicht geschadet, erst nach der Firmung habe ich mich bewusst auf den Weg zum Glauben gemacht.
Amica, ich kann dein Unbehagen sehr gut verstehen, wenn Sakramente "konsumiert" werden, aber in deinem Beitrag fehlt mir leider die mutmachende Bestätigung für das 14 (!!)-jährige Mädchen!
Benedikt
Warum sollte ich jemandem Mut machen, sich firmen zu lassen, der nicht glaubt? Das würde nur unterstreichen, was viele eh schon empfinden: Dass die Firmung eigentlich nur etwas ist, was man "eben so mitnimmt".
Mir ging es da ähnlich wie benedikt, vielleicht lag meine "Prozentzahl" sogar noch viel geringer. Vielleicht habe ich die Firmung damals auch nur so "mitgenommen". Vielleicht macht mir dein Satz von "Dann ist die Spendung des Sakramentes auch gar nicht gültig." dann auch Sorgen - allerdings nicht im Sinne, dass ich mir Sorgen mache, dass das Sakrament bei mir keine Gültigkeit hat. Ich glaube eine Firmung an sich kann man nicht so einfach mitnehmen, selbst für jene, die glauben sie zum Zeitpunkt der Firmung nur einfach "so mitzunehmen".
Einen direkten Rat, sich nicht firmen zu lassen, kann ich in dem Artikel nicht erkennen. Was ich sehr wohl erkennen kann, ist ein deutlicher Appell zu mehr Ehrlichkeit im Umgang mit den Sakramenten. Ebenso, natürlich nur ansatzweise, eine Aufklärung über das, was Firmung bedeutet, welche Folgen sich daraus ergeben.
Mag Papst Benedikt nun Altersmilde für sich reklamieren, an Klarheit wird er es dennoch niemals fehlen lassen wollen.
Klarheit über das, was die Jugendlichen tun, wenn sie ein Sakrament empfangen, Klarheit darüber, daß die Firmung Bedeutung im Leben eines Christen hat und Klarheit darüber, daß Firmung sie Initiation abschließt, also sozusagen die Vollendung der Taufe ist, darauf haben die Firmbewerber ein Anrecht.
Kein Recht hingegen haben die Pastöre auf per Firmung light erworbene hohe Zahlen.
Da gilt es wirklich jungen Menschen Mut zu machen, sich auch mal gegen den Strom zu entscheiden.
Und das finde ich gut.
Mut machen in dem Sinne, das man herrausstellt, warum es sich lohnt sich firmen zu lassen.
Dass eine 14-jährige nicht mit der gesamten Lehre der katholischen Kirche übereinstimmt, darf doch kein Grund sein sich nicht firmen zu lassen.
Dieser Punkt fehlt mir ein bisschen in Deiner Antwort.
Ob jemand glaubt oder nicht, das kann nur Gott beurteilen, kein anderer Mensch und man auch selbst nicht.
Sorry, aber wenn ich sehe, dass jemand nach reiflicher Überlegung seine Entscheidung eigentlich getroffen hat und sie nur nicht umsetzt, weil er sich aufgrund der äußeren Umstände nicht traut, dann mache ich ihm eher Mut, zu seiner eigenen Entscheidung zu stehen, als ihn zu überreden, etwas anderes zu tun als er selbst will.
Kirche, die nach außen vermittelt, dass sie jeden in ihre Fänge kriegen will, egal ob er das auch möchte, zeigt nur, dass sie andere Leute und ihre Überlegungen und Entscheidungen nicht ernst nimmt. Ich möchte aber sowohl dieses Mädchen als auch und vor allem meine eigenen Firmlinge ernst nehmen. Ich glaube, dass ich dazu auf dem richtigen Weg bin - und ich bete um den Heiligen Geist, dass Er mich leiten möge. Denn nur mit Seiner Führung kann ich den Jugendlichen raten. Das aber tue ich nach der Überzeugung, zu der ich im Gebet gelangt bin.
Hast du etwa noch nie am Glauben gezweifelt und warst nicht auf die Gebete und Unterstützung anderer angewiesen?
Firmung bedeutet nicht, bereits am Ziel der eigenen Suche nach Gott zu sein , sondern vielmehr vertrauend auf das Wort Jesu im Laufe des Lebens sich der unfassbaren Größe Gottes nach und nach zu nähern.
Durch Zweifel zu immer stärkerem Glauben...
Genau da solltest du deine Firmlinge behutsam abholen und sie nicht mit kirchenrechtlichen Paragraphen überfrachten.
Wen kann man denn bitte mit einem einzigen Paragraphen schon überhäufen? Jetzt macht mal halblang. Nein, dieser hier war völlig angebracht, weil er als Antwort auf die Frage kam, ob man denn ohne Firmung Pate werden kann. Das Mädel scheint mir intelligent genug, um ihn zu verstehen. Und vorher waren halt nur widersprüchliche und verwirrende Antworten auf diese Frage gekommen, sodass sie hier die Möglichkeit hatte nachzulesen, wie es denn wirklich ist.
Ich hab ja auch nicht gesagt, dass diese junge Dame sich auf keinen Fall firmen lassen darf. Ich hab ihr nur gesagt: Wenn Du nicht willst, musst Du auch nicht. Ich fühl mich so missverstanden. Zum Glück scheint das angesprochene Mädchen mit meiner Antwort weit besser zurechtzukommen als Ihr. Dann hat meine Antwort wenigstens die eigentliche Adressatin erreicht.
Einige Kommentare hier klingen so, als hätte Amica die Fragestellerin ungebührlich unter Druck gesetzt, sich NICHT firmen zu lassen. Das Gegenteil ist der Fall: sie hat ihr Mut gemacht, sich dem - subtilen oder massiven - Druck ihres Umfeldes zu widersetzen, sich firmen zu lassen, obwohl sie sich mit den Inhalten, zu denen sie dabei "Ja" sagen soll nicht identifizieren kann.
Und ich wiederum kann nur Amica Mut machen, sich dem Druck dieser Kommentatoren zu widersetzen. In einer ähnlichen Situation hab ich auch schon mal mit einem Schüler, der vor der Frage der Firmung stand, eine ganze Weile um die INHALTE gerungen - und als er diese nach wie vor nicht bejahen konnte und sich konsequenterweise gegen die Firmung entschied, dann auch darin bestärkt.
Ich habe jahrelang Firmgruppen begleitet, und begleute auch jetzt eine Gruppe, die Jugendvespern vorbereitet.
Dabei konnte ich immer wieder feststellen, dass die Momente, in denen einmal offen und ungeschminkt die Konsequenzen einer Entscheidung zum Ausdruck kamen, die wertvollsten der ganzen Vorbereitungszeit waren. Auch wenn der ernst manchmal nur wie ein flüchtiger Rauchschwaden im Raum stand und sich rasch wieder verflüchtigte. Da kommt eine Vierzehnjährige auf den Kern … und das pastorale Personal soll ganz schnell wieder den religiösen Ernst verwischen?
Unter Umständen hätte ich ein wenig weniger juristisch ;-) argumentiert als unsere virtuelle Gastgeberin. Grundsätzlich finde ich die Tendenz, eine Vierzehnjährige in ihrer Haltung, sich nicht »bestechen« zu lassen, zu stärken, sehr gut.
Dabei kann beides gut sein … durch die Firmung »durchflutschen«, wie mir es einmal passiert ist – ausgerechnet der Familienrebell und Agnostiker unseres Clans wurde mein Pate – oder Firmvorbereitung existenziell gestalten; aber wenn jemand eine Frage zu stellen in der Lage ist wie unsere Vierzehnjährige, finde ich, daß man ihr ehrlich antworten sollte. Amica hat meiner Ansicht nach damit zumindest keinen Schaden angerichtet.
Als ich mit 24, nach einer Jugend, in der es mir nicht gelungen war, für mich auch nur einen Glaubenssatz zu formulieren, plötzlich vor dem Glauben der Kirche stand, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: »Meine Güte, ich habe nie gewusst, dass ich mich entscheiden muss.«
"Ob jemand glaubt oder nicht, das kann nur Gott beurteilen, kein anderer Mensch und man auch selbst nicht."
schreibt benedikt hier.
Interessant.
Vielleicht bin ich ja Bahai, nur weiß ich das selber nicht. Ich kann ja anscheinend nicht beurteilen, ob ich das glaube. Oder Anhänger von Wotan und Co.?
Was es alles so für Meinungen gibt ...
Ich merke deutlich, wie mangelhaft Kommunikation über das Internet sein kann.
Einige Sachen möchte ich gerne noch mal betonen und richtig stellen:
1) Ich finde es nicht richtig, wenn sich jemand gegen sein "Bauchgefühl" oder seinen Willen firmen lässt.
2) Dass Du das Mädel zur Firmung regelrecht überreden sollst, habe ich niemals gefordert und ist nicht in meinem Sinne.
3) Gut hätte ich es gefunden, wenn Du auch erwähnt hättest, das sich der Weg nach der Firmung lohnt, vielleicht hat sie das in der Firmvorbereitung bisher nicht erfahren können. Quasi als Einladung, falls sie sich doch dazu bereit fühlt.
4)ralf: Ich sagte nicht "Was jemand glaubt, dass kann nur Gott beurteilen" - Aber was es nicht alles für Meinungen gibt...
5)Amica, ich hoffe nicht, dass ich Dich wie biggi sagt, unter Druck oder unbewusst angegriffen habe, wenn nicht tut es mir leid. Aber ich denke, dass ein Austausch über solche Sachen wichtig und in Deinem Sinne ist.
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