Es ist kein Zufall, dass ich gerade runde Füße hab und Sonnenbrand im ganzen Gesicht. Die Pfingstnovene (also die neun Tage vor Pfingsten, beginnend mit dem Freitag nach Christi Himmelfahrt) ist für mich eine besonders wichtige Zeit des Bittens um den Heiligen Geist geworden. Deshalb ist für mich auch mittlerweile eine Fußwallfahrt Standard geworden, bei der ich meinem Gebet - das mir oft unvollkommen erscheint, was ich als Perfektionistin aber gar nicht haben kann - in ganz anderer Weise Ausdruck verleihe als sonst: Mit den Füßen. Dabei gehe ich auch gern bis an meine Grenzen; das darf auch wehtun. Die Schmerzen in den Füßen und Beinen sind für mich eine Parallele zu dem schmerzlichen Ersehnen des Heiligen Geistes mitsamt Seinen sieben Gaben und neun Früchten. Die Vorbereitung auf Pfingsten nimmt zwar nicht soviel Zeit ein wie die auf Weihnachten oder gar Ostern, aber ich halte sie für nicht weniger wichtig.
Dieses Jahr ging unsere Fußwallfahrt nicht nach Neuzelle, sondern von Havelberg nach Bad Wilsnack. Organisiert wurde sie von Domvikar Patzelt im geistlichen und vom Pilgerverein Hosianna im logistischen Bereich. Freitag schon fuhren wir mit VW-Bussen von Zehlendorf nach Havelberg, wo wir im Pfarrhaus der evangelischen Gemeinde übernachteten und im Dom abends wie morgens jeweils eine Heilige Messe feierten. Sonnabend nach dem Frühstück begann dann die eigentliche Pilgerei: Wir waren eine etwas größere Gruppe als in den Vorjahren, ca. 20 Personen und ein Hund liefen mit. Wir folgten dem Kreuz. Treu begleitet wurden wir von der Muttergottes. An Elbe und Havel entlang hatten wir einen wunderschönen Weg - sonniger als erwartet. Tiefe Gespräche und manche Gebete sowie Zeiten des Schweigens säumten unseren Weg, der ein Abbild unseres Lebensweges mit Gott darstellte. Am Anfang frohgemut und frisch, war es dann doch manchmal mühsam, aber wir konnten auch immer wieder neue Kraft tanken. Während sich die meisten nach dem Besuch der Kirche in Rühstädt entschieden, den letzten Abschnitt in unseren Kleinbussen zurückzulegen, liefen wir zu fünft dann noch die letzten zehn Kilometer. Das hat sich auch wirklich gelohnt, denn hier hatten wir noch einmal eine ruhige Zeit zum Gebet und eine idyllische Landschaft, die uns dabei unterstützte. Zwar ernteten wir am Wegesrand ob unseres schon etwas merkwürdigen Ganges manchen erstaunten Blick von Zwei- und Vierbeinern, aber was störte uns das schon! Erst als wir in Bad Wilsnack bei der Wunderblutkirche angekommen waren, mochten auch wir letzten Wallläufer keinen Schritt mehr tun, und so ließen wir uns ebenfalls per Bulli zu unserer Unterkunft - einer zum Glück sehr modernen Turnhalle mit sehr guten Duschen - fahren. Nachts gab es dann noch ein paar Stunden Anbetung im Rahmen von Vierzig Tage und am nächsten Morgen eine Heilige Messe in der winzigen katholischen Kapelle von Bad Wilsnack mit der ebenso kleinen dortigen Gemeinde. Danach bekamen wir noch eine Führung durch die Wunderblutkirche und eine letzte gemeinsame Mahlzeit. Dann ging es zurück nach Berlin und von dort nach Haus. Was bleibt, ist die an Erinnerung das gemeinsame Beten um den Heiligen Geist - mit Herzen, Mund und Füßen. Und natürlich Seine Gnade.
Den halben Tag in der Kirche
vor 15 Stunden
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